Smells like Teen Spirit

Akzeptieren

Reign ließ mich verwirrt zurück. Verwirrt und resigniert. Vor allem seine ominösen Andeutungen zum Schluss. War er jetzt sauer oder nicht? Ich brauchte klare Ansagen, ich musste wissen, woran ich war. Aber Reign musste erstmal selber klarkommen.
Ich wusste nicht, wie viele Gäste noch unten waren. Es war mir auch egal. Ich wollte nicht mehr feiern. Da gab es nichts zu feiern. Juhu, Anwar ist von einem Extrem ins andere gerutscht! Vom gewissenlosen Drogendealer zum gehirngewaschenen Moralapostel! Und konsumierte jetzt fleißig Alkohol, was ja bekanntlich keine Droge war! Genau wie Scott, der stockbesoffen gegen böse Drogendealer wetterte. Alles Heuchler! Alle! Verdammt nochmal!
Konnte nicht endlich mal Ruhe im Karton sein? Frustriert feuerte ich meine Federmappe durchs Zimmer. Blöderweise war sie offen und ich konnte danach auf allen Vieren durch die Gegend kriechen und meine Stifte einsammeln. Verdammt nochmal!
Ich beschloss, ins Bett zu gehen. Hatte doch eh alles keinen Sinn mehr. Alles, was ich tat, hatte einen Bezug zu Anwar. Und das, obwohl Scott wahrscheinlich selber schuld war. Wahrscheinlich hatte der vor dem Vorfall schon nicht mehr alle Tassen im Schrank gehabt.
Mich störte, wie P als wehrloses Opfer präsentiert wurde. Sie war über 20 Jahre alt! Sie konnte auch selber Verantwortung für ihr Leben übernehmen! Ach, beide Parteien waren scheiße! Ich würde mich zu diesem Vorfall gar nicht mehr äußern. Tat ich ja ohnehin nicht, da meine Meinung dazu keinen interessierte. Dabei hatte es auch Auswirkungen auf mein Leben, wie sich heute gezeigt hatte. Was für ein frustrierender Gedanke.
Mit ihm schlief ich ein. Angezogen, in nach Suff stinkenden Klamotten. Ja, sie stanken, obwohl ich nichts getrunken hatte. Und in meiner Nase ein klein wenig Moschusduft. Woran das wohl lag? Ich wusste es nicht. Doch, natürlich wusste ich es. Aber er machte mich wehmütig.
Ich war zum Harmoniejunkie geworden. Sowas hatte ich doch früher so verachtet! Was hieß früher, bis vor wenigen Stunden. Aber im Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als das zwischen mir und Reign alles gut war. Ja, alles gut. Wie sehr ich diese Formulierung normalerweise schon hasste! Sie war nur etwas für Harmoniejunkies und seichte, oberflächliche Persönlichkeiten. Dazu wollte ich mich nicht zählen! Aber ich wünschte mir den Konflikt einfach nur weg, weit weg.
Am nächsten Tag wachte ich gegen Mittag auf. Ich fühlte mich ekelhaft, hatte einen bitteren Geschmack im Mund und Haare im Gesicht. Ich war wie gerädert. Der gestrige Abend hatte ordentlich Energie gezehrt. So viel, dass ich sie mit ein paar Stunden Schlaf nicht wieder wettmachen konnte. So zumindest laut Kourtneys Facebookseite, denn aufwühlende Ereignisse zehrten Energie, das bemerkte man durch Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit danach.
Tja, Recht hatte sie möglicherweise. Ich wollte gar nicht erst nach unten gehen und das Schlachtfeld unter die Lupe nehmen. Und damit meinte ich nicht nur den Zustand des Hauses und der Einrichtung. Unter einem Schlachtfeld verstand ich auch meine vermutlich am Boden zerstörte Mutter, meine herumwuselnde Oma, die vermutlich immer noch da war, um angeblichen Beistand zu leisten, einen gehirngewaschenen Anwar und eine traumatisierte Bella.
Na Bravo. Tolle Aussichten. Anziehen wollte ich mich nicht. Warum auch? Ich wollte mich meiner Oma nicht beugen, so bescheuert es auch klang. Ich wollte mich von dem Gefühl freimachen, ihr imponieren und ihr alles Recht machen zu wollen. Ich wollte mich doch niemandem mehr beugen! Auch wenn ich in den abgeranzstesten Klamotten auftauchte! Verrammt nochmal?
Als ich in die Küche schlurfte, hatten sich meine Ahnungen bestätigt. Bis auf die Tatsache, dass meine Mom nicht da war. „Toll", sagte Oma, als sie mich sah. „Ganz toll. Zayn hat sich aus dem Staub gemacht. Es gab ja schon mal einen dubiosen Vorfall mit ihm, aber das treibt das Ganze auf die Spitze. Kein Zettel, kein nichts. Aber jetzt komm erstmal her. Guck doch nicht so, ich wollte es dir nur sagen. Und jetzt frühstücke erstmal was, Lucy. Ich hab' Hühnerbrühe gekocht, die können wir jetzt alle gut gebrauchen."
Ich stand völlig perplex da. Ich war wie vor den Latz getreten. Bitte was? Mit was für Informationen hatte sie mich denn da bombardiert? Ich konnte es nicht richtig begreifen. Und wenn das stimmte, hielt sie es dann nicht für möglich, das etwas sensibler zu vermitteln? Ich war kein Fan davon, alles möglichst blumig schönzureden, aber das war schon ein starkes Stück. Vom dreisten Frühstücksangebot mal ganz abgesehen. Mir blieb die Spucke weg. Natürlich, jetzt im Nachhinein kam mir Zayns Verhalten auch merkwürdig vor. Sich tagelang einzuigeln und auf nichts zu reagieren, nicht einmal auf Scotts Randale. Aber was sollte ich denn mit so einer Erklärung wie ihrer anfangen?
Ich war grenzenlos überfordert. Und erschüttert über die fertigen Gestalten, die da am Frühstückstisch saßen. Bella, Anwar und Ans löffelten alle mit leerem Blick irgendeine Brühe in sich hinein. Keiner sprach. Natürlich erwartete ich nach diesem Vorfall keine Riesenstimmung, aber das war gruselig. Sie wirkten wie Zombies.
War ich im falschen Film? „Ähhh...", begann ich. Yolanda knallte mir eine Schüssel hin. „Ja, sie ist jetzt los, das klären. Ist ja Ehrensache, dass wir euch in so einer Situation beistehen. Wir bleiben noch ein paar Tage. In solchen Situationen wächst man als Familie zusammen."
Igitt! Was für schleimige Sprüche! Prompt begann es mich wieder zu kratzten. Ich hatte nunmal eine echte Allergie gegen Geheuchel jeglicher Art.
Wie konnte man von mir erwarten, in aller Seelenruhe seelenlos meine Suppe zu löffeln, während meine Mom verzweifelt nach Zayn suchte? Zayn würde uns niemals einfach so im Stich lassen?
In mir stieg eine Wut auf. Am liebsten hätte ich die Schüssel quer durch die Küche befördert. Vielleicht wären die drei trüben Tassen dann endlich aus ihrem Tran erwacht
.Stattdessen beschränkte ich mich auf ein lautes „Nein!". Klar und bestimmt.
Ich hatte viel hingenommen, ich hatte die Party hingenommen, ich hatte die Babysitterrolle hingenommen, aber alles ließ ich mir auch nicht bieten.
„Das könnt ihr vergessen. Beziehungsweise, das kannst du vergessen, Oma. Ich will sofort wissen, wo Mom ist und wie genau Zayn sich vom Acker gemacht hat. Sofort!" Meine Stimme wurde ganz schrill. Die ganze Anspannung der letzten Zeit hatte sich darin entladen.
Meine Oma legte die Stirn in Falten.

Hey Leutz
Hab keine Ideen mehr 🙁 bitte ganz lieb um Tipps ❤️
Eure Mila 🦄💓