Open book

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Angespannt saßen wir in meinem Zimmer, eine Schüssel Erdnussflips und ein paar Getränke standen auf dem Tisch.
Meine Mom tat so, als würden wir einen Kindergeburtstag feiern, anstatt ein Referat vorzubereiten. Was würde sie erst in die Wege leiten, wenn ich je mal einen Jungen mit nach Hause bringen würde? Das wollte ich mir gar nicht erst vorstellen.
Musste ich aber auch nicht. Von diesem Ziel war ich weiter entfernt als je zuvor.
Ich seufzte.
Stormi bemühte sich, die angespannte Stimmung durch lockeren Smalltalk auszugleichen. Doch ich traute ihr nicht, keine gute Basis für lockeres Geplauder.
Irgendwann gab sie es dann auch auf und vertiefte sich in ihr Handy. Mir kam es immer noch komisch vor, dass sie sich auf einmal solche Mühe um mich machte. Wenn jemand ihr normalerweise blöd kam oder ihr nicht antwortete, sagte sie etwas wie „Tschuldige, dass ich geboren bin! Wie konnte ich mich nur wagen, dich anzusprechen?", war eingeschnappt und ignorierte die Person.
Trotzdem, als es klingelte und wir beide Dustin vermuteten, sprang sie sofort auf und stürmte nach unten, ohne auf mich zu warten.
Ihr Sprung hatte mich nicht schlecht beeindruckt. Auch wenn Stormi immer noch kurvig war, hatte die definitiv abgespeckt, zumindest an Bauch und Rücken.
Ihre Schenkel waren aber noch kräftig.
Oh Mann, warum sah jeder besser aus als ich? Standen Jungs wirklich nur auf sportliche Mädchen? War Sport der Schlüssel zu Gesundheit, Glück und Schönheit?
Nachdem ich mich nochmal vergewissert hatte, dass Stormi wirklich außer Reichweite war, ging ich in die Knie und machte einige Kniebeugen.
Bei acht begann es wehzutun. So eine Scheiße! Die konnten mich alle mal! Ich würde mich jedenfalls dem Druck der Gesellschaft nicht beugen.

Kurz darauf kam Stormi mit Dustin zurück. Er trug ein teures Markenkäppi verkehrt herum auf dem Kopf und hatte es viel zu eng geschnallt.
Wenn er dachte, dass das cool aussah, da hatte er sich geschnitten. Außerdem minderte die riesige, zusammengerollte Pappe, die unter seinem Arm klemmte, seinen Coolness-Faktor beträchtlich.
„Hi!", sagte er betont lässig in die Runde. „Sorry, aber die Anfahrt war 'n bisschen stressig. Und ich hab sicherheitshalber mal 'n Plakat mitgebracht, für den Fall, dass 'ne PowerPoint nicht klappt oder so. Stormi ist ja nicht gerade 'ne Technikgöttin, wie sie mir gesagt hat!"
Lachend versuchte er, einen Arm um sie zu legen. So ein Vollidiot! Mit solchen Sprüchen konnte er bei niemandem landen. Und, was bildete er sich eigentlich ein? Dass wir ohne ihn und sein dämlichem Plakat völlig aufgeschmissen waren?
„Die Anreise war 'n bisschen stressig!"
Noch so ein Spruch und ich würde ihn eigenhändig vor die Tür setzen. Und mit so einem war Stormi ernsthaft befreundet!
Sie wurde mir sofort wieder sympathischer, als sie seinen Arm wieder abstreifte.
„Hey, hör auf mich zu beleidigen, sonst stopf ich dich in das Plakat. Du weißt, dass ich stärker bin als du!", drohte sie spaßhaft.
Oh nein, auf solche freundschaftlichen Insider hatte ich jetzt gar keine Lust!
Als ich mir wieder in Erinnerung rief, dass wir beide ihn die ganze Arbeit machen lassen würden, fiel es mir wesentlich leichter, ihn zu ertragen.
„Ich würde vorschlagen, jeder sucht erstmal 'n paar allgemeine Informationen raus!", nahm Stormi die Zügel in die Hand.
„Auf deutsch oder auf Französisch?", fragte Dustin. „Ist doch egal!", ranzte sie ungewöhnlich heftig. Er zuckte zusammen und fast tat er mir leid.
„Sorry. Also, kann jeder machen, wie er mag."
Stormi wirkte fahrig und unkonzentriert. Eins stand zumindest fest: das Referat interessierte sie nicht die Bohne und war schon mal nicht der Grund, warum sie heute hier war.
Ich verteile Collegeblockblätter an alle. Von der Abfuhr immer noch tief getroffen stürzte Dustin sich sogleich in die Arbeit, nur, damit er uns nicht mehr angucken musste.
Umso besser für uns.
„Lucy, kommst du kurz mit?" Stormi stand plötzlich auf. Bis auf die Überschrift hatte sie sich noch nichts notiert. Zugegebenermaßen hatte auch ich die Konzentration verloren und war auf tumblr hängengeblieben.
„Äh", zögerlich stand ich auf. „Kleines Frauenproblem", sagte sie entschuldigend zu Dustin.
Der lachte, es klang ziemlich bemüht und gekünstelt. „Alles klar. Ich halte hier die Stellung!"
Zusammen gingen wir vor die Tür. Stormi zog mich in Richtung Toilette sodass ich ganz kurz in Erwägung zog, dass die eben die Wahrheit gesagt hatte.
„Hast du dich bei Natalie gemeldet?"
Ich zuckte die Achseln. Es war klar, dass sie nicht wegen dem Referat so einen Aufriss veranstaltet hatte.
„Was soll das denn jetzt heißen?"
„Ja, ruhig, beruhig dich. Hab ich", sagte ich zögerlich nach einigem Überlegen.
„Okay, gut."
„Was hat Natalie mit John Bartley zu tun?"
Diese Frage war aus mir herausgeplatzt, noch bevor ich überlegen konnte. Und jetzt war es zu spät.
Stormi sah mehr als ertappt aus, ich hatte keine Ahnung, warum, aber es beunruhigte mich massiv.
„Äh... woher weißt du das?"
„Woher weiß ich was?"
Mir reichte es. Warum sprachen alle in Rätseln zu mir?
„Okay, es hat keinen Zweck mehr. Natalie wird wahrscheinlich sauer werden, aber, die hat sich das alles zu einfach vorgestellt. Du bist doch keine Marionette, mit der man machen kann, was man will und die keine Fragen stellt..."
„Bitte was?", fragte ich. Die ganze Sache gefiel mir immer weniger.
„Okay, ich sag's. Wir wissen, beziehungsweise, wir haben spitzgekriegt, dass du John ziemlich gut findest, beziehungsweise in ihn bist..."
„Woher wisst ihr das?" Okay, jetzt hatte es keinen Sinn mehr, zu leugnen. Sie hatten mir ein Geständnis abgeluchst.
„Und, ja, keine Ahnung, du hast es irgendwann mal erzählt, bei dieser Abschlussfeier..."
Da konnte ich mich überhaupt nicht mehr dran erinnern! Mir schoss das Blut in den Kopf. Wie peinlich! Was hatte ich da noch alles ausposaunt, woran ich mich jetzt nicht mehr erinnern konnte?
„Und dann hab ich dich in der Schule mal beobachtet, und, es stimmte, du bist immer so um die in der Mensa rumscharwenzelt und das war auch logisch, dann war das vielleicht der Grund, warum du dich immer so zurückziehst, haben wir uns gedacht. Weil du unglücklich verliebt bist."
„Toll, wie ihr euch um mich sorgt!", fauchte ich sie an. Ich kam mir vor, wie in einem Experiment. Aber es war nicht nur Wut auf Natalie und Stormi, es war auch Wut auf mich. Wenn ich etwas mehr mit offenen Karten gespielt hätte und mich nicht so geheimniskrämerisch verkrümelt hätte, wären die beiden auf diese Idee gar nicht gekommen.
„Ich wusste, dass du so ausrasten würdest!", seufzte Stormi. „Aber ich war noch nicht fertig. Lass mich erstmal ausreden, danach kannst du so sauer werden, wie du willst."

Hey Leutz
Uiuiui die Lage spitzt sich zu 😱😂🔥
Und was sagt ihr dazu, wies bisher läuft? Was haben Stormi und Natalie ausgeheckt 🤔 und könnt ihr verstehen, dsss Lucy sauer ist? 🙈 hautz in die Kommis
Bis heut Abend
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt