Doctor Love

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Da hatte meine Mom mich ja genau im spannendsten Moment weggerufen! Wer kannte es nicht, man fehlte mal einen Tag in der Schule und verpasste direkt Gott wusste was. Ich schaffte es noch, Stormi zu fragen, was los war, bevor die Stimme meiner Mom eindringlicher wurde.
Was sollte das auch? Warum musste man ihr alles einzeln aus der Nase ziehen?
„Lucy! Komm!"
Okay, ich erhob mich und ging nach unten. Hoffentlich musste ich mich bei Doktor Parisi gleich nicht ausziehen.
„Komm, ins Auto! Wir sind spät dran, du weißt genau, je länger wir warten, desto voller wird's da! Die ganzen Mütter mit ihren kleinen Kindern!"
Dr. Parisi unterschied in seiner Praxis nicht zwischen Kindern und Erwachsenen. Tagsüber war es dementsprechend mit kleinen Kindern und alten Leuten überfüllt, aber er war so „einfühlsam und ganz speziell", wie meine Mom ihn beschrieb, dass man lange Wartezeiten gerne in Kauf nahm. Auch, wenn er manchmal etwas außergewöhnliche Behandlungsmethoden hatte und alles in allem ein schräger Vogel war, meine ganze Familie schwor auf ihn.
Schon Yolanda hatte ihn uns wärmstens empfohlen, seit sie ihn vor vielen Jahren entdeckt hatte, er hatte ihr mit ihrer Lyme-Borreliose sehr geholfen.
Ich schielte auf mein Display, während meine Mom nach den Schlüsseln kramte.
Stormi hatte mir geantwortet.

Stormi
Gerade wurde die ganze Klasse übelst zur Sau gemacht wegen der referatssache in franze 😂 vom direx persönlich die hat dem alles erzählt 😂 fettes elterngespräch izz da die haben gefragt wer damit angefangen hat. Tja vor meiner Mom hab ich auch solche Angst... nicht 😂😂😂

War klar, das Nachspiel war ausgerechnet heute erfolgt, wo ich nicht da war. Naja, wenn man so seine Probleme löste: sich beim Direktor ausheulen. Und Dustin war jetzt bestimmt erst recht wütend. Sollte er doch! Heulsuse! Ein Gespräch mit Kylie hätte bestimmt keine unangenehmen Konsequenzen für Stormi, außer irgendwelcher willkürlicher Verbote, an die sie sich eh nicht hielt.
Und meine Mom konnte auch gerne wissen, was ich gemacht hatte. Schule war nicht alles, das hatte sie mir selbst schon oft genug gesagt.
Auch, wenn sie sich über gute Noten trotzdem freute.
Naja.
Ich zermarterte mir das Hirn nach einer Antwort, da fiel mir auf, dass Stormi wahrscheinlich eh gerade Unterricht hatte und mir nicht antworten könnte. Vielleicht wollte sie mich auch einfach nur informieren und gar keine Antwort haben.
Naja, auf jeden Fall schnappte ich mir meine Jacke und folgte meiner Mom zum Auto.
Nach einer Viertelstunde Fahrt waren wir da. Es gab auch Ärzte, die in unserer Nähe lagen, kaum fünf Minuten Fußweg, aber für Doktor Parisi war meiner Mom kein Weg zu weit. So, wie sie von ihm schwärmte, könnte man fast meinen... nein, so ein Blödsinn. Der Typ sah nicht mal gut aus, auch, wenn ich dank John wusste, dass gutes Aussehen nicht alles war. Aber mit seinen platinblonden Haaren, der komischen Designerbrille und den betont jugendlichen Klamotten unter dem Kittel war er einfach gar nicht mein Typ. Okay, meiner musste und sollte er auch nicht sein, aber ich hätte meiner Mom mehr Geschmack zugetraut.
Als wir ausstiegen und die Praxis betraten, schlug mir direkt der altbekannte Duft aus Desinfektionsmittel und Hustenbonbons entgegen.
Das Wartezimmer war brechend voll, dass sah ich sofort, verrotzte Kleinkinder auf den Schößen junger Mütter.
Die Arzthelferinnen sahen auch nicht viel älter aus. Entweder hatten die seit meinem letzten Besuch einen kompletten Personalwechsel, oder die waren alle in einen Jungbrunnen gefallen. Wo war Simone, die blonder Arzthelferin um die fünfunddreißig, die uns immer von ihren Kindern erzählt und mich ermutigt hatte, mir noch ein Bonbon zu nehmen!
Während meine Mom mich anmeldete, konzentrierte ich mich besonders auf die grünhaarige Arzthelferin mit der frechen Kurzhaarfrisur, die mir so verdammt bekannt vorkam.
Ich drehte mich versucht unauffällig so, dass ich direkt in ihr Gesicht sehen konnte. Sie hielt ein Pläuschen mit einer Kollegin. Konnte das wirklich... ich war mir nicht ganz sicher, immerhin hatte ich sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber sie sah wirklich aus wie... Tessa Eisenhuth!
Ob die noch mit Tessa zusammen war? Und ob sie wusste, wie ich zu ihrer Schwester war? Ob die beiden überhaupt noch miteinander sprachen, seitdem Natalie ihren eigenen fahrbaren Untersatz hatte? Tessa war bis dahin immer ihre Chauffeurin gewesen. Doch sie bemerkte mich gar nicht, deshalb ließ ich das Stalken sein und folgte meiner Mom ins Wartezimmer. Hier holte man sich doch bestimmt Gott weiß was! Alle Kinder husteten und niesten, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. Optimal war natürlich der Ellenbogen, doch das machte hier niemand. Wenn schon, dann in die Hand und danach sämtliche Zeitschriften und Bücher angrapschen.
Ja, in dieser Hinsicht war ich wie Zayn. Ich atmete in den Kragen meiner Jacke. Da begann ich, mich wieder zu kratzen. Oh Mann, es war echt alles nur psychisch. Naja, nicht alles, aber ein Großteil. Kaum dachte ich daran, juckte es wieder wie Hulle. Eine junge Mutter sah mich angewidert an. Die dachte bestimmt, ich wäre total verlaust oder sowas. Zumal ich weder gekämmt war, noch hatte ich mir die Zähne geputzt oder sonst irgendwas. Und ich hatte noch ordentlich Sand in den Augen. Den biologischen Fachbegriff kannte ich nicht,weil ich in Bio nicht aufpasste. Tja.
Meine Mom und ich begannen, ein wenig zu plaudern, um die Zeit rumzukriegen. Eine kleine Nervensäge nach der anderen wurde reingerufen und nachher wurde sogar ein Sitzplatz für uns frei. Ich wurde fast wahnsinnig und rieb meine Oberschenkel durch die Hose. Hoffentlich hatte der Parisi eine Wundersalbe oder sowas.
„So schlimm?", fragte meine Mom. Gut, dass Zayn nichts davon wusste. Sie schien sich ja gar keine Sorgen zu machen, dass ich sie möglicherweise anstecken könnte. Bestimmt musste man jetzt alles waschen und reinigen, damit sich die Viecher nicht vermehrten! Falls es wirklich Flöhe waren, es konnte natürlich sein, dass wir uns beide geirrt hatten. Im Internet stand ja auch viel Quatsch.
Dann, endlich, es war so weit, ich wurde aufgerufen. Inzwischen zuckte mein Auge schon nervös . Meine Mom wollte nicht sitzenbleiben, was ich schon ein bisschen komisch fand. Immerhin war ich kein kleines Kind mehr, dem man die Hand halten musste. Aber vielleicht ging es bei der ganzen Sache auch gar nicht um mich.

Hey Leutz
1 laberkapi 🙈 sorry Haut mal eure Meinung in die Kommis. Und was als nächstes mal passieren soll. Wäre echt nice 🤩🤩
Eure Mila 🦄💓

Smells like Teen SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt