Beweise verschwinden lassen

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Während der Fahrt versuchte ich immer wieder dem Sanitäter, der mit mir hinten saß, klar zu machen, das ich gar nicht ins Krankenhaus musste und das es mir gut ging. Dieser sah mich aber mit einem Lächeln an und erwiderte:“Wenn ich 1€ bekommen hätte, für jedes mal das ich diesen Satz schon gehört habe, wäre ich Billionär.“. Gerade als ich antworten wollte, begann ich zu husten, was den Sanitäter dazu veranlasste mir sofort die Sauerstoffmaske aufs Gesicht zu drücken.
Nachdem der Hustenreiz abgeebbt war, zog ich mir die Maske wieder runter und sah den Mann lächelnd an. Er schien Italiener zu sein, aber ganz sicher war ich mir nicht. Er schien meinen fragenden Blick wohl zu bemerken und lachte. „Ich bin übrigens der Franco. Welch eine Unverschämtheit meinerseits, das ich mich gar nicht vorgestellt habe“. Als ich laut auflachte sah er mich verwirrt an. „Ich habe mich gefragt, ob du Italiener bist. Da hatte ich wohl recht!“, erklärte ich ihm meine Reaktion. Wir unterhielten uns noch ein bisschen und kaum das der Rettungswagen stand, wurden auch schon die Türen aufgerissen und die kalte Außenluft drang in den Innenraum des RTWs ein.

Nach einigen Test, die die Ärztin, die sich bei mir als Julia Mertens vorstellte, mit mir durchgeführt hatte, wollte sie, das eine junge Schwester mich auf eine Station schob und ich dort ein Zimmer beziehen sollte.
Sofort erhob ich Einspruch:“Ich werde nicht hier bleiben!“. Erstaunt sah die Ärztin mich an. „Frau Petrowa. Nun sein sie doch vernünftig. Es ist nur zu ihrer Sicherheit. Immerhin...“, versuchte Frau Mertens mich zum bleiben zu überreden. „Ich weiß was ich tue. Da ich 23 Jahre alt bin, kann ich auch selber entscheiden ob ich bleibe. Außerdem bin ich nicht lebensgefährlich verletzt.“, unterbrach ich sie und begann schon damit, meine Jacke anzuziehen. „Dann müssen sie vorne noch ein paar Formulare unterschreiben und dann können sie gehen“, resignierte die junge Ärztin und sah kopfschüttelnd dabei zu, wie ich den Behandlungsraum verließ.
Kurz darauf war alles erledigt und ich verließ das Krankenhaus, fuhr mit dem Bus nach Hause und versuchte dort auf andere Gedanken zu kommen.

Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelte fühlte ich mich, als wäre mein Kopf unter eine Elefantenherde gekommen. Schnell nahm ich eine Schmerztablette ein und sprang unter die Dusche.
Beinahe hätte ich das ganze Haus zusammen geschrien als ich einen Blick in den Spiegel warf.
Meine Augen waren rot unterlaufen, mein Hals blau und grün und mein Gesicht schneeweiß.

Immer noch schockiert stützte ich mich am Waschbecken ab und sah mir meinen Hals genauer an. Man brauchte nicht viel Fantasie um die Handabdrücke erkennen zu können.
Mit der linken Hand griff ich mir meine Kosmetik-Tasche und zog die gläserne Makeup-Flasche heraus.
Vorsichtig tupfte ich mir etwas von der hautfarbenen Flüssigkeit auf die Haut und verwischte es mit den Fingern. Immer mehr Schichten Make-up trug ich auf und langsam verschwanden die Hämatome. Nach einiger Zeit und etlichen kleinen Kosmetikhelfern sah ich wieder wie ein Mensch aus und konnte arbeiten gehen.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt