„Ey Puppe."

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Das hier ist eine Triggerwarnung:
In dem Kapitel geht es um Sexuelle Belästigung.
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„Hey Bodyguard.", begrüßte ich Stephan, am Telefon, als ich aus dem Jugendamt trat. Mittlerweile war es später Abend. Der Vater von Elias kam vor einer Stunde in das Jugendamt und besprach sich noch immer mit Frau Hoffmann. Ich war noch ein wenig da geblieben damit die beiden zuerst alleine sprechen konnten. Nun war Elias wieder bei seinem Vater und ich konnte gehen. Aber nicht ohne Frau Hoffmann und auch Herr Keller meine Nummer zu geben. Für den Fall der Fälle.
„Stets zu Diensten.", kam es vom anderen Ende. „Brauchst du ein Taxi?". „Ja. Beziehungsweise sag Paul bescheid dass ich fertig bin. Wobei. Ne brauchst du nicht. Ich sehe gerade dass hier ein Taxi steht. Ich nehme das einfach.". „WAG ES JA NICHT!", hörte ich Paul brüllen und musste mir das Handy vom Ohr weghalten. „Hättest du mir nicht sagen können, dass ich auf Lautsprecher bin?", schimpfte ich. „Sorry.", kam es von Stephan. „Dein Glück dass er das gemacht hat!", rief Paul nun leiser, „Bleib ja da. Wehe du nimmst das Taxi. Wir sind auf dem Weg.". Ich hörte wie Schlüssel klimperten und wie die beiden in ihre Schuhe schlüpften. Gähnend stimmte ich zu und legte auf. Ich ging ein paar Meter und sah mich nach einer Sitzmöglichkeit um.
Gerade als ich mich auf einen Mauervorsprung setzten wollte hörte ich hinter mir ein Geräusch. In der Annahme dass es sich dabei um Paul handelte, drehte ich mich lächelnd um. „Ey Puppe.", keuchte mir ein Mann entgegen und kam immer näher. „Kein Interesse.", versuchte ich möglichst taff zu wirken. „Ganz allein hier?", der Mann kam mir näher. Ich wich weiter zurück und hielt meine Hände abwehrend vor mich. „Komm schon. Ich kann dir Sachen zeigen, von denen träumst du nicht mal in deinen kühnsten Träumen.", er griff sich meine Hände und drückte mich weiter nach hinten, bis ich an eine Wand stieß. „LASSEN SIE MICH LOS!", rief ich panisch und versuchte meine Hände aus seinem Griff zu befreien. „Warum sollte ich? Jetzt fängt der Spaß erst so richtig an.", hauchte er mir ins Ohr und hielt mit einer Hand meine Hände über meinem Kopf um seine andere Hand langsam über meine Brust, meinen Bauch und immer tiefer gleiten zu lassen.
Blanke Panik stieg in mir auf. Mir wurde speiübel als er mir „Du willst es doch auch.", ins Ohr knurrte und sich an meinem Gürtel zu schaffen machte. Und in dem Moment, als ich spürte wie er seine Hand in meine Unterhose schob, schaltete mein Hirn auf den Überlebensmodus um. Ich spuckte dem Mann in das Gesicht und versuchte meine Hände aus seinem Griff zu befreien. „Kleine Schlampe!", brüllte mein Angreifer und schlug mir erst mit der flachen Hand ins Gesicht und danach mit der Faust in die Magengrube. Danach griff er mir mit seiner Hand in den Ausschritt und riss mit einem Ruck mein Oberteil kaputt. In einem Akt purer Verzweiflung hob ich eins meiner Knie und trat ihm damit genau in seine Weichteile. Vor Schmerzen schrie er auf und lockerte seinen Griff um meine Handgelenke gerade so weit dass ich meine Hände aus dem Griff befreien konnte. Mit einer raschen Bewegung duckte ich mich unter seinen Armen weg und lief einfach los. In dem Moment bog ein Wagen auf den Parkplatz und ich lief genau darauf zu.
Der Wagen blieb mit quietschenden Reifen stehen, die Insassen sprangen kaum dass der Wagen stand heraus und liefen auf mich zu. „Daria? Was ist passiert?", Paul schloss mich in seine Arme. „Mann. Angefasst.", keuchte ich und krallte mich an ihm fest. „Den schnappe ich mir.", brüllte Stephan und lief in die Richtung aus der ich gekommen war. . „Du bist in Sicherheit. Jetzt bin ich da.", Paul drückte mich fester an sich. „Ich... Er...", ich fing an am ganzen Körper zu zittern. Die Welt begann sich zu drehen. „Daria...", begann Paul als meine Knie weich wurden und ich in seinen Armen zusammensackte. Stützend halt mir Paul mich auf dem Beifahrerplatz zu setzen, meine Beine hielt er hoch. „Sieh mich bitte an Daria.", forderte er mich auf. Da ich immer noch wie apathisch an ihm vorbei sah legte er mir seine Hand auf meine Wange. Kaum hatte seine warme Hand meine Haut berührt zuckte ich zusammen und mein Zittern verstärkte sich. „Es tut mir leid.", hauchte Paul und zog schnell seine Hand zurück.
„Ich hab ihn nicht mehr gefunden.", keuchte Stephan der gerade an den Wagen zurück gejoggt kam. Er warf einen skeptischen Blick auf mich und wand sich dann an Paul. „RTW?". Als mein Freund nickte, zog sich Stephan sein Handy aus der Hosentasche und entfernte sich ein paar Schritte.
„Daria? Wir holen dir Hilfe. Halte durch.", informierte mich Paul und zog sich seinen Sweatshirt-Jacke aus, „Ich lege sie dir um.". Ich blickte weiter geradeaus. In meinem Kopf ging ich die letzten paar Minuten immer und immer wieder im Kopf durch und fragte mich was ich in meinem vorherigen Leben angestellt haben muss, um so was zu verdienen. Paul schein meine Gedanken, wieder einmal, lesen zu können. „Es war nicht deine Schuld. Nichts von dem was dir passiert ist deine Schuld. Weder die Sache mit Ela. Noch mit Leon oder das gerade. Hörst du?", sprach er auf mich ein. Eine einzelne Träne lief mir über die Wange, die Paul, ohne weiter drüber nachzudenken, wegwischte. Diesmal zuckte ich nicht.

Kurze Zeit später wurde unsere Umgebung in blaues Licht getaucht denn ein Rettungswagen und eine Streifenwagen hielten neben uns. Paul tauschte seinen Platz, wenn auch wiederwillig mit einem der Rettungssanitäter. „Hallo. Hören Sie mich?", sprach mich der Sanitäter an. Da ich immer noch apathisch geradeaus sah, legte er mir die behandschuhte Hand auf mein linkes Handgelenk. Aber diese, nett gemeinte, Geste war zu viel für mich. Ich zog meine Beine an meinen Körper, fing wieder hemmungslos an zu weinen und rief nach Paul der sofort an meiner Seite war. Er hatte sich auf den Fahrersitz gesetzt und hielt mich über die Mittelkonsole hinweg fest. In seinen Armen entspannte ich mich ein wenig. „Wir müssen Sie in ein Krankenhaus bringen.", hörte ich den Rettungssanitäter sagen und schüttelte meinen Kopf. „Bitte nicht!", flehte ich. Paul strich mir beruhigend über den Rücken. „Es wird dir gut tun.". Ich versteifte mich in seinen Armen und schluchzte „Bitte lass mich nicht allein.". „Das werde ich nicht. Ich werde immer da sein.", versprach mit Paul mit zitternder Stimme. „Gibt es keine andere Möglichkeit?", erkundigte sich Stephan. Die Sanitäter tauschten einen Blick aus und nickten dann. „Na gut.", wand sich der ältere von den beiden Männern, „aber nur wenn Sie versprechen ihre Partnerin morgen zu einem Arzt zu bringen, okay?". Paul nickte und wand sich dann an mich. „Hast du gehört Schatz. Ich bringe dich gleich heim.". Dankbar sah ich ihn an und entspannte mich. Die Sanitäter verabschiedeten sich und fuhren weg. Einige Minuten war es still, bis Paul mich erneut ansprach: „Daria. Meine Kollegen möchten mit dir reden.". Ich nickte und erhob mich soweit, dass ich meine Beine aus Beifahrertür hängen lassen konnte blieb aber sitzen. Mit Pauls starker Hand auf meiner Schulter sah ich seine Kollegen vor mir an.
„Daria, dass sind Marc Westerhoven und Tom Mayer. Jungs, dass ist Daria Petrowa.", stellte Stephan uns vor und lehnte sich dann gegen die Motorhaube um seinen Kollegen Platz für ihre Befragung zu geben. „Wie geht es Ihnen?", erkundigte sich Herr Westerhoven und kniete sich vor mich hin, sehr bedacht darauf mir nicht zu nahe zu kommen. „Es geht wieder.", antwortete ich und spielte nervös mit meinen Fingern. „Können Sie uns sagen was passiert ist?", fragte Herr Westerhoven. „Ich...", begann ich stammelnd und spürte wie Paul seinen Griff verstärkte. Meine rechte Hand zitterte als ich sie hob und auf Pauls Hand legte. „Schon gut. Lassen Sie sich Zeit.", sprach mir Herr Meyer Mut zu. Ich atmete noch einmal tief durch und erzählte ihnen was passiert war, nachdem ich das Jugendamt verlassen hatte. Während Herr Meyer sich Notizen machte hörte Herr Westerhoven stumm zu und ließ mich ausreden. „Können Sie ihn beschreiben?", harkte er nach. „Er war einen Kopf größer als ich und hatte schwarze Haare.", ich sammelte mich kurz um nicht erneut in Tränen auszubrechen, „Er trug eine Jeans und ein rotes T-Shirt.". „Können Sie noch irgendwas zu seinem Aussehen sagen? Hatte er vielleicht ein Tattoo oder ein Piercing?" fragte Herr Meyer. Ich schüttelte den Kopf und ließ den Kopf hängen. „Schon gut Frau Petrowa. Wir machen Ihnen keinen Vorwurf. Was sie erlebt haben ist eine...", beruhigend sprach Herr Westerhoven auf mich ein bis ich meinen Kopf ruckartig hob. „Ist Ihnen doch noch was eingefallen?", fragte Herr Westerhoven. „Ich hab ihn gekratzt. Im Gesicht. Als ich mich unter ihm weggeduckt habe. Es war keine Absicht, wirklich.", erzählte ich. „Das ist gut Frau Petrowa. Sie könnten also die DNA des Täters unter den Nägeln haben. Und mit Kratzspuren um Gesicht können wir ihn schneller identifizieren.", lobte mich der Polizeioberkommissar schon fast und sah zu Paul. „Ich nehme an du willst sie fahren?". „Davon kannst du ausgehen.", antwortete Paul und er sah durch die Windschutzscheibe zu Stephan. „Ihr glaubt doch nicht wirklich dass wir sie noch mal allein lassen.", kam es von meinem besten Freund. Dankbar nickte ich ihm zu was er mit seinem typischen Lächeln quittierte. „Bringt sie bitte danach in unser Büro damit wir ihre Aussage aufnehmen können.", bat Herr Westerhoven und stand auf. „Bis gleich Frau Petrova.", verabschiedeten sich die beiden Polizisten und fuhren davon.
Mit zitternden Beinen stieg ich aus und wurde direkt von Stephan in einen Umarmung gezogen. „Bitte lass mich leben.", keuchte ich. „Verzeihung.", rief Stephan und lockerte seinen Griff.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er mich los und half mir beim einsteigen auf die Rückbank, dort wartete schon Paul auf mich und schloss mich direkt in seine Arme. Während der gesamten Fahrt zur Wache ließ Paul mich nicht los.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt