„Für immer an deiner Seite."

534 21 0
                                    


„Bring die drei bitte nicht um.".
Ich riss meine Augen auf traute mich nicht mich zubewegen. Auf die Gesichtern von Martin und Daniel schlich sich ein triumphierendes Lächeln und Stephan hielt sein Handy auf michgerichtet.
„Bitte sagt mir dass ich mir das gerade eingebilde thabe.", hauchte ich. Langsam drehte ich mich um und sah Paul im Türrahmen ,der gerade noch verschlossen gewesenen Tür, stehen.


Ich hatte immer noch Angst dass ich mir das alles einbildete. Obwohl ich Paul zwei Tage nicht gesehen hatte, kam es mir wie eine Ewigkeit vor.
Erst als Paul mich mit seinem typischen Paul-Lächel anlächelte, lief ich auf ihn zu und drückte ihn an mich. „Langsam Kleine. Sonst bringst duihn wieder zurück in die Klinik.", hörte ich Martinlachen.
„Scheiß egal.", brummte Paul und drückte mich nochmehr an sich. Ich zog Pauls unverwechselbaren Duft tief in mich hinein und brauchte all meine Selbstbeherrschung um nicht in Tränenauszubrechen.
„Bleibst du hier?", flüsterte ich gerade so laut das nur Paul mich hören konnte. „Für immer an deiner Seite.", antwortete Paul ebenfalls flüsternd. Erst dann ließ ich ihn los.

„Überraschung geglückt?", lachte Stephan alsPaul und ich bei den Sofas angekommen waren. Als Antwort ließ ichmich neben ihn fallen und drückte ihm einen Kuss auf die stoppeligeWange.
„Das nehme ich mal als Ja.", beantworte er sich seineFrage selber. Ich nickte und ließ mich gegen Paul sinken, der direktseinen Arm um mich legte.

„Warum eigentlich dieses riesigeZimmer, dafür das ich Paul wiedersehe? Ich meine das hätte dochauch bei dir geklappt, Stephan. Oder auf der Wache.", wollte ichvon den Anwesenden wissen.
„Ich muss gleich zum Dienst.",antwortete Stephan. „Und mit diesem Hotel haben wir schon einpaarmal zusammen gearbeitet. Sie sind diskret, und haben ein hohesSicherheitskonzept. Und ihr beiden brauchtet eine Bleibe.",ergänzte Martin. „Wir sollen hier bleiben?", fragte ichverwirrt. Daniel warf die Schlüsselkarte mit den Worten: „Willkommenin euren neuen, wenn auch temporären, Zuhause." auf den Tisch voruns. „Aber das kann ich mir doch nie im Leben leisten.", gestandich und wollte schon wieder aufspringen, Paul aber hielt mich zurück:„Das zahlt das Land NRW.". „Aber hätte da nicht auch einkleines Zimmer gereicht?", so ganz wohl war mir bei dem Gedankenimmer noch nicht. „Wenn es nur für euch beide wäre, dann ja. Aberes werden immer zwei Kollegen in eurer Nähe sein. Die müssen auchirgendwo schlafen.", erklärte Martin.
„Okay, das klingtplausibel.", gab ich nickend zu. „Ich muss jetzt auch los.",verabschiedete sich Stephan, „Meine Schicht fängt gleich an.".Ich nickte ihm zu und setzte mich aufrecht hin als Paul „Ich bringdich zur Tür.", sagte.
Kurz darauf waren Daniel, Martin undich allein in dem riesigen Raum. „Macht ihr so was öfter?", wandich mich an die uniformierten Männer vor mir. „Was meinst du?",fragte Martin und sah von seinem Handy auf. „Ich meine mit Leutenauf die ein Auftragskiller angesetzt wurde, in einem riesigenHotelzimmer sitzen das vom Staat bezahlt wird?", konkretisierte ichmeine Frage.

„Für mich ist es daserste Mal.", erzählte Daniel und sah Martin fragend an. „Alsoich hab schon auf auf einige Leute aufgepasst. Aber sonst saß ichimmer im Streifenwagen. Und es war auch niemand so wichtig wie du.",berichtete Martin. „Ich bin nicht sonderlich wichtig.", gab ichzu bedenken als Paul wieder zu uns zurück kam. „Für uns bist duverdammt wichtig.", ließ er mich wissen und setzte sich wiederneben mich.
Ich kuschelte mich wieder an Paul heran und hörteden Männern zu wie sie über die neusten Fußball Spielefachsimpelten. In meinem Kopf ging ich die Ereignisse der letzenMonate durch und war fasziniert darüber wie eine einfache Meldungmeiner handgreiflichen Kollegin dazu führte dass ich in einerriesigen Suit saß weil jemand einen Auftragskiller auf michangesetzt hatte.
„Frau Keller.", entfuhr es mir. „Bittewas?", fragte Paul. „Ich meine, sie ist auch sauer auf mich.Erinnere dich doch mal, Sie hat mir doch auch gedroht.", antworteteich und sah Daniel an. „Da hat sie Recht.", stimmte der jungePolizist mir zu und zückte sein Handy, „Ich informiere Klaus.".


Kurz darauf kam erwieder und fasste das Telefonat für uns zusammen: „Klaus traut ihrdas nicht zu, wird sie aber auf die Wache bestellen und befragen.".Ich nickte und spürte wie Paul mir einen Kuss auf den Haaransatzhauchte.

„Ich hab Hunger. Was istmit euch?", ließ uns Martin wissen. „Du weißt schon dass esmittlerweile 23 Uhr ist, oder?", lachte Paul. „Und? Ich hab haltHunger.", wie ein bockiges Kind schob Martin seine Unterlippe vorund verschränkte seine Arme vor der Brust, und brachte mich damitzum lachen. „Gott wie ich dein Lachen vermisst habe.", hauchtemir Paul ins Ohr und ich wurde auf der Stelle rot. „Will ich wissenwas du ihr gerade ins Ohr geflüstert hast?", erkundigte Daniel.„Nöp.", lachte Paul und zog mich noch näher an sich.
„Alsowas ist jetzt mit meinem Essen?", brachte Martin das Gesprächsthemawieder auf, das für ihn, wichtige Thema zurück.
„Los, bestellwas. Ich will doch nicht dass du vom Fleisch fällst. Aber denk andie Paprika.", ich zwinkerte ihm zu und stand auf. „Wo willst duhin?", fragten Daniel, Stephan und Martin wie aus einem Mund. „Aufdie Toilette?", antwortete ich kopfschüttelnd, „Will jemandmit?".
Ich sah wie Pauls Augen kurz aufblitzten und sah ihntadelnd an. Da keiner der drei Männer, logischerweise, mitwollte,ging ich rasch ins Bad.
Als mein Blick auf mein Spielbild fiel,erschrak ich. Meine Augen waren blutunterlaufen, meine Augenringehatten selber Augenringe und waren tief schwarz. Meine Gesicht warblass und meine Haare fettig. Ich musste es den Jungs echt hochanrechnen, dass sie keine Kommentare zu meinen Aussehen gemachthatten. Zuerst entlernte ich meine Blase und wusch mir dann mitkaltem Wasser meine Hände und das Gesicht. Meine Haare wuschelte icheinmal durch und frisierte sie zu einem Dutt um sie halbwegs gutaussehen zu lassen. Ich schien mehr Zeit dafür zu brauchen als ichdachte, denn es klopfte an der Tür und Pauls Stimme drang durch dasdunkele Holz: „Ist alles gut bei dir?".
Ich öffnete die Türund sah Paul entschuldigend an: „Tut mir leid, aber ich musste michetwas frisch machen.". „Wie wärs, später nach dem Essen, gehstdu erst schön duschen und dann schläfst du dich mal ordentlichaus.", schlug Paul vor und tippte mit seinem Zeigefinger auf meineNase, „Ein Vögelchen hat mir nämlich zu gezwitschert dass du dassdu davon in letzter Zeit nicht viel hattest.". „Von was?Vom Duschen oder vom Schlaf?", lachte ich auf.. „Wärst du mirböse wenn ich beides sage?", antwortete Paul ehrlicherweise. „Ichwäre dir böse wenn du es nicht würdest.", gab ich zurück und drückteihm einen raschen Kuss auf die Lippen.
„Weißt du eigentlichwie sehr ich dich vermisst habe?", hauchte Paul als ich mich vonihm löste. „Bestimmt nicht mehr als ich dich.", bemerkte ich miteinem kleinen Lächeln.
Hand in Hand gingen wir zurück zu Martinund Daniel die schon wieder mitten in einer Fußball-Diskussion war.Es dauerte auch nicht lange, da klopfte es an der Tür. Als hättedas Klopfen einen Schalter bei den drei Beamten umgelegt, sprangendie drei auf. Paul zog mich in die Fensterlose Küche. Daniel undMartin zogen ihre Waffen und gingen auf die Hotelzimmertür zu.
„Werist da?", hörte ich Daniel rufen. „Zimmerservice.", klang esdumpf und leise durch die Tür.
Dann hörte ich wie jemand dieTür öffnete und ein Wagen in den kleinen Hotelzimmerflur gerolltwurde, dann fiel die Tür schwer ins Schloss.
„Ihr könnt rauskommen.", gab Daniel Entwarnung. Als Paul und ich in das große'Wohnzimmer' kamen durchsuchte Martin gerade den Wagen aufeventuellen Gefahren.
Erst jetzt wurde mir bewusst dass ich aufjede kleine Kleinigkeit achten musste. Ein unaufmerksamer Momentkönnte das Leben von meinen Freunden, Paul oder auch mir kosten.
„Sicher.", gab nun auch Martin Entwarnung und stellte dasEssen auf den Couchtisch.
Paul führte mich zum Sofa undgemeinsam setzten wir uns. „Alles gut?", wollte Daniel wissen,als er meinen Blick sah. Nun sahen mich auch Martin und Paul prüfendan.
„Mir ist nur gerade so richtig bewusst geworden, wie ernstmeine Lage ist.".

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt