Ein wahr gewordener Traum

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Nach dem letzten Zug aus der Kaffeetasse stellte ich eben diese in die Spüle und begann mich ein wenig im Haus umzusehen.
Mit wenigen Schritten war ich im Flur und sah mir die dort hängenden Fotos an. Einige zeigten ein altes Ehepaar, von denen ich annahm dass es Pauls Großeltern waren, denn sie standen vor seinem jetzigen Haus. Ein anderes Paar sah Paul sehr ähnlich, sie standen an einem Sandstrand und hielten einen kleinen Jungen im Arm. Der Junge lachte verschmitzt, und eben dieses Lächeln kannte ich mittlerweile sehr gut. Auf dem nächsten Foto sah man einen jungen Paul mit einem kleinen Mädchen stehen, dass eine Schultüte in der Hand hielt. Paul trug einen schwarzen Anzug und sah mächtig stolz aus. Vorsichtig strich ich über den schichten Rahmen und fragte mich wer wohl das Mädchen war.
Auf dem wohl neusten Foto stand Paul in seiner Polizeiuniform und blickte stolz in die Kamera. Von seinen Eltern war nichts zu sehen, aber neben ihm stand wieder das junge Mädchen, nur diemal war sie sicher schon sechzehn oder siebzehn Jahre alt.
Im nächsten Raum stand seine Waschmaschine und der Trockner, um den ich ihn ehrlich gesagt beneidet habe.
Durch eine geschwungene Treppe gelang ich in die nächste Etage und öffnete die Tür zu meiner rechten, und blieb überrascht stehen.

Jeder der mich näher kennt, weiß dass ich gerne lese. Und dass ich Belle, aus dem Märchen „Die schöne und das Biest", um die gigantische Bibliothek beneide.
Und nun stand ich in meinem wahr gewordenen Traum. An der einen Wand standen fünf hohe Bücherregale, alle waren voll mit Büchern, Dekoration und einigen Pflanzen. Auf der anderen Seite stand eine riesige Sofa-Landschaft mit Decken, Kissen und einem kleinen Tisch. Bewundert strich ich über die Bücherrücken der alten Ausgaben von Klassikern aller Welt.
Auch einige Märchenbücher standen im Regal, neben Büchern von Pipi Langstrumpf, Die Tribute von Panem und Harry Potter. Letztere Reihe gehörte zu meinen Lieblingsbüchern, also nahm ich mir den ersten Teil und machte es mir auf dem Sofa gemütlich.
Als ich gerade las wie Harry sich von seinen neuen Freunden am Bahnhof verabschiedete, begann mein Magen an zu knurren. Ich sah auf die große Wanduhr über der Tür und stellte überrascht fest dass ich fünf Stunden gelesen hatte.
Vorsichtig stellte ich den Roman wieder an seinen Platz und ging in die Küche. Mit einem raschen Blick in den Kühlschrank stellte ich fest dass das einzig essbare im Hause Richter eine alte Gurke war. Sonst fand man im Kühlschrank eine Menge Bier und einige Flasche Limonade.
„Tja, dann mache ich mal auf gute Hausfrau und gehe einkaufen", murmelte ich während ich in meine Schuhe schlüpfte, einen der Ersatzschlüssel vom Schlüsselbrett griff und das Haus verließ.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt