„Pass gut auf mein Mädchen auf."

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Weil ich gerade ganz gute Laune habe, gibt es direkt ein zweites Kapitel. Hoffe es gefällt euch.
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Auch die Nacht vor unserer Kirchlichen Trauung verbrachten Paul und ich getrennt voneinander. „Habt ihr den euer Reden fertig?", wollte ich von meinen Freundinnen wissen, als wir zu dritt auf Jules Sofa saßen und Traube-Käse Spieße aßen.
„Natürlich. Und du? Ist dein Gelübde und deine Rede einstudiert?", konterte Jule und ich nickte. "Alles in dreifacher Ausführung aufgeschrieben. In der Handtasche einmal, in deinem Auto und ich hab eine Version in der Kirche deponiert für den Notfall.", erklärte ich und lächelte meine Freundinnen stolz an. Die aber sahen mich verwundert an. „Du hast deine Rede und dein Gelübde bei mir im Auto deponiert? Wann?", wollte Jule wissen. „Und du hast die auch noch in der Kirche deponiert? Was soll denn passieren?", fügte Hannah hinzu. „Ich wollte halt auf Nummer sicher gehen.", gab ich kleinlaut zu und spielte mit den Zahnstocher auf dem bis vor einigen Sekunden noch ein Käsewürfel steckte. „Du bist einmalig Daria.", Jule zog mich in ihre Arme und versuchte ihr Lachen zu unterdrücken.

Durch die standesamtliche Trauung hatten wir schon ein wenig Übung was das zurecht machen anging, daher trafen wir überpünktlich bei der Kirche ein, vor der Klaus, Stephan und Daniel schon auf uns warteten. Nervös spielte ich mit dem Blumenstrauß den wir auf dem Weg zur Kirche abgeholt hatten. „Sollen wir aus meinem Auto ein Fluchtauto machen? Ich hab ein mobiles Blaulicht im Handschuhfach und darf es nutzen.", Jule drehte sich zu mir und ich schüttelte breit grinsend meinen Kopf: „Kommt so zirka fünf Wochen zu spät.".
In diesem Moment klopfte Klaus an der hinteren Tür und öffnete diese dann. „Darf ich bitte?", hielt er mir seine Hand entgegen und halft mich beim aussteigen. „Du siehst atemberaubend aus. Ihr drei.", Stephan drückte mich kurz an sich und hielt dann Jule seine Arme hin, sowie Daniel Hannah seinen Arm anbot um die beiden zum Altar zu führen.

„Bereit?", Klaus sah mich fragend an. Ich nickte und atmete tief durch, als die ersten Töne der Orgel erklangen und somit mein Einschreiten in die Kirche verkündete. Krampfhaft hielt ich mich am seinem Arm fest, da ich Angst hatte mit den weißen Pumps zu stolpern, aber sobald mein Blick auf meinen Ehemann fiel, wich jede Nervosität von mir ab. Paul liefen die Tränen die Wangen hinab, als er mich in dem weißen bodenlangen Kleid mit Tüllrock auf ihn zuschreiten sah, und auch mir stiegen schon die ersten Tränen in die Augen, als ich ihn in seinem schwarzen Anzug neben den sechs Stühlen stehen sah.
In den liebevoll geschmückten Sitzreihen standen all unsere Freunde, Pauls Kollegen und die jeweiligen Lebenspartner, Heidi und auch Collin, Frank, Elke und Volker. Maja lief umher und schoss so viele Fotos dass ich mich fragte ob sie wohl genug Speicherkarten eingepackt hatte. Je näher ich dem Pastor, unseren Trauzeugen und meinem Mann kam desto mehr fiel jegliche Anspannung der letzten Monate von mir ab.
„Pass gut auf mein Mädchen auf.", bat Klaus, als er mich an Paul weiterreichte. „Immer.", antwortete Paul mit tränenerstickter Stimme. Klaus setze sich, nachdem ich ihn auf die Wange geküsst hatte, zu seiner Frau in die erste Reihe und tupfte sich verhalten über die Augen.
„Setzen Sie sich bitte.", bat Pfarrer Baumann als die letzten Töne der Orgel verklungen waren. „Liebe Gemeinde, liebe Trauzeugen und liebes Brautpaar. Wir sind hier zusammen gekommen um auch vor Gott die Verbindung zwischen Daria Petrowa, mittlerweile Richter, und Paul Richter zu bezeugen. Da die beiden hier zu dritt vor mir sitzen, wird diese Trauung auch kürzer ausfallen als einige von Ihnen das vielleicht kennen.", Herr Baumann lächelte in die Runde und einige unserer Gäste lachten verhalten auf. „Ich persönlich kenne Paul schon seitdem er ein kleines Baby war. Ich habe ihn getauft, war bei seiner Kommunion und seiner Firmung dabei aber leider auch bei den Beerdigungen seiner Großeltern. Schon damals war mir klar dass Paul seinen Weg, gegen alle Wiederstände, gehen wird und so kam es auch. Und nun steht hier der kleine, freche Junge von damals und ist erwachsen geworden. Erwachsen und gründet seine eigene kleine Familie. Und ich vermag zu verraten dass ich auch die nächste Generation von Richtern taufen darf.". Paul und ich sahen uns kurz an und grinsten beide von einem Ohr zum anderen. „Zwar kenne ich Daria noch nicht so lange, aber auch bei ihr bin ich mir sicher dass sie ihren Weg gehen wird. Allein wenn man das berücksichtigt was die beiden mir in unseren Gesprächen erzählt haben.", fuhr der Pfarrer fort und ich spürte wie Paul mein Hand fest drückte.
„Daria und Paul haben in ihrem gemeinsamen Leben schon einiges erlebt und Sie, liebe Gäste, standen den beiden immer mit Rat und Tat zur Seite. Daher bitte ich Sie, die beiden auch in ihrer Ehe zu unterstützen und für sie da zu sein.". Der Pfarrer ließ seinen Blick über alle anwesenden Gäste gleiten und blickte zum Schluss erst Daniel und Stephan an, die neben Paul saßen, und dann Jule und Hannah, die neben mir saßen.
„Das Brautpaar hat seine eigene Gelübde geschrieben die sie jetzt vorlesen werden. Darf ich bitten Daria?", Pfarrer Baumann nickte mir zu und trat einen Schritt zurück. Paul und ich standen auf und ich überreichte Jule meinen Brautstrauß damit ich Pauls Hände in meine nehmen konnte.
„Paul. Ich glaube es ist kein Geheimnis wie sehr ich dich liebe. Schon damals, als wir uns das erste mal getroffen habe, habe ich mich in deine Art verliebt. Du schaffst es mich zu erden, wenn ich in den Wolken bin und lässt mich fliegen wenn ich am Boden bin. Gemeinsam sind wir durch dick und dünn gegangen und egal was passiert du kannst dir sicher sein, ich stehe an deiner Seite.", mir lief die erste Träne die Wange hinab die Paul vorsichtig, mit ebenfalls Tränen in den Augen, wegwischte, als ich weitersprach, „Ich weiß du hast es nicht immer leicht mit mir und ich habe einiges an Gepäck in unsere Beziehung mitgebracht. Aber dank dir wird der Berg immer kleiner, denn du gibst mir den Mut mich meinen Ängsten zu stellen und die Kraft meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Dafür, und für deine bedingungslose Liebe zu mir und dem Krümel, werde ich dir auf ewig dankbar sein.". Ich drückte Pauls Hände und musste mich zusammen reißen, um ihn nicht direkt zu küssen. Paul wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg und ergriff danach direkt wieder meine Hände. „Wie soll ich das denn jetzt toppen?", scherzte er und lächelte mich breit an. Ein kurzes Lachen ging durch die Reihen und ich schüttelte schmunzelnd meinen Kopf.
„Daria. Jahrelang war ich der festen Überzeugung das ich der ewige Junggeselle bleiben werde und maximal das Potential zum lustigen Onkel habe. Das änderte sich als ich an einem tristen August morgen zu einer Körperverletzung in einen Kindergarten gerufen wurde. Und ab dem Moment, an dem ich in deine großen, wunderschönen Augen gesehen habe, schien die Sonne. Seit diesem Zeitpunkt konnte ich an nichts anders als an dich und diesen Augenblick hier denken. Ich bin mir sicher, dass ich einigen meinen Kollegen gewaltig auf die Nerven gegangen bin, weil ich jedem von dir erzählt habe.", Paul verstummte kurz, da erneut ein, diesmal zustimmendes, Lachen durch die Kirche hallte, „Du machst mich zu einem besseren Menschen und gibst meinem Leben einen Sinn. Ich bin jeden Tag verdammt dankbar, dass du an meiner Seite bist und verspreche dir dass ich dich, unseren Krümel und seine potentiellen Geschwister, bis zu meinem Lebensende lieben, ehren und beschützen werde.". Ich spürte wie Jule mich antippe und mir diskret ein Taschentuch reichte, mit dem ich, mit zitternden Händen, meine Tränen von meinen Wangen wischte.
„Da die Gelübde nun verlesen worden sind, kommen wir zum Tausch der Ringe. Dafür bitte ich Sie alle sich zu erheben.", bat der Pfarrer und sah Paul und seine Trauzeugen an. Sofort klopften Stephan und Daniel ihre Anzüge ab und suchten die Ringschatulle. Je länger sie brauchten, desto nervöser wurde ich. „Jungs?", raunte Paul seinen Trauzeugen zu und sah sie böse an. Gerade als ich mich panisch zu meine Freundinnen drehen wollte, hörte ich das erlösende „Ha!", von Stephan.

Herr Baumann nahm Stephan die Schatulle ab, öffnete diese und sprach ein kurzes Gebet um die Ringe zu segnen. „Paul, ich bitte dich diesen Text vorzulesen und dann Daria ihren Ring anzustecken.", erklärte der Pfarrer, reichte ihm die Schmuckschatulle und hielt ihm, nachdem er meinen Ring an sich genommen hatte, einen kleinen Zettel hin: „Daria, vor Gottes Angesicht nehme ich dich als meine Frau. Ich verspreche dir die Treue in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und in Armut. Ich will dich achten, lieben und ehren alle Tage meines Lebens. Trage diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue.", Paul schluckte schwer als er den Ring auf meinen rechten Ringfinger schob, „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geiste.".
Nun hielt mir Pfarrer Baumann die Schmuckschatulle hin und ich nahm Pauls Ring an mich. „Paul, vor Gottes Angesicht nehme ich dich als meinen Man. Ich verspreche dir die Treue in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und in Armut. Ich will dich achten, lieben und ehren alle Tage meines Lebens. Trage diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue.", trug ich mich brüchiger Stimme vor und steckte nun Paul seinen Ring an den rechten Ringfinger, „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geiste.".
Pfarrer Baumann nahm meine und auch Pauls rechte Hand in seine und schloss die Augen: „Herr im Himmel, segne Daria und Paul und schenke ihnen deine göttliche Liebe.".
Lächelnd ließ der Pfarrer unsere Hände los und sprach endlich den Satz aus auf dem ich schon die ganze Zeit gewartet hatte: „Kraft meines Amtes, verliehen von Gottes heiliger Kirche, erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau. Paul, du darfst deine Frau nun küssen.".
Direkt zog mich Paul an sich und stützte mich mit seinem linken Arm sodass ich mich ein Stück nach hinten beugten konnte, als er mich stürmisch küsste.
Tosender Applaus ertönte und ich hörte einige Pfiffe, aber das schönste Gefühl waren das, was Pauls Lippen auf meinen und die Tritte unseres gemeinsames Kindes in mir auslösten. „Ich liebe dich.", hauchte Paul gegen meine Lippen als wir uns voneinander lösten. „Ich liebe dich mehr.", erwiderte ich und lächelte ihn so breit an, das mir meine Wangen weh taten.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt