„Da wäre ich mir nicht so sicher."

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„Wollen wir direkt zur Wache oder willst du vorher was essen?", Paul hielt mein Gesicht noch immer fest und ich hatte meine Arme um seinen nackten Oberkörper geschlungen. „Jetzt. Dann haben wir es hinter uns und können deinen freien Tag genießen, bevor du morgen wieder arbeiten musst.", entschied ich und hauchte Paul einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, ehe ich seine Hände von meinem Gesicht löste und hoch ins Badezimmer ging um zu duschen.
Als ich nach der Dusche wieder in das Schlafzimmer kam, saß Paul schon umgezogen auf dem Bett und sah auf seine rechte Hand. „Willst du den Ring etwa schon los werden?", lachte ich und ging an den Kleiderschrank um mir was zum anziehen zu suchen. „Niemals. Mir ist gerade nur bewusst geworden, dass ich gleich das erste mal mit dem Ring auf die Wache komme.", erklärte Paul und stellte sich hinter mich, „Mensch das Handtuch ist aber lose." und ehe ich mich versah stand ich völlig nackt vor dem Kleiderschrank. Meine Augen fielen zu als ich Pauls Hände auf meinem Körper spürte und ich musste mich zusammenreißen nicht aufzustöhnen. „Paul... Wir müssen...", stotterte ich als seine Fingerspitzen meiner Mitte gefährlich nahe kamen. „Wir müssen nichts...", Paul küsste sich meinen Hals entlang.
Ich wollte mich gerade zu ihm umdrehen als ein stechender Schmerz in meinen unteren Rücken schoss. „Fuck.", keuchte ich und hielt mich an der Schranktür fest. „Was ist?", Paul kam um mich herum und sah mich besorgt an. Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte mich an die Atemtechnik der Vorbereitungsvideos zu erinnern. „Daria?", die Panik in Pauls Stimme zwang mich dazu meine Augen zu öffnen und ihn anzusehen. „Übungs... Übungswehe.", presste ich zwischen meinen Zähen hervor. „Ich rufe den RTW.", Panisch zog Paul sein Handy aus der Hosentasche aber ich schüttelte den Kopf. „Sie wird... schon schwächer.", beruhigte ich ihn und konnte eine meiner Hände vom Schrank lösen um nach Pauls Hand zu greifen und sie auf meinen Bauch zu legen. „Ich will kein Risiko eingehen, Schatz.", vorsichtig zog mich Paul an sich und ich war dankbar über den Extrahalt. „Müssen wir auch nicht. Der Schmerz ist weg. Nach der Wache fahren wir in der Klinik vorbei, ja?", ich lehnte meine Stirn an Pauls Schlüsselbein. „Ich rufe die Hebamme gleich an und warne Sie vor. Du ziehst dich in Ruhe um ja?", Paul zog wahllos eine Hose und ein Shirt aus dem Schrank und führte mich zum Bett. „Unterwäsche wär vielleicht auch ganz gut.", ich lächelte Paul an und wollte aufstehen. „Wag es nicht.", zischte mein Mann und hielt sich bereits sein Handy ans Ohr. Wieder griff er einfach in meine Unterwäschen Schublade und warf mir einen Slip und einen BH zu. „Hallo Kirsten, Paul hier.", Paul lauschte der Hebamme und ließ mich keine Sekunde aus den Augen. „Danke und ja. Daria hatte gerade eine extreme Übungswehe.", antwortete Paul gerade als ich mir den Bh zuknöpfte. „Leider ja. Extremen.", fuhr sich durch die Haare und nickte. „Natürlich, wir müssten vorher zu Wache aber danach kommen wir direkt. Danke.", Paul legte auf und steckte sein Handy weg und ich zog mir die Hose hoch. „Wir sollen direkt nach der Wache vorbei kommen.", erklärte Paul das offensichtliche und sah mich besorgt an. „Paul es geht mir wieder gut. Mach dir keine Sorgen.", ich nahm seine Hände und legte sie auf meinen Bauch.
„Trotzdem. Wenn es nach mir ginge, würden wir direkt in die Klinik fahren.", brummte Paul und atmete tief durch. „Wir beeilen uns auf der Wache, ja?", ich hauchte Paul einen Kuss auf die Wange und ging mit ihm runter.

„Frau Richter. Paul. So früh haben wir euch nicht erwartet.", Herr Zimmermann wies auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. „Wir dachten wir bringen das so schnell wie möglich hinter uns.", erklärte ich und setzte mich. „Hugo, können wir das hier extra schnell über die Bühne bringen?", Paul setzte sich ebenfalls und hielt auch schon unsere Ausweise in der Hand. „Was ist denn los? Wollt ihr gleich in die Flitterwochen?", der Kriminalkommissar lächelte uns breit an, das Lächeln erstarb aber als Paul ihm von dem Notfalltermin im der Klink erzählte. „Ihr hättet doch direkt hinfahren können.", er sah Paul fassungslos an und zog einen Zettel aus der Akte vor ihm.
„Ich hab eure Aussage von gestern schon verschriftlicht. Lest sie durch und sagt mir wenn ihr was ergänzen oder streichen wollt.", er schob Paul den Zettel hin, der den Zettel rasch überflog. „Passt alles. Was ist mit den beiden Tätern?", Paul schob den Zettel wieder zurück und sah seinen Kollegen bestimmt an. „Beide wollten nicht aussagen. Sitzen aber aufgrund ihrer Vorstrafen und den Drohungen warm und trocken.", antwortete Herr Zimmermann zügig und schob Paul seine Visitenkarte zu, „Das wäre alles. Macht das ihr in die Klinik kommt, wenn was ist ruft uns an. Entweder ich oder Max sind immer erreichbar.". „Danke.", Paul stand auf und hielt mir seine Hand hin. „Das wars schon?", verwundert sah ich die beiden Männer an. „Ja. Ich gehe davon aus das weder Paul noch du mich angelogen habt. Falls ich noch was wissen muss, kann ich ja einen der Kollegen unten fragen.", der Kriminalkommissar lächelte mich an und ich stand auf. „Lass uns dich jetzt in die Klinik bringen.", bat Paul und zog mich praktisch mit sich.
Einen gefühlten Wimpernschlag später, lag ich auf der Untersuchungsliege und Kristen tastete meinen Bauch ab. „Es war bestimmt nur eine Übungswehe.", ich sah zu Paul der jeden Handgriff der Hebamme genau beobachtete. „Da wäre ich mir nicht so sicher.", gab Kirsten zu und zog sich ihre Handschuhe aus. „Bitte was?", ich setzte mich ruckartig auf und Paul griff nach meiner Hand. „Du hast in der Schwangerschaft extremen Stress gehabt, dass das nicht unbemerkt an eurem Sohn vorbei geht, ist klar.", die Hebamme zog ihr Tablett von Schreibtisch und tippte darauf herum.
„Bitte sag mir, dass es meinem Sohn gut geht.", keuchte ich und legte mir meine Hände auf den Bauch. „Ja, es geht ihm gut. Noch. Das kann sich aber, bei jedem kleinen bisschen neuen Stress, schlagartig ändern.", Kirsten setzte sich auf ihren Arbeitshocker und rollte damit zu mir und Paul. „Das wollte ich nicht.", ich sah zu Paul und spürte wie mir die Tränen die Wangen hinunter liefen. „Verzeiht mir die harte Wortwahl, aber ich musste dir einfach die Augen öffnen. Ab jetzt heißt es viel Bett- und Sofaruhe. Vorerst für vier Wochen. Danach schauen wir weiter.", Kirsten legte mir sanft ihre Hand auf den Oberschenkel. „Ich mache alles. Egal was. Hauptsache dem Kleinen geht es gut.", versprach ich und hoffte das Paul mir verzeihen würde. „Das ist gut. Ich komme nun jede Woche einmal zu euch und untersuche dich.", schlug die Hebamme vor und reichte mir meinen Mutterpass. „Gibt es noch etwas das wir tun können?", wollte Paul wissen und atmete tief durch. „Sorgt einfach dafür das Daria keinen Stress hat. Geht spazieren, schaut Filme oder fahrt in den Urlaub.", schlug meine Hebamme vor und stand auf. „Ich werde mich in den vier Wochen nicht einen Meter zu viel bewegen.", schwor ich und sah zu Paul. „Da kannst du dir sicher sein.", Paul hielt mir seine Hand hin und führte mich aus dem Raum.
„Es tut mir leid.", nuschelte ich als wir im Auto saßen. „Bitte?", verwundert sah mich mein Ehemann an und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße. „Ich bin Schuld dass es unserem Krümel schlecht geht.", ich stich über meine Babykugel und kämpfte wieder mit den Tränen. „Wir haben da beide Schuld dran. Ich hätte dich früher aus den ganzen Situationen rausziehen müssen. Egal ob Dickkopf oder nicht.", widersprach Paul und bog auf die Hauptstraße. „Du musst mich hassen.", hauchte ich und ließ den Tränen freien Lauf. „Ich hasse dich nicht, Daria. Ich liebe dich. Deswegen werde ich jetzt besonders gut auf dich acht geben und dich nicht mehr allein lassen.", beruhigte mich Paul und legte mir seine Hand auf den Oberschenkel.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt