„Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"

404 19 3
                                    

Ich bin dann mal in meinem Bunker.
___________________________________________________________

„Daria?", rief Paul kaum das er ins Haus kam. „In der Küche.", rief ich und zog zwei Teller aus dem Schrank. „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?", Paul baute sich mit verschränkten Armen vor mir auf. „Das Essen ist fertig?", ich biss mir unsicher auf die Unterlippe und schob Paul ein kühles Bier hin. „So einfach kommst du mir nicht davon.", erklärte Paul und kam näher. „Sei mir doch nicht böse, Schatz.", säuselte ich und stellte mich dicht vor ihn. „Hast du in letzter Zeit trainiert?", ich fuhr mit meinen Händen über seine Oberarme und sah im tief in die Augen. „Das bringt auch nichts.", brummte Paul, ich sah ihm aber an dass seine Mauer anfing zu bröckeln. „Ach nein?", ich griff an seine Oberarme, stellte mich auf meine Zehnspitzen und küsste seine Nasenspitze. „Mist.", Paul zog mich in seine Arme und küsste mich stürmisch.
„Also kein Essen?", neckte ich ihn als er mich wieder los ließ. „Definitiv Essen.", Paul drückte mich auf einen der Barhocker und deckte die Kücheninsel zu Ende und setzte sich neben mich. „Keine Ahnung womit ich dich verdient habe.", hauchte mir Paul zu und gab sich etwas vom Eintopf auf den Teller. „Schleimer.", nuschelte ich mit vollen Mund und lächelte Paul verliebt an.
Nach dem Essen machten wir es uns auf dem Sofa gemütlich und sahen eine Komödie an. Das Bier hatte Paul schon beim Essen ausgetrunken und war nun zum Tee gewechselt.


Am nächsten Tag hatte Paul wieder die Frühschicht, diesmal ließ er mich aber ausschlafen sodass ich erst gegen 13 Uhr wach wurde. Völlig verplant ging ich in die Küche und sah mein Handy auf der Kücheninsel liegen. „Deswegen hab ich also den Wecker nicht gehört.", seufzte ich und sah auf dem Display dass Paul mich etliche Male versucht hatte zu erreichen. Nervös reif ich zurück, erreichte aber nur seine Mailbox. „Bitte nicht.", keuchte ich und wählte Stephans Nummer. Aber auch da ging nur die Mailbox dran. „Daria beruhig dich. Wenn was passiert wäre, hätten die dich erreicht.", ich atmete tief durch und wählte die Nummer von Klaus.
„Hallo Daria, was verschafft mir die Ehre?", meldete sich der Dienstellenleiter. „Ich will gar nicht lange stören, aber weißt du wo Paul ist?", antwortete ich und atmete tief durch. „Der Junge ist gerade in einer Vernehmung, warum? Brauchst du Hilfe?", ich hörte wie Klaus sich alarmiert aufsetzte. „Nein alles gut. Aber er hat mich paar mal versucht zu erreichen und nun geht nur die Mailbox dran. Ich hab mir nur Sorgen gemacht.", erklärte ich und reib mir den Nacken. „Es geht im gut, er wird sich bestimmt bei dir melden wenn er fertig ist.", versprach Klaus. „Danke. Ruhige Schicht noch.", wünschte ich und beendete das Gespräch.

Ich lag im Wohnzimmer auf dem Sofa und scrollte durch meine Sozial-Media Profile als ich Paul nach Hause kommen hörte. „Daria?", ich hörte es schon an seiner Stimme dass etwas nicht stimmte. „Was ist passiert?", ich stand auf und kam ihm entgegen. „Können wir reden?", Paul warf seine Sporttasche achtlos auf den Boden und sah mich nervös an. „Was ist passiert? Ist jemand verletzt?", panisch sah ich ihn an und versuchte ruhig zu bleiben. „Kannst du mir das erklären?", er hielt mir sein Handy hin auf dem ich Bilder von mir und Colin sah. „Das ist Colin, ich hab ihn gestern beim einkaufen getroffen und hab mit ihm einen Kaffee getrunken. Warum fragst du und vor allem wieso hast du Fotos davon?", verwundert zuckte ich mit den Schultern. „Klar, du gehst mit fremden Männern Kaffee trinken.", lachte Paul auf und fuhr sich durch die Haare. „Ja, er hat mir bei den Einkäufen geholfen und da hat er mich auf einen Kaffee eingeladen.", erklärte ich und verstand die Welt nicht mehr. „Und was ist das?", er wischte auf seinem Handy zur Seite und nun sah ich ein Foto davon wie ich Colin küsste. „Was zum...", stammelte ich und nahm Paul das Handy aus der Hand. „Erklär mir das bitte.", Pauls Stimme schickte mir eine Gänsehaut über den Rücken. „Sag mir nicht dass du wirklich glaubst ich würde dich betrügen. Das ist eine Fotomontage.", ich sah Paul fassungslos an. „Daria nicht die ganze Welt will dir was böses.", zischte Paul und steckte sein Handy weg. „Paul ich hab ihn nicht geküsst. Erstens weil ich dich liebe und zweitens weil Colin schwul ist.", versuchte ich Paul die Lage zu erklären. „Und warum hast du mir nie was von ihm erzählt?", fuhr mich Paul an. „Weil ich ihn erst gestern kennengelernt haben.", langsam steig Wut in mir auf. Als ich Pauls Blick sah zog sich mein Magen zusammen.
„Hast du mit ihm geschlafen?", Pauls Blick glitt über mein Gesicht als ich kurz auflachte. „Nein verdammt. Ich habe ihn weder geküsst noch mit ihm geschlafen.", verneinte ich seine Befürchtungen aber ein Blick in seine Augen genügte mir um zu wissen dass er mir kein Wort glaubte, „Du glaubst das wirklich.".
„Wieso sollte ich nicht? Jeder der dir an den Karren pissen könnte, sitzt in U-Haft. Also erklär mir wer ein Bild von dir und einen fremden Mann bearbeiten sollte?", Paul verschränkte seine Arme vor der Brust. „Was weiß ich, ich weiß nur dass ich dir nie fremdgehen würde. Niemals.", brüllte ich ihn an und bereute es direkt. „Ich glaube ich schlafe heute auf dem Sofa.", entschied Paul, lief hoch ins Schlafzimmer und kam mit seinem Bettzeug wieder runter. „Paul bitte. Das kann doch nicht dein Ernst sein.", ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Paul sah mich nicht an und setzte sich aufs Sofa: „Wir reden morgen darüber. Ich hatte eine harte Schicht.".
„Paul bitte. Wir müssen darüber reden!", flehte ich, aber Paul stellte als Antwort nur die Lautstärke am Tv lauter.
Ich nickte nur stumm und ging hoch ins Schlafzimmer. Ohne es wirklich zu begreifen zog ich einen Koffer aus dem Schrank und warf wahllos einige Kleidungsstücke hinein. „Es tut mir leid, Krümel. Ich weiß nicht was mit deinem Papa los ist, aber ich kann nicht hier bleiben.", murmelte ich als ich den Reisverschluss zu zog. Mit den Tränen kämpfend riss ich einen Zettel aus einem alten Notizblock und schreib ein paar Zeilen für Paul auf.
'Paul.
Nie hätte ich gedacht dass ich das hier schreiben muss, aber ich hätte auch nie gedacht dass du mir so was zu traust.
Ich habe dich nicht betrogen. Ich liebe dich.
Such nicht nach mir, die Gemüter müssen sich erst mal beruhigen.
Ich melde mich in ein paar Tagen bei dir. Erzähl den anderen was du willst, womit du dich besser fühlst.
Hier ist die Nummer von Colin, mach dir selber ein Bild von ihm: 012345678910.
Daria.".

Ich rollte den Zettel ein und zog meinen Verlobungsring ab. „Auf dass ich dich bald wieder am Finger habe.", murmelte ich als ich den Zettel durch den Ring schob.
Einige Stunden später, als ich sicher war dass Paul schlief, schlich ich mit der Tasche die Treppe hinunter, legte den Zettel mitsamt des Ringes auf die Kücheninsel und verließ das Haus.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt