„Langsam wird es real."

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Langsam wird es bei den beiden ernst :D
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„Haben Sie sich denn schon Gedanken über ihr Kleid gemacht?", die Verkäuferin sah mich an, nachdem sie Jule und Hannah ein Glas Sekt gereicht hatte. „Eigentlich kaum. Nur eins wo ich nicht zu gepresst darin aussehe. Für das Standesamt hätte ich gerne was schlichtes. Für die Kirche kann es gerne mehr sein.", erklärte ich und ließ meinen Blick über den Berg an Tüll hinter ihr gleiten. „Ich bin mir sicher dass wir was finden werden. Was halten Sie davon: Sie suchen sich drei Kleider aus die Ihnen gefallen und dann gucken wir weiter.", schlug die Verkäuferin vor und Jule und Hannah schwärmte, als hätten sie auf ihr Stichwort gewartet, aus. „Ich bin schwanger. Daher sollten wir glaube ich mit dem Aussuchen vom Kleid für die Kirche noch warten, oder?", ich warf der Verkäuferin einen fragenden Blick zu, als ich ihr ein Kleid auf den Arm legte. „Das müssen wir nicht, wir könnten es umnähen, sodass es dann passt.", erklärte die Frau und lächelte mich aufrichtig an. „Wir wären soweit!", rief in diesem Moment Hannah und ich sah dass sowohl sie als auch Jule beide drei Kleider gefunden hatten.

Die ersten drei Kleider passten mir leider nicht, das vierte war eher ein Sommerkleid und als ich mit dem fünften aus der Kabine trat hielten sich meine Freundinnen die Hände vor den Mund. „Was sagt ihr?", bat ich um ihr Urteil während ich auf das kleine Podest stieg. „Langsam wird es real.", keuchte Hannah und ließ ihren Blick an mir hoch und runter gleiten. Jule war eifrig dabei Fotos von mir im Kleid zu machen.
„Das Kleid ist zwar hübsch. Aber es ist mir zu wenig Stoff an den Armen.", erklärte ich der Verkäuferin als ich mich im Spiegel im Kleid betrachtete. Es war Bodenlang, Cremeweiß und hatte neben einen herzförmigen Ausschnitt keine Ärmel. „Alles klar. Dann nehmen wir als nächstes das hier.", die Verkäuferin, die sich in der Zwischenzeit als Svenja vorgestellt hatte, hielt eins der Kleider hoch die ich mir ausgesucht hatte. „Dann mal los.", lachte ich, stieg vom Podest und ging mit Svenja in die Umzugskabine.
Und wieder kam ich, ohne mich selber im Spiegel gesehen zu haben, aus der Kabine und sah wie meinen Freundinnen Tränen in die Augen stiegen. „Du siehst du wunderschön aus.", keuchte Jule und reichte die Taschenbücherbox an Hannah weiter. „Meint ihr wirklich?", unsicher strich ich über den schneeweißen Stoff der eng an meinem Körper anlag. „Paul wird Augen machen wenn er dich damit am Sonntag sieht.", prophezeite Jule und tupfte sich ihre Tränen vom Gesicht. „Lassen Sie mich noch ein zwei Handgriffe tätigen und dann können Sie sich im Spiegel sehen.", bat Svenja als sie einen Schleier vom Regal neben sich zog und anfing in meinem Haaren herum zu zupfen.
„Und fertig. Bereit?", die Verkäuferin drapierte meine Haare noch mal ordentlich auf meinen Schultern und nickte Jule zu die sofort ihr Handy auf mich richtete. Ich nickte, drehte mich zum Spiegel hinter mir um und sah eine völlig fremde Frau.
Das Bodenlange Kleid saß wie angegossen an mir, am Bauch hatte ich noch etwas Platz. Die Brust hatte wie das Kleid davor einen Herzförmigen Ausschnitt und die Brust und die Oberarme waren in zarte Spitze gehüllt. Der Schleier, der in meinen Haaren steckte, umrandete mein Gesicht und schmale, mit Glitzersteinen besetzte, Band über meinem Schwangerschaftsbauch, funkelte mit meinen Augen um die Wette.
„Das ist es. Ich hab mein erstes Kleid.", ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen als ich meinen Blick immer wieder über das Kleid gleiten ließ. Hinter mir brach großer Jubel aus. „Dann ab zur Suche nach Nummer zwei.", jubelte Jule und fiel mir um den Hals als ich vom Podest stieg.

Das Kleid für meine Kirchliche Trauung war schnell gefunden. Vom Oberteil her, war es dem für das Standesamt sehr ähnlich, nur bestand der Unterteil des ebenfalls bodenlangen Kleides aus mehreren Lagen Stoff, Tüll und Spitze. „Und wie gesagt, Sie kommen einfach drei Tage vor Ihrer Hochzeit noch mal her, dann schauen wir wie weit wir das Kleid umnähen müssen.", erinnerte und Svenja als ich beide Kleider bezahlte. Das Kleid für die Standesamtliche Trauung nahm Jule mit nach Hause, damit Paul es nicht schon vorher sah. Das für die Kirchliche Trauung blieb noch im Laden.

„In der Sache beneide ich die Jungs. Die müssen sich einfach nur einen Schwarzen Anzug anziehen und sehen immer gut aus. Wir müssen dafür erst shoppen gehen, tausend Kleider und Schuhe anprobieren und gefühlt tausend Stunden für die richtige Frisur opfern.", brummte ich als wir zu dritt aus dem Brautmoden Laden kamen
„Komm schon. Uns fehlen nur noch Schuhe. Danach laden wir dich zum Essen ein.", Jule drückte mich kurz an sich und zog mich dann in den Schuhladen zwei Geschäfte weiter. Die Suche nach geeigneten Schuhen gestaltete sich etwas schwieriger weil alle Schuhe die ich toll fand nicht an meine angeschwollenen Füße passten. „Die letzte Möglichkeit sind diese Ballerinas.", Hannah hielt mir die besagten weiße Schuhe hin. „Mit denen werde ich Laufen wie eine Ente.", erschöpft und mies gelaunt vergrub ich mein Gesicht in meinem Händen.
„Kann ich Ihnen helfen?", quietschte eine junge Frau neben uns, Hannah ging dankend auf das Angebot an und schilderte ihr die Lage. „Da hab ich glaube ich was für Sie.", die junge Frau lief los und kam zehn Minuten später mit drei Schuhkartons wieder. „Also das hier sind weiße Pumps mit einem kleinen Riemchen am Knöchel.", die hielt mir die erste Box hin, „Das hier sind weiße Ankleboots mir Keilabsatz. Die beiden Schuhe sind aus weichem Material, sodass auch schwangere Füße darin genug Platz haben.", sie reichte mir die zweite Box. „Und das hier sind weiße Sneaker. Perfekt für die Feier danach.", die Verkäuferin drückte mir die dritte Box in die Hand und entschuldigte sich in Richtung Kasse.
„Probier sie an Daria. Und wenn nur ein Paar passt, dann ist es doch ein kleiner Erfolg.", bat Jule und nahm mir zwei der drei Boxen ab. „Na gut.", brummte ich und schlüpfte in den rechten Pump. „Siehst du. Sieht doch gut aus.", freute sich Hannah und lächelte mich an. „Ist die Frage zu welchem Kleid ich die trage.", murmelte ich, zog mir den Pump aus um in den Ankelboot zu steigen. „Wir hätten uns vielleicht schon eher Hilfe suchen sollen.", gab ich kleinlaut zu als auch dieser Schuh passte. Da auch die weißen Sneaker passten gingen wir mit den drei Boxen zur Kassen wo die junge Verkäuferin auch schon auf uns wartete. „Wie ich sehe, haben die drei Schuhe gepasst.", freute sie sich und gab die Preise in die Kasse ein. Bevor ich aber meine Karte zücken konnte, kam mir Hannah zuvor. „Sie es als Geschenk zu Verlobung.", erklärte sie und zog ihre Bankkarte durch das Gerät. „Dann bezahle ich aber gleich das Essen.", lachte Jule und nahm die Tüte von der Verkäuferin entgegen.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt