„So bereit wie noch nie zuvor in meinem Leben."

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Ich bin bisher bei einer Standesamtlichen Trauung gewesen und da ich da auch noch Trauzeugin war, war ich zu nervös um mir alles genau zu merken. Daher seid mir nicht böse wenn ich was falsch beschrieben habe.
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Als ich mich am nächsten morgen um 6 Uhr, frisch geduscht, an den Esstisch von Jule setzte und auf den Berg an Kosmetika und Friseurbedarf starrte, fühlte es sich noch immer unwirklich an dass ich in wenigen Stunden offiziell Pauls Frau war. „Also wenn du weinen willst, dann bitte jetzt. Sonst ruinierst du dein Make-up.", Hannah sah mich noch leicht verschlafen an und begann damit mein Gesicht einzucremen.
Jule kümmerte sich um meine Haare und so dauerte es nicht lange bis ich top gestylt, unterstützt von meinen Freundinnen in das weiße Kleid stieg. „Ich fass es nicht, ihr habt mich gerade fast nackt gesehen.", grinste ich meine Freundinnen an, als sie an mir herum zupften. „Nur noch der Schleier und alles ist perfekt.", hauchte Hannah und wedelte sich mit ihren Händen Luft zu um ihr Make-up nicht selber zu ruinieren. „Ich kann euch gar nicht genug danken.", hauche ich und strich über meinen Bauch der mittlerweile auch den extra Platz gut ausfüllen konnte. „Ehrensache.", Jule drückte mich kurz an sich und zog dann die drei Schuhboxen auf dem Regal und stellte sie geöffnet auf das Sofa: „Welche werden es Dornröschen?". „Ich nehme die Boots. Aber pack bitte auch die Sneaker für die Feier ein, ja?", bat ich Jule während ich mich auf einen Stuhl setzte um in die Schuhe zu schlüpfen.

Als auch Jule und Hannah komplett fertig gemacht und in ihren Kleider von mir standen, schossen wir noch schnell ein Selfie. „Wir müssen los!", reif ich als mein Blick auf die kleine Uhranzeige auf dem Handy von Hannah fiel. „Wir kommen schon nicht zu spät.", beruhigte mich Hannah, schnappte sich unsere drei Handtaschen und folgte mir und Jule zu ihrem Auto. „Ich schreib den Jungs eben dass wir unterwegs sind, damit sie Paul drauf vorbereiten können gleich den Schock seines Lebens zu bekommen.", informierte uns Jule und fügte „Weil du so gut aussiehst.", hinzu als sie meinen skeptischen Blick wahr nahm.
Je näher wir an das Standesamt kamen, desto nervöser wurde ich. „Habt ihr auch wirklich alles dabei?", fragte ich zum gefühlt 1000 male. Jule fing an zu lachen und drehte sich zu mir um. „Daria, es wird alles gut gehen. Paul wartete schon beim Standesamt auf dich und kann es nicht erwarten dich zu heiraten. Das einzige was dich sorgen müsste ist, wie du 'Ich will' sagst.".

„Verdammt sieht er gut aus.", stöhnte ich als mein Blick auf Paul fiel, als Hannah den Wagen auf dem Standesamt Parkplatz abstellte. „Wenn ich keine getönten Scheiben hätte, könnte er schon deinen Sabberfaden sehen.", neckte mich Jule bevor sie ausstieg. Paul wollte schon auf das Auto zu eilen, wurde von Stephan und Daniel aber zurück gehalten. „Wir wollen seinen Gesichtsausdruck für die Ewigkeit festhalten, wenn er dich das erste mal sieht.", erklärte Hannah als sie mein Gesichtsausdruck sah. „Also darf ich aussteigen, wenn Paul mir seinen Rücken zugedreht hat?", raunte ich Hannah zu und diese nickte.
Als hätten die Jungs unser Gespräch gehört, drehten die Jungs Paul um und scheinen auf ihn einzureden. „Scheint als wäre dein Papa nicht begeistert von der Idee.", raunte ich meinem Babybauch zu und stieg aus. „Das haben wir ganz vergessen. Das ist Maja. Die Fotografin für heute und für den 5.", stellte mich Hannah einer Frau vor die bereits einige Fotos von Paul und den Jungs gemacht hatte. „Freut mich Sie kennen zu lernen.", ich schüttelte die Hand der Frau, mein Blick schnellte aber immer wieder zu Paul.
„Ebenfalls. Sind Sie bereit?", drei Augenpaare sahen wir neugierig an und strahlten als ich „So bereit wie noch nie zuvor in meinem Leben.", antwortete.

Mit zitternden Schritten ging ich, eskortiert von Jule und Hannah auf Paul zu und blendete bereits nach dem fünften Foto Maja und ihre Kamera aus. „Verdammt.", fluchte Daniel als sein Blick auf mich fiel. „Dornröschen du siehst....", Stephan verstummte aber als ich einen Finger an meine Lippen legte. Ich wollte nicht dass er Paul zu sehr quälte. „Darf ich mich jetzt bitte umdrehen?", Paul fing an nervös mit seinen Fingern zu spielen. Nach einem kurzen Blick auf Maja atmete ich noch einmal tief durch und sprach die erlösenden Worte für Paul aus: „Du kannst dich umdrehen.".

Wie ein Balletttänzer drehte sich Paul rasant um die eigene Achse und riss die Augen auf als er mich in dem weißen bodenlangen Hochzeitskleid und mit leichten Locken und Schleier im Haar vor sich stehen sah. „Immer wenn ich glaube du kannst nicht schöner werden, überrascht du mich.", Paul kam auf mich zu und griff nach meiner Hand. „Du siehst selber absolut großartig aus.", ich legte meine freie Hand auf seine Brust wo ich sein Herz rasen spüren konnte. „Wir sollten jetzt rein gehen, sonst wird das heute nichts mit der Hochzeit.", Stephan tippte Paul auf die Schulter und wies auf seine Armbanduhr.
„Herr Richter. Frau Petrowa. Schön das Sie da sind.", begrüßte uns die Standesbeamtin als wir in ihr Büro kamen. „Wie ich sehe haben Sie ihre Trauzeugen mitgebracht, ich hoffe Sie haben alle an ihre Ausweiße gedacht.", die Beamtin ließ ihren Blick über unsere Freunde gleiten und bat uns dann uns zu setzen.
„Wir haben uns heute hier eingetroffen um Frau Daria Petrowa und Herr Paul Richter in den Bund der Ehe zu begleiten. Die beiden haben im Vorgespräch geäußert dass sie kein Fan von vielen Worten sind, daher werde ich das hier auch recht kurz und knackig halten.", begann die Beamtin und öffnete die Mappe die vor ihr lag. „Obwohl ich Sie beide nur kurz kennen gelernt habe, habe ich schon da gemerkt wie sehr Sie sich lieben, ich meine Sie können nicht mal jetzt Ihre Augen von einander lassen.", scherzte die Frau vor uns und unsere Freunde fingen an zu lachen, während Paul und ich ertappt den Blick von einander lösten und die Beamtin ansahen.
„Bitte erheben Sie sich.", bat uns die Beamtin als sich das Lachen gelegt hatte. Vorsichtig stand ich auf und war insgeheim froh dass wir noch die Sneaker für später eingepackt hatten. Paul griff nach meinen Händen und sah mir verliebt in die Augen. „Frau Daria Petrowa. Ich frage Sie nun hier, vor ihren Zeugen, ist es Ihr eigener freier Wille den hier anwesenden Hern Paul Richter zu Ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann zu nehmen?", auch die Beamtin war aufgestanden und sah mich abwartend an. „Ja ich will.", antwortete ich mit tränenerstickter Stimme. „Und so frage ich Sie, Herr Paul Richter, vor ihren Zeugen, ist es Ihr eigener freier Wille die hier anwesende Frau Daria Petrowa zu Ihrer rechtmäßig angetraute Ehefrau zu nehmen?", nun sah sie Paul abwartend an. „Und wie ich das will.", in seinen Augen glitzerten die ersten Tränen als unsere Freunde über seine Wortwahl kicherten. „So haben wir es alle gehört, es ist der freie Wille der hier anwesenden Personen den Bund der Ehe einzugehen, daher erkläre ich sie hiermit zu Mann und Frau.", die Beamtin ließ die Mappe sinken und lächelte uns an, „Sie dürfen die Braut nun küssen.".
Das ließ sich Paul nicht zweimal sagen, er zog mich an sich, legte seine Hände an meine Wangen und presste seine Lippen auf meine. Um uns herum brach Jubel aus, was mich dazu brachte in den Kuss hinein zulächeln. Von mir aus hätte der Kuss ewig dauert können, aber anstandshalber lösten wir uns voneinander. „Setzten Sie sich, kommen wir nun zu den Formalitäten.", bat uns die Standesbeamtin.
Nachdem wir ihrer Bitte gefolgt waren, sah sie unsere Freunde an und bat nach deren Ausweiße um ihre Daten darauf mit den Sachen die wir ihr mitgeteilt hatten abzugleichen. „Das frische Ehepaar hat mir in unserem Vorgespräch mitgeteilt dass Sie beide den Nachnamen Richter annehmen wollen, ist dem noch immer so?", sie blickte kurz von ihren Zetteln auf und wir nickten. „Dann bitte ich sie hier und dort zu unterschreiben.", sie schob mir einen Zettel hin und wies auf zwei Stellen an die ich, mit zitternder Hand, mit meinem neuen Namen unterschrieb. Danach schob sie den Zettel zu Paul der ebenfalls zweimal unterschrieb. „Und nun bitte ich die Trauzeugen jeweils einmal zu unterschreiben.", sie schob Jule den Zettel hin und wartete ab bis sie, Hannah, Stephan und auch Daniel auf der Hochzeitsprotokoll unterschrieben hatten.
„Dann bleibt mir nur noch eines zu sagen: Ich beglückwünsche Sie Frau und Herr Richter.", sie schob uns die Mappe mit den nun komplett ausgefüllten und bestempelten Dokumenten hin und lächelte als sie dabei zu sah wie wir von unseren Freunden umarmt und beglückwünscht wurden.

„Ich fass es nicht, jetzt seid ihr wirklich verheiratet.", Hannah fingen an die Tränen die Wange hinunter zu laufen. „Nicht jetzt Hannah. Wir haben es so weit geschafft ohne zu weinen.", schluchzte ich und kämpfte mit meinen Tränen. „Es tut mir leid, aber ich freue mich einfach so sehr für euch. Ihr hab das so verdient.", dankend nahm sie das Taschentuch entgegen dass ihr Daniel reichte. „Danke Hannah.", antwortete Paul und zog mich wieder zu einem Kuss an sich. „Gott hebt euch das für eure Flitterwochen auf.", neckte uns Stephan und auch in seinen Augen glitzerten die Tränen. „Dann lasst uns los zur Feier.", schlug Paul vor und führte mich aus dem Standesamt.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt