Diner-Date

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Gute zwei Stunden später stellte ich die Einkaufstüten auf die Kücheninsel und begann den Einkauf zu verräumen. Ich habe mir vorgenommen heute für Paul zu kochen, einfach als Dankeschön dass er die letzten Zeit für mich da war und mir nicht nur einmal das Leben gerettet hat.
Da er mir bei einem unseren ersten freundschaftlichen Treffen hat er mir erzählt dass er die deutsche Hausmannskost sehr mochte, aber auch gerne Gerichte aus fremden Ländern ausprobierte. Aber um ihn nicht gleich mit einer deftigen russischen Mahlzeit überfordern wollte, hob ich mir mein Lieblingsgericht für das nächste Mal auf und machte mich daher daran die Kartoffeln für den Kartoffelbrei zu schälen. Auch die Schnitzel waren schnell fertig, der Tisch war gedeckt und das Geschirr war gespült.
Gerade als den letzten Topf in den Schrank stellte hörte ich Paul hinter mir. „Ich sollte dich öfter hier allein lassen", brummte er bevor er mich von hinten umarmte.
Ich erschrak und machte einen kleinen Sprung und gab Paul so eine Kopfnuss. Er löste sich, sein Kinn reibend, von mir und tat beleidigt als ich ihn mit einem Handtuch gegen die Seite schlug.
„Das hast du verdient! Was erschreckst du mich so?", rief ich. „Tut mir leid dass ich in mein eigenes Haus gekommen bin. Mach ich nie wieder!", abwehrend hob er die Hände.
Grinsend ließ ich das Tuch sinken und sah meinen Freund an. Es schien ihm besser zu gehen. „Jetzt aber mal ehrlich, warst du einkaufen?"; riss er mich aus meinen Gedanken und sah mit einem kurzen Blick auf den gedeckten Tisch, „und hast du etwa gekocht? Du kannst kochen? Oder willst du mich vergiften um an das Haus zu kommen?" Drohend hob ich die Hand wieder, die immer hoch das Handtuch hielt. Aber Paul lachte nur: „Ach komm! Du weißt dass das ein Scherz war.".
Ich wollte was erwidern wurde aber von einem erneuten knurren meines Magens unterbrochen. „Wie du merkst war es nur ein Selbsterhaltungstrieb, von einer schimmeligen Gurke wird man leider nicht satt.", neckte ich ihn. Er fuhr mit einer Hand durchs Haar und schien ertappt. „Naja, ich hab ja auch kein Frauenbesuch erwartet.". „Dann setzt dich und ich hole das Essen.", bat ich ihn.
Mit seinem typischen Paul-Lächeln nahm er Platz und sah zu wie ich Kartoffelbrei, Schnitzel, einen Salat, die Soße und Getränke auf den Tisch stellte.
„Es sieht echt toll aus, danke.", gab Paul anerkennend zu und nahm sich von allem etwas. „Ach, dass ist doch nicht.", wiegelte ich ab, mit Komplimenten konnte ich noch nie gut umgehen. „Stell dein Licht bitte nicht so unter den Scheffel.", nuschelte der Mann mir gegenüber mit vollem Mund.
Schweigend aßen wir bis der erste große Hunger gestillt war und redeten dabei über Gott und die Welt.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt