„Gott ich kann euch beiden einfach nichts abschlagen."

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„Meinst du Oli das sich über den Gutschein freuen wird?", unschlüssig drehte ich die kleine Karte in meiner Hand hin und her. „Klar wieso nicht? Da kann er sich mit seiner Frau einen entspannten Abend machen.", erklärte Paul als wir vier Wochen später vor dem Luxusrestaurant standen von dem wir gerade den Gutschein gekauft hatten. „Aber nur ein Gutschein?", immer noch nicht von der Sache überzeugt sah ich Paul an. „Du bist ja ein Genie im basteln. Warum denkst du dir nicht was schönes dafür aus?", Paul nahm mir die Karte ab und steckte sie in eine der Einkaufstüten in seiner Hand.
„Ich bin sowieso überrascht, dass er uns zu seinem Geburtstag eingeladen hat.", lachend harkte ich mich bei Paul unter und wir setzten unseren Einkaufsbummel fort. „Warum auch nicht? Wir sind doch nette Gäste.", Paul grinste mich an. „Wir sind der Grund für 80% seiner Einsätze im letzten Jahr.", konterte ich und erblickte im selben Moment etwas im Schaufester neben uns.
„Schau mal!", ich löste mich von Paul und stellte mich vor das Objekt meiner Begierde. Paul ließ sein Blick über die Auslage im Schaufester gleiten um herauszufinden was mich so fesselte. „Da schau mal!", ich wies auf einen Baby-Overall. „Meinst du nicht wir haben genug davon?", Paul sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Aber der sieht aus wie die Hogwarts Schuluniform.", ich schob meine Unterlippe vor und sah Paul mit einem Welpenblick an. Paul schloss seine Augen und atmete tief durch: „Gott ich kann euch beiden einfach nichts abschlagen.". Gemeinsam gingen wir in den Laden und dort fand ich noch einige andere Sachen die Paul stillschweigend zur Kasse trug und bezahlte. „Wir lieben dich.", hauchte ich ihm ins Ohr und legte meine Hand auf meinen mittlerweile gut sichtbaren Babybauch. Mit einem Lächeln auf den Lippen verließen wir den Laden wieder.
„Wollen wir jetzt heim? Immerhin muss ich in einer Stunde zur Arbeit und ich will vorher noch duschen.", bat Paul und ich folgte ihm, glücklich über meine neuesten Einkäufe, zu unseren Wagen.

„So Krümel, was meinst du? Wird sich der Oli darüber freuen?", ich sah mir die Leinwand vor mir an auf die ich in den letzen zwei Stunden verschiedene Medizinische Symbole gemalt hatte. In der Mitte hatte ich Platz für die Gutscheinkarte gelassen. „Hast Recht, es sieht echt gut aus.", stolz über mein Werk sammelte ich die Pinsel und Farbtuben ein und verstaute sie wieder an ihrem Platz. Und dann ging ich, wie so oft in den letzten Wochen hoch in das zukünftige Zimmer meines Sohnes. Langsam wurde der Platz in der Wickelkommode knapp und ich hatte zwischen den beiden Bücherregalen auch ein Foto von der Silvesterfeier gehängt, auf dem Paul und ich in der Mitte standen und all unsere Freunde um uns herum. „Du wirst in deinem Leben nie allein sein, Krümel. Und du wirst nie unbemerkt Mist bauen können.", kicherte ich und legte mir meine Hände auf den Bauch. Ein Babybett haben wir noch nicht gekauft denn gefühlt gab es 1000 Dinge auf die man dabei achten musste.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und wählte Heidis Nummer. „Daria? Ist was passiert? Muss ich dem Paul doch noch die Ohren lang ziehen?", alarmiert drang die Stimme meiner ehemaligen Nachbarin durch den Hörer. „Nein es ist alles gut. Ich wollte nur wissen ob du Lust auf einen Kaffe hast. Immerhin hast du mein neues zuhause noch nicht gesehen.", erklärte ich den Grund meines Anrufens. „Natürlich. Geb mir eine halbe Stunde.", und schon hatte Heidi die Verbindung getrennt. „Bleibt noch zeit für einen schnellen Kuchen.", ich eilte die Treppe hinunter und schob die Kuchenform gerade in den Backofen als es an der Tür klingelte.
„Schön dass du Zeit hattest.", ich bat Heidi ins Haus die sich direkt umsah. „Mensch Kindchen, dass ist ja der Wahnsinn.", freute sich meine Freundin als ich ihr gerade Pauls Bücherzimmer zeigte. „Willst du das Zimmer vom Krümel sehen?", fragte ich sie obwohl ich die Antwort schon wusste.
„Ta-Da.", ich drehte mich in meinem ehemaligen Büro um und sah lächelnd dabei zu wie Heidi sich alles ansah und sich aufrichtig für mich freute.


Paul kam heim, als Heidi und ich uns gerade über Rezepte für Babybrei unterhielten. Wir hatten es uns auf dem Sofa bequem gemacht, das es draußen noch zu kalt war. „Daria? Ich hab die Jungs mitgebracht.", rief Paul im Hausflur und stand kurz danach auch schon im Wohnzimmer. „Oh Hallo. Ich wusste nicht das du Besuch hast.", verlegen hielt Paul Heidi die Hand hin. „Heidi? Schön dich wieder zu sehen.", Daniel umrundete Paul und umarmte meine ehemalige Nachbarin rasch. „Hättest du uns gesagt das ihr euch trefft, hätte ich die Dosen mitgebracht.", stellte Stephan klar und umarmte die ältere Frau ebenfalls. „Ihr beiden wollt doch nur neues Essen schnorren.", lachte ich und sah meine besten Freunde ertappt an.
„Sie sind also der Grund warum ich Daria wieder habe?", Paul hielt Heidi erneut seine Hand hin. „Lass mich das ja nicht bereuen.", Heidi nahm die Hand meines Verlobten und zog auch ihn in eine rasche Umarmung. „Würde ich nie wagen.", Paul legte mir seine Hand um die Hüften und auf den Bauch. „Kaum zu glauben dass du schon in der zwanzigsten Woche bist. Es kommt mir vor wie gestern, als ihr uns davon erzählt habt.", Daniel blickte auf meinen Bauch und ein lächeln umspielte seinen Mund. „Ja. Die erste Hälfte ist geschafft und ich kann es kaum erwarten meinen Sohn endlich in den Armen zu halten.", stimmte Paul ihm zu.

Heidi bleibt noch ein paar Stunden und verabschiedet sich dann gegen 22 Uhr. Daniel, Stephan und Paul verbrachten die halbe Nacht damit Spiele auf der Spielekonsole zu spielen und Bier zu trinken. Ich zog mich ins Badezimmer zurück, trug eine Maske auf und nahm ein warmes Schaumbad. Mein Handy lag auf dem Wäschekorb und ich hatte mir ein Buch mit in die Wanne genommen. „Ich bin so gespannt wie du aussiehst Krümel. Ob du die Augen von deinem Papa hast oder die Nase von mir?", ich stupste mit einem Finger gegen meinen Bauch. Da langsam das Wasser kalt wurde, entschied ich mich dazu ins Bett zu gehen. Das Lachen meiner Freunde drang durch die Badezimmertür als ich aufstand und aus der Wanne stieg. „Fuck.", brummte ich, stolperte zu dem Waschbecken und hielt mich dort fest. „Krümel, benimm dich.", bat ich und versuchte tief durchzuatmen um so das Drehen im meinem Kopf zu stoppen. Mit Minischritten tapste ich zur Toilette, zog auf dem Weg dahin ein großes Handtuch vom Regal, wickelte mich darin ein und setzte mich auf den Toilettendeckel. „Okay Daria. Tief durchatmen. Du packst das schon.", sprach ich mir selber Mut zu, aber jedes Mal wenn ich aufstehen wollte, wurde der Schwindel stärker.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt