„Freust du dich darüber oder der Krümel?"

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Für welchen Kuchen bzw. welche Torte hättet ihr euch entschieden?
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„Also ich hab Essen für gut 200 Leute bestellt.", bei den Worten von Stefan fiel mit die Teetasse aus der Hand. „Bitte was?!", fassungslos sah ich meinen besten Freund an und merkte erst im nächsten Moment wie mir der heiße Tee auf die Oberschenkel lief. Sofort sprang ich auf, während Paul und Jule direkt mit den Küchenhandtüchern denn Tee aufwischten. „Es tut mir leid, aber 200 Leute? Die Rede war von 100. Maximal 150 Gästen.", ich sah zu Paul, der auch über die Menge an bestellten Essen überrascht war. „Naja, wenn man bedenkt das es einige Kollegen gibt die mehrere Portionen essen.", Stephan fuhr sich durch die Haare und sah seine Trauzeugen-Kollegen hilfeersuchend an. „Besser haben wir zu viel als zu wenig.", Hannah hielt mir eine frisch aufgefüllte Teetasse hin die ich ihr dankend abnahm. „Kann ich aus der jetzt trinken, oder kommt da noch eine Überraschung?", ich ließ meinen argwöhnisch über meine Freunde gleiten und setzte mich wieder auf den, mittlerweile abgetrockneten, Stuhl.
„Von meiner Seite aus nicht. Die Halle ist gebucht, die Dekoration steht bereit.", erklärte Daniel und sah zu Jule. „Blumen sind bestellt und warten auf ihre Abholung am Tag der Hochzeit.", fügte sie hinzu und sah zu Hannah. „Ich hab mich um die Getränke gekümmert, da meine Cousine im Großhandel arbeitet. Also ist das auch geklärt.", Hannah lächelte uns stolz an und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.
„Also müssen Daria und ich wirklich nur die Torte in Auftrag geben und dann ist alles geregelt?", Paul hielt mir den Teller mit den Keksen hin und lächelte als ich mir direkt zwei nahm. „Ich hoffe doch dass ihr euch so schnell wie möglich um die Torte kümmert. Am besten eine drei stöckige.", Daniel warf uns einen tadelnden Blick zu bevor er anfing zu lachen. „Ich schwöre, dass wir morgen, sobald Paul Feierabend hat, direkt zu einer Bäckerei fahren.", versprach ich und legte mir meine Hand auf die Brust.

„Haben Sie sich denn schon Gedanken gemacht, was sie für einen Kuchen haben wollen?", die Bäckereifachverkäuferin die sich uns als Frau Behrens vorgestellt hatte, breitete ein paar Fotos vor mir und Paul aus, als wir am nächsten Tag vor ihr saßen. „Im Grunde noch nicht, nur dass er für ca. 150 bis 200 Personen reichen müsste.", gab ich zu und sah kurz zu Paul. „Gibt es denn irgendwelche Allergien bei Ihnen oder Ihren Gästen?", professionell lächelte uns die Frau an. „Nicht das wir wüssten.", antwortete Paul und nahm einen Schluck vom Kaffee der vor ihm stand. „Da Sie schon in 25 Tagen heiraten müssen wir die extrem aufwendigen Torten leider rausnehmen.", entschuldigte Frau Behrens sich und steckte die Fotos mit den extravaganten riesigen Torten wieder zurück in die Box. „Das macht nichts, wir wollten eh etwas klassisches.", beruhigte Paul sie und zog ein Foto näher an sich heran. „Das stimmt, wir sind uns nur noch nicht über den Geschmack sicher, da wir wollen das sie so vielen Gästen wie möglich schmeckt.", fügte ich hinzu und sah mir auch die Fotos vor uns genauer an.
„Dann würde ich eine dreistöckige Torte vorschlagen. Dann haben Sie drei Sorten. Aber die Torte sollte in erster Linie Ihnen gefallen und nicht Ihren Gästen.", schlug Frau Behrens vor und wies auf ein Foto, auf dem eine dreistöckige Torte abgebildet war. „Wie wäre es mit der hier?", Paul schob mir ein Foto hin, auf dem ein Tortenständer zu sehen war, auf dem, versetzt, drei verschiedenen Torten zu sehen waren. „Die gefällt mir auch.", ich nickte Paul zu und sah dann zu Frau Behrens, „Für wie viele Personen wären diese Torten geeignet?".
Die Bäckereifachverkäuferin überlegte einen Augenblick und antwortete dann: „So zirka für 150 Leute. Je nach dem wie groß die Torten sind.". Ich sah zu Paul, der mir zunickte. „Wir könnten ja noch ein oder zwei andere Kuchen dazu stellen. Und für die Kinder was Kindertaugliches.", schlug Paul vor und nun nickte ich ihm zu. „Das ist eine Gute Idee. Was die Kinder betrifft, schlage ich Cake-Pops vor. Oder Muffins.", Frau Behrens zog ihr Ipad heran und tippe darauf herum.
Nach guten fünfzehn Minuten hatten Paul und ich uns auf die drei Tortengeschmäcker geeinigt und entschieden uns für die zwei weitere Kuchen.
„Also lassen Sie mich das noch mal zusammen fassen: Ihre Hochzeitstorte besteht aus einer Erdbeer-Schokoladentorte, einer klassischen Vanille-Buttercremetorte und einer SchwarzwälderKirsch-Torte, die jeweils mit einer dünnen Schicht weißen Fondant bedeckt und mit blauen und weißen essbaren Blumen verziert sind. Dazu kommt ein Blech-Obstkuchen und ein Blaubeeren-Schmand-Kuchen. Und für die Kinder Schokoladen und Vanille Cake-Pops sowie Cupcakes. Wäre das alles?", Frau Behrens sah uns abwartend an und rechnete die Kosten zusammen als ich und Paul, nach einem kurzen Blickkontakt, zustimmten.
„Dann wären wir bei 780€, ich kann Ihnen aber einen Rabatt einräumen und da wären wir bei 730€.", informierte und Frau Behrens und lächelte breit als Paul „Runden Sie das auf 800€ auf. Wir heiraten immerhin nur einmal, und sind ziemlich kurzfristig hier.".
„Dann werden wir Ihre Bestellung hier im Kühlschrank lagern und sie zu Ihrer Feierlokalität bringen, sobald wir das Go von Ihnen oder Ihren Trauzeugen bekommen haben.", erklärte die Bäckereifachverkäuferin und schob uns ihre Visitenkarte hin. „Das machen wir, danke.", ich lächelte die Frau an und stand gemeinsam mit Paul auf.
Während Paul direkt die 800€ bezahlte ließ ich meinen Blick über die Theke der Bäckerei schweifen und war heilfroh als Paul und ich uns für eine kleine Bäckerei entschieden hatten und nicht für eine Filiale einer großen Kette. „Warten Sie, ich packe Ihnen noch was ein.", bat uns Frau Behrens, als Paul und ich eigentlich die Bäckerei verlassen wollten. „Das ist doch nicht nötig.", wiegelte Paul ab, musste aber lachen als er mein breites Grinsen sah.
Daher verließen Paul und ich wenig später die kleine Bäckereifiliale mit Kostproben unserer Hochzeitskuchen und ein paar anderen Kuchenstücken. „Freust du dich darüber oder der Krümel?", wollte Paul lachend wissen, als ich mich immer noch wie ein Honigkuchenpferd grinsend auf dem Beifahrersitz nieder ließ. „Beide.", gab ich zu und biss mir auf die Unterlippe.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt