„Kannich Ihnen weiterhelfen?", säuselte eine weibliche Stimme hintermir und ich drehte mich um. Aber wieder erwarten stand die junge Fraunicht hinter mir, sondern neben Paul er einige Meter entfernt von mirsich den Buchaufsteller von vor ein paar Tagen ansah.
In meinemBauch machte sich ein altbekanntes Gefühl breit. Ich wusste immerdass Paul jemand besseres finden würde, aber trotzdem tat es weh.Keine Ahnung warum ich gleich davon ausging dass Paul mich für dielangbeinige blonde Verkäuferin verlassen würde, die immer wieder,wie beiläufig, seinen Bizeps mit ihren manikürten Fingern umfasste.
Aber irgendwo in mir gab es eine kleine Stimme die mich fürdiese Gedanken auslachte. Und diese Stimme gab es erst seitdem ichPaul kannte und sie wurde dank ihm immer lauter. Paul wollte dass ichbei ihm einzog. Er war immer an meiner Seite. Und er hatte michseinen Kollegen vorgestellt. Als seine Freundin. Das hätte er nichtgetan wenn ich für ihn nur ein Bettwärmer sein sollte. „....meinerFrau hier.", hörte ich Paul noch sagen und sah ihn irritiert an.Mit zwei Schritten war Paul bei mir, legte seinen Arm um meine Hüfteund lächelte die Verkäuferin an. „Dann lass ich sie zweiallein.", säuselte eben diese und wandte sich ab. Aber nicht ohnemich vorher mit einem missgünstigen Blick von oben nach unten zubetrachten. Als sie außer Hörweite war wich ich von Paul zurückund sah ihn fragend an: „Deine Frau? Hab ich was verpasst?". Paulfuhr sich mit seiner Hand durch die Haare und sah mich verlegen an.„Sorry. Ich wollte nur dass sie mich in Ruhe lässt. Und wer weiß,vielleicht in ein paar Jahren...", erklärte Paul und sah mich mitseinem kleinen Schuljungen Lächeln an dass meine Beine weich werdenließ. „Aber nicht ohne richtigen Antrag. So richtig romantisch.Ohne viel Publikum. Nur wir beide.", erwiderte ich und stellte michwieder neben ihm. „Ist notiert.".nuschelte Paul in meinenHaaransatz und drückte mir einen Kuss auf eben diesen.
Wirbrauchten zwei Stunden bis wir alle Etagen, Aufsteller und Regalsorgfältig durchsucht hatten und eine Auswahl getroffen hatten.Immer wieder hatten wir einen Stapel Bücher an der Kasse hinterlegtum die Hände für die nächsten frei zu haben. „Ich glaube wirhaben genug.", lachte Paul und sah auf den Kassentresen auf demsich mittlerweile fünf Stapel Bücher standen. Drei von mir und zweivon Paul. „Paul, lass mich für meine bezahlen, ja?", bat ichnachdem ich die Summe im Kopf überschlagen hatte. „Vergiss es. Wirhatten einen Deal. Du die Möbel und ich die Bücher.", vermeintemein Freund und zog sein Portmonee aus der hinteren Hosentasche.„Aber...", setzte ich erneut an, schwieg aber als ich Pauls Blicksah den er mir zuwarf bevor er seinen Pin eingab.
Ich war esüberhaupt nicht gewohnt dass jemand was für mich bezahlte. Eher warich diejenige die immer und überall alles bezahlte. Irgendwie mussteich mich bei ihm dafür revanchieren. „Denk gar nicht dran Daria.Das waren die am besten angelegten 300€ in meinem Leben. Alleinwenn ich dran denke wie wir an einem kalten Wintertag zusammen aufdem Sofa sitzen, eingekuschelt in einer Decke, Tee trinken undlesen... Wenn ich es so überdenke, vielleicht brauchen wir mehrBücher.", lachte Paul und drückte mir die leichteste der dreiBüchertüten in die Hand.
Kaum hatten wir die Tüten imKofferraum verstaut sah mich Paul abwartend an. „Hab ich wasvergessen?", fragte ich irritierten und ging in meinem Kopf unserenletzen Gespräche durch ob ich ihm etwas versprochen und nunvergessen hatte. Ein Fingerschnippen vor meinen Augen holte michwieder zurück und ich sah Paul entschuldigend an. „Wo du heuteimmer mit deinen Gedanken bist.", lachte Paul und drückte mireinen Kuss auf die Nase. „Das willst du nicht wissen.", murmelteich zog ihn in eine Umarmung. Im ersten Moment blieb Paul starrstehen um seine Arme dann um mich zu legen und mich fest an sich zudrücken.
So blieben wir einige Minuten stehen bevor Paul sichetwas löste und liebevoll ansah. „Wollen wir ins Kino?", fragteer. „Lass uns lieber heim. Ich glaube den Büchern gefällt esnicht in den Tüten. Und außerdem bin ich mit Kochen dran."äußerte ich meinen Wunsch. „Na gut. Aber nur weil ich weiß dassdu nicht willst dass ich dir noch was bezahle. Aber dann nächstesWochenende, ja?", gab Paul klein bei uns wuschelte mir durch meineHaare. „Wie schaffst du es immer wieder meine Gedanken zu lesen?",wollte ich von meinem Freund wissen. Er aber sah mich nur mit seinemPaul-Lächeln an und sagte nur „Es ist und bleibt meinGeheimniss.".
„Ich bin mit meinem fertig. Wie sieht eshier aus?", fragte Paul mich als er seinen Kopf in mein Bürosteckte. Ich sah ihn nur sauer an und verschränkte die Arme vor derBrust. „So schlimm?", fragte er und kam nun ganz in den Raum.
Ich stand vor dem immer noch leeren Regal und die Bücher lagenalle um mich verstreut auf dem Fußboden. „Es will einfach nichtpassen.", seufzte ich und sah Paul traurig an. „Aber du hastgerade einmal so viele Bücher dass du das halbe Regal damit füllenkönntest.", schmunzelte Paul und wollte sich eine Buchreihe vomBoden greifen um sie ins Regal zu stellen. Er hielt aber in seinerBewegung innen als ich ihn mit zu Schlitzen verengten Augen ansah.Ganz langsam ging er einen Schritt zurück und hob beschwichtigenddie Hände. „Ich wollte nur helfen.", erklärte er. „Mein Monkund ich brauchen keine Hilfe", zischte ich und blickte wieder aufdie Bücher die zu meinen Füßen lagen.
„Dann erklärt ihrbeiden mir doch wo das Problem ist.", flüsterte Paul und schlangseine Arme todesmutig um mich. Sofort entspannte ich mich und ließmeinen Kopf zurück, auf seine Brust, fallen. „Ich hab noch Bücherin meiner Wohnung. Die müssen auch noch hier rein passen.",murmelte ich und schloss meine Augen. „Dann holen wir halt deineSachen endgültig her.", schlug Paul vor und küsste mich auf dieWange. Erstaunt riss ich die Augen auf und drehte mich zu Paul um.„Du meinst jetzt?", fragte ich. „Klar. Also nicht alles aberdas meiste. Und die Möbel die du nicht mehr willst, können wir dalassen für deinen Nachmieter. Sofern du natürlich immer noch beimir einziehen willst.", erklärte Paul und sah mir in die Augen.„Ja! Ja! Natürlich will ich immer noch!", rief ich und drückteihm stürmisch einen Kuss auf die Lippen. „Na dann los. Ich habnoch ein paar Kartons im Keller die können wir auch mitnehmen.",informierte mich Paul und zog mich in den Hausflur.
Kurze Zeitspäter standen wir vor meiner Wohnungstür. Da es schon nach 22 Uhrwar, klingelte ich nicht erst bei Heidi, auch wenn ich es gerne getanhätte. Lächelnd steckte ich meinen Schlüssel in das Schloss undstutzte. „Komisch...", entfuhr es mir und rief gleich denPolizisten in Paul auf den Plan. Bisher stand er einen Meter hintermir und hielt die Kartons in den Händen. Diese stellte er nun ab undstand direkt hinter mir.
„Was ist los", fragte er alarmiert.„Alles gut. Ich dachte nur ich hätte abgeschlossen als ich dasletzte mal hier raus bin. Aber vielleicht war Heidi in derZwischenzeit drin und hat was für Charly geholt.", wiegelte ichab. Paul bleib trotzdem in Alarmstellung. Mit einem kurzen Blick zuihm öffnete ich nun meine Wohnungstür und ging in den Flur hinein.Paul blieb immer dicht hinter mir. Das war auch gut so, denn als ichden Lichtschalter betätigte, und das Licht den kleinen Flur undeinen großen Teil meines Wohn- und Schlafzimmers erhellte, sacktenmeine Knie ein.
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Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1
RomantizmDaria arbeitet in einem Kindergarten. Sie ist glücklich. Bis sie eines Tages etwas beobachtet, dass sie nicht für sich behalten kann. Als sie sich einer Kollegin und ihrer Chefin anvertraut beginnt ein wahrer Albtraum aus dem es kein Entrinnen gibt.