„Komm bitte nach Hause."

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Was haltet ihr eigentlich von "Füller Kapitel"? Kapitel in denen nichts wildes passiert, aber dennnoch wichtig für die Geschichte sind? Z.b. wenn die beiden jemanden zur Hochzeit einladen und so. Soll ich solche lieber zu einem XXL Kapitel zusammen fügen oder bei der bisherigen Länge der Kapitel bleiben?
Beim schreiben dieses Kapitels hab ich richtig mit Daria und Paul mitgelitten. Die beiden sind mir total ans Herz gewachsen.
(Ich glaube ich hab noch nie so oft Kapitel geschreiben :D )
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Ich irrte einige Stunde umher und rief mir dann ein Taxi. Völlig entkräftet drückte ich die Klingel und hörte Minuten später das erlösende Brummen der Eingangstür. „Daria, Kindchen. Was machst du denn hier?", Heidi stand mir ihn ihrem Nachthemd gegenüber und zog mich nach einem Blick in mein Gesicht in ihre Arme.

„Jetzt sag mir was passiert ist.", besorgt schob mich meine ehemalige Nachbarin in ihr Wohnzimmer und direkt auf das Sofa. Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit ihr alles zu erzählen, dass seid unserem Telefonat an meinem Geburtstag passiert war. „Daria, du kannst doch nicht einfach so abhauen.", Heidi sah mich mitfühlend an und reichte mir ein Taschentuch. „Ich konnte nicht einfach da bleiben. Wie kann er so von mir denken?", ich krallte mich an einem Sofakissen fest und versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Ohne noch irgendwas zu sagen, rutschte Heidi näher an mich heran und zog mich an ihre Brust. Sanft strich sie mir über den Rücken und ich schlief entkräftet ein.
„Daria Kindchen. Er ruft an.", Heidi rüttelte an meiner Schulter aber ich schüttelte meinen Kopf. „Ich will nicht.", brummte ich und presste mein Gesicht in das Sofakissen. „Darf ich ihn zu mindestens beruhigen? Immerhin ist er dein Verlobter und der Vater deines Kindes.", bat Heidi und ich nickte stumm.
Der Klingelton verstummte und ich konnte Pauls Stimme hören. „Nein, hier ist nicht Daria.", unterbrach ihn Heidi. „Es geht ihr gut, aber sie schläft gerade.", log meine Freundin. Es blieb eine Weile ruhig bis ich Heidi wieder hörte: „Können Sie es ihr verübeln? Sie hat mir alles erzählt.".
Wieder war es still, ich konnte zwar Pauls Stimme hören, konnte aber nicht entziffern was er sagte. „Nein, das halte ich für keine gute Idee. Daria meldet sich bei Ihnen wenn Sie so weit ist. Auf Wiederhören.", machte Heidi klar und legte auf. „Danke.", nuschelte ich und sah auf. „Dafür nicht. Er scheint wirklich besorgt zu sein. Aber auch sauer.", erklärte die Wohnungseigentümerin und ließ sich neben mich auf das Sofa fallen.
„Du kannst gerne solange hier bleiben, wie du willst. Aber versprich mir dass du ihm die Chance gibst das mit dir zu klären.", bat mich meine Freundin als ich mich an sie lehnte. „Das mache ich. Aber erst muss ich selber klar kommen.", erwiderte ich und zog mir die selbstgestrickte Sofadecke über den Körper. „Mehr verlange ich nicht.", sanft strich Heidis Stimme über mich hinweg, als sie den Fernseher anschaltete und wir uns Stundenlang Trash-Tv ansahen.

Am Nachmittag traute ich mich wieder mein Handy in die Hand zu nehmen. Auf dem Display konnte ich sehen, dass Jule, Stephan, Daniel und Hannah versucht hatten mich anzurufen und auch ihre zahlreichen Nachrichten. „Bitte sag mir nur ob es dir gut geht.", „Ruf mich jederzeit an wenn du reden willst.", „Dornröschen, bitte melde dich, ich bin immer für dich da.". Bevor mir wieder die Tränen in die Augen stiegen warf ich das Handy zurück auf den Couchtisch und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Keine guten Nachrichten?", Heidi hielt mir eine Schale mit Nudeln hin. Traurig schüttelte ich meinen Kopf und nahm ihr die Schale ab. „Es scheint als machen sich deine Freunde Sorgen um dich.", Heidis Blick fiel auf mein Handy, auf dessen Display die neuste Nachricht von Daniel aufleuchtete „Rede mit uns. BITTE. Wir machen uns Sorgen.".
„Ich weiß Heidi. Ich liebe sie auch. Aber das Paul mir so was zutraut macht mich fertig.", gierig stopfte ich mir die Nudeln in den Mund.

Es dauerte noch zwei weitere Tage bis ich soweit war und Paul anrufen konnte. Heidi war einkaufen gefahren um mir die mögliche Privatsphäre zu geben.
„Tief durchatmen.", sprach ich mir selber Mut zu. Zitternd drückte ich auf den Telefonhörer neben Pauls Namen in meiner Kontaktliste und hielt mir das Handy ans Ohr.
„Daria? Wie geht's dir?", Paul war so schnell dran gegangen, als hätte er sein Handy die ganze Zeit in der Hand gehalten. „Es geht. Dir?", ich versuchte die Tränen, die mir beim hören seiner Stimme in die Augen stiegen, weg zublinzeln. „Beschissen.", gestand Paul und ich hörte wie er aufstand. „Hab ich dich geweckt?", wollte ich wissen und ging im Kopf seinen Dienstplan durch. „Nein. Ich hab seit dem Abend nicht schlafen können.", hörte ich Paul sagen und atmete tief durch. „Geht mir ähnlich.", murmelte ich und spielte mir der Tischdecke auf dem Couchtisch. „Warum bist du einfach weg?", ich spürte den Schmerz in Pauls Stimme. „Warum glaubst du mir nicht?", wollte ich wissen ohne seine Frage zu beantworten.
„Ich weiß es nicht. Die Fotos sahen so echt aus.", gestand Paul und ich hörte wie er sich durch die Haare fuhr. „Also glaubst du Fotos mehr als mir?", mir liefen, ohne das ich es wollte, die Tränen die Wange hinunter. „Was? Nein. Aber es hat einfach alles Sinn ergeben.", Paul atmete tief durch bevor er weiter sprach. „Wem mache ich was vor? Ich hatte Angst. Angst das das was wir haben nur Temporär ist. Nur solange hält wie es Drama in unserem Leben gibt. Angst das du eines morgens aufwachst und feststellst dass du mich nicht liebst. Und dann wurden mir diese Fotos geschickt und es war als würden meine schlimmsten Albträume wahr werden.". Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Denkst du das wirklich?", keuchte ich und presste meine Lippen aufeinander. „Ich will dich nicht verlieren, Daria.". Einige Minuten blieben wir beide still bis ich meiner Stimme wieder vertraute: „Hast du Colin angerufen?". „Ja, gestern mittag. Er und sein Verlobter waren auch auf der Wache und wir haben uns unterhalten.", antwortete Paul. „Ich hab dir doch gesagt dass er schwul ist.", entfuhr es mir. „Ich weiß, ich hätte dir vertrauen sollen.", Pauls Stimme klang brüchig, „Komm bitte nach Hause.".
Ich schloss kurz meine Augen und atmete tief durch. „Ich kann nicht Paul. Noch nicht. Bitte geb mir noch etwas Zeit.". „Natürlich. Alle Zeit der Welt. Versprich mir nur dass du gut auf dich aufpasst und auf unseren Krümel. Ruf mich direkt an wenn was ist, ja?", ich hörte es an seiner Stimme das er nun auch weinte. „Versprochen.", presste ich hervor und trennte die Verbindung.

Ich starrte so lange auf mein Handy, bis Heidi irgendwann wiederkam. „Habt ihr geredet?", sie setzte sich neben mich und zog ihre Schuhe aus. Stumm nickte ich und sah weiterhin auf mein Handy. „Bleibst du noch ein wenig hier?", wollte sie wissen und ich sah sie mit roten Augen an. „Wenn ich darf?", ich sah meine Freundin traurig lächelnd an die mich wieder in ihre Arme zog. „Glaubt er dir immer noch nicht? Ich glaube ich sollte ihn mal besuchen fahren.", schimpfte Heidi was mich auflachen ließ. „Er glaubt mir. Aber es tut einfach noch zu sehr weh.", gestand ich und löste mich von Heidi.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt