„Daria Petrowa! Du kommst sofort hierher!", brüllte er

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ZweiStunden später war ich allein in dem Haus, Paul war zur Arbeitgefahren. Ich sah mich im Haus nach einer Beschäftigung um, auf demSofa hielt ich es nicht mehr aus.
Gerade stand ich in dem Raumder irgendwann mein Büro werden sollte. Allein der Gedanke darandass ich irgendwann ein eigenes Büro haben würde kam mir surrealvor. Vor nicht mal einem halben Jahr wohnte ich noch in einer kleinen40m2 Wohnung. Ich hatte ein Zimmer und ein Bad. Die Küche bestandauf einer Herdplatte und einem uralten Kühlschrank. Und nun standich in diesem unglaublichen Haus. Hatte einen mehr als unglaublichenFreund und fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben zuhause.
Ichließ meinen Blick über die unzähligen Kartons und Tüten wandernund mit einem Mal hatte ich eine Idee was ich die nächsten achtStunden machen könnte.
Schnell fand ich Pauls Werkzeugkiste imGartenschuppen und machte mich an das Aufbauen der Möbel. Dadurch,da durch Leons Wutausbrüche auch immer mal wieder einige Möbel zuBruch gegangen waren, und es nie Geld für neue gab, war ich sehrgeübt mit dem Werkzeug. So dauerte es zwar nicht lange bis ich dieeinzelnen Möbel aufgebaut hatte – es kostete mir dennoch einigeNerven die Arbeitsschritte die für vier Hände ausgerichtet waren,mit zwei Händen zu schaffen. Aber nach sieben Stunden schob ich dieletzte Schublade in die Kommode und sah mich im Raum um. Ich hattealle Möbel aufgebaut, all die Dekoration genutzt und die Pappekleingerissen in die Tüten gestopft.
Stolz auf mich ließ ichmich auf den Bürostuhl nieder und sah auf mein Handy. Paul hatte mirgeschrieben dass er heute etwas zum Abendessen mitbringen würde,daher musste ich nichts kochen.
Schnell stieg ich unter dieDusche und zog mir frische Sachen an. Die durchgeschwitzten Sachensteckte ich mir weiteren schmutzigen Sachen in die Waschmaschine undstartete den Waschgang.
Ich hatte gerade noch genug Zeit mich aufdas Sofa zu setzten und den Fernseher anzuschalten als ich Paul insHaus kommen hörte.
„Ich bin wieder da.", rief er und kam insWohnzimmer. „Und wie war die Arbeit?", fragte ich beiläufig undblickte weiterhin auf dem Tv. „Anstrengend.", stöhnte Paul undließ sich auf das Sofa fallen. „Also wird das heute nichts mitmeinem Büro?", fragte ich gespielt enttäuscht. „Quatsch, dassschaffe ich gerade noch.", brummte Paul, „Aber lass uns erst wasessen." Mit einem Kopfnicken wies er hinter sich auf dieVapiano-Tüten die auf der Kücheninsel standen. „Ja dann mallos.", voller Energie sprang ich vom Sofa auf und nahm auf einemder Barhocker Platz. „Irgendwann bringst du mich noch um. Das weißtdu hoffentlich.", knurrte Paul und erhob sich ätzend vom Sofa.

KurzeZeit später standen die leckeren Gerichte vor uns und beim Essensprachen wir darüber wie ich das Büro einrichten wollte. Währendder ganzen Zeit musste ich mich zusammen reißen Paul nicht zu sagendass die Möbel schon längst aufgebaut waren. Und irgendwie hatteich Spaß dabei ihn ein wenig zu quälen.
Als auch die letzteNudel verzehrt worden war, begann ich das Geschirr abzuräumen. „Ichkomme ja eh nicht drum herum. Also leg ich mal los.", stöhnte Paulund holte seine Werkzeugkiste aus dem Schuppen. „Ich komme gleichund helfe dir, will hier nur noch eben zu Ende aufräumen.", riefich ihm hinterher als er die ersten Treppenstufen hoch ging.
Esdauerte keine Minute bis ich ich ihn die Tür zu meinem Büro öffnenhörte. „Was zum...", hörte ich ihn sagen und sah mich schnellnach einem Versteck um. „Daria?", reif mein Freund gerade als ichüberlegte ob ich in die kleine Vorratskammer passte. „DariaPetrowa.! Du kommst sofort hierher!", brüllte er und ich wusstedass ich dem, was jetzt auf mich zukam, nicht entkommen konnte. Ganzlangsam ging ich die Treppe hoch und in den Raum in dem Paul mitverschränkten Armen stand. „Ja, bitte?", versuchte ichunschuldig zu fragen. „Was ist das?", fragte Paul und zeigte aufdie Möbel. „Naja, ich würde sagen dass ich ein Schrank, eineKommode und das ein Tisch.", erklärte ich und wies auf dieentsprechenden Möbel. „Ach sag bloß. Ich will eher wissen warumdie Möbel nicht mehr in Einzelteilen in den Kartons liegen.", gaber zurück. „Mir war halt langweilig. Und da ich Möbel aufbauenentspannend finde...", fing ich an zu erklären aber Paulunterbrach mich. „Daria. Du sollst nicht so schwer heben. Willst duwieder im Krankenhaus landen?", besorgt musterte er mich. „Mirgeht es gut. Glaub mir.", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Warte...Wenn du wusstest das die Möbel hier schon aufgebaut standen, wiesohast du mich nicht einfach auf dem Sofa sitzen lassen?", fragte ermich und sah mich empört an. „Eventuell weil ich dich ein wenigärgern wollte.", gab ich ehrlicherweise zu und versuchte einlächeln zu unterdrücken was mir nur schwer gelang. „Du wolltestwas?", fragte Paul fassungslos und ging auf einen Schritt auf michzu. Einen kurzen Moment sah ich Angst in seinen Augen – Angst davorwie ich reagieren würde da er auf mich zu getreten war – dieseverflüchtigte sich aber schnell als er mein Lächeln sah. „Du hastalso Spaß dabei mich zu quälen?", fragte er und kam einenweiteren Schritt auf mich zu. „Also quälen würde ich es nichtnennen. Ich hätte dich eher gequält wenn ich dich gezwungen hättedie Möbel aufzubauen nach deiner Schicht.", gab ich zu bedenkenund trat einen Schritt zurück und stand nun mit dem Rücken an einerWand. „Achja?", fragte Paul und sah an mir in die Augen.„vielleicht hätte ich das gerne für dich gemacht.". „Jetztkannst du was besseres mit deiner Freizeit anfangen.", schlug ichvor und biss mir auf meine Unterlippe. „Und ich wüsste schonwas.", flüsterte Paul, überbrückten den letzten Meter zwischenuns und küsste mich.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt