"Das Universum ist uns mal ein gutes Ende schuldig."

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„Ich fass es nicht.", Paul nahm mir den Brief ab und las ihn selber noch einmal durch. „Ich dachte Sven und der Koch wollten sich darum kümmern.", hauchte ich mit angsterfüllten Stimme. „Ich rufe Klaus an.", auch Martin war die Sorge ins Gesicht geschrieben.
„Martin ist alles okay?", fragte Klaus direkt als er das Telefonat annahm. „Du bist auf Lautsprecher. Und ja es ist alles okay. Halbwegs.", antwortete Martin und sah mich kurz an.
„Daria hat gerade eine Vorladung bekommen. Zu der öffentlichen Verhandlung.", fuhr er fort.
„Deswegen wollte ich euch auch noch anrufen. Der Wolf, Koch und ich haben alles versucht. Aber der Richter Hesse ist nicht von der Sache abzubringen. Er meint die Security und auch unser Schutz sollte genügen und die Welt hätte das Recht dazu zu sehen dass sich Frauen auch wehren können.".
Ich konnte nicht antworten und setzte mich einfach auf Pauls Schoss, denn ich musste ihm jetzt einfach ganz nah sein.
„Aber kann er das nicht als Statement klarmachen? Oder weiß Gott wie! Aber der darf doch nicht einfach Darias Leben aufs Spiel setzten um besser da zu stehen.", Stephan raufte sich die Haare.
„Stephan, beruhig dich. Wir sind alle auf der selben Seite. Wisst ihr was? Notfallmeeting im Hotel in einer halben Stunde.", und schon hatte Klaus aufgelegt.
Und er behielt Recht. Innerhalb der nächsten dreißig Minuten kamen Hannah, Klaus, Marc, Robin, Ben und Herr Meyer ins Hotelzimmer. Ich bleib aber auf Pauls Schoss sitzen und hatte mein Gesicht in seiner Halsbeuge verborgen. Pauls Duft und seine starken Arme gaben mir zu mindestens ein wenig Sicherheit.
„Also? Was machen wir?", brummte Paul als sich alle auf die Sofas und Stühle um uns herum verteilt hatten. „Es wird uns nichts anderes übrig bleiben als Daria in das Gerichtsgebäude zu begleiten. Wenn sie dort nicht erscheint kann sie inhaftiert werden.", erklärte Klaus. „Das könnte aber ihr Todesurteil sein.", zischte Daniel. Bei diesen Worten krallte ich mich an Paul fest.
„Es könnte. Wird es aber nicht.", Stephans versuchte taff zu wirken aber ich hörte die Sorge in seiner Stimme.
Eine Weile ging es hin und her ohne das jemand eine wirkliche Idee hatte wie ich aus der Sache wieder rauskam.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und setzte mich aufrecht hin. „Ich mach es.".
Elf Augenpaare blickten mich überrascht an. „Ich meine, ich komme doch nicht drum herum oder? Also komme ich vorher zur Wache und dann könnt ihr mich ins Gericht bringen.", ich klang seltsamerweise ziemlich sicher, obwohl in mir gerade alles auf Flucht stand.
„Sicher?", Hannah blickte mich überrascht an. „Ja. Ich vertraue euch dass ihr mich da sicher rein und raus bringt. Und wer weiß, vielleicht schaffen wir es so den Auftragskiller oder seinen Auftragsgeber zu ermitteln.".
„Wie meinst du das?", fragte nun Marc. Ich zuckte mit meinen Schultern: „Naja, wenn er merkt dass ich draußen rumlaufe, wird er handeln wollen. Und das ist dann eure Chance.".

„Sie könnte Recht haben.", stimmte mir Klaus zu. „Ich mag die Idee so gar nicht.", gab Paul zu und ich merkte wie er sich unter mir versteifte. „Ich weiß Paul. Aber ich kann doch nicht ewig hier drin bleiben.", gab ich zu bedenken.
„Also machen wir es? Wir schrauben die Sicherheitsmaßnahmen hoch. In der Nacht des 22. holen wir Daria ab und bringen sie in die Wache. Von dort bringen wir sie ins Gericht. Sobald auch nur einer ihr einen Zentimeter zu nahe kommt, wird er durchsucht. Better Save than Sorry.", Klaus blickte seine Kollegen bestimmt an die nach und nach nickten.
Es dauerte noch zwei Stunden bis alles, bis auf die letzte Minute genau durchgeplant war.
Bevor Klaus und die anderen wieder fuhren, bat ich den baldigen Dienststellenleiter um einen Gefallen der später noch sehr wichtig sein würde.

Als Paul und ich nachts im Bett lagen, spürte ich dass er mit dem Plan überhaupt nicht einverstanden war. „Bitte sei nicht sauer.", murmelte ich und strich mit meinen Fingerspitzen auf deiner Brust hin und her. „Ich will einfach nicht dass dir was passiert.", antwortete Paul und starrte an die Zimmerdecke. „Mir wird schon nichts passieren.", ich lehnte mich auf meinen Unterarm und sah so Paul ins Gesicht. „Versprich mir einfach dass du nichts unüberlegtes tust.", diesmal sah mir Paul in die Augen und ich hatte das Gefühl als würde er direkt in meine Seele schauen.
„Ich will dich nicht anlügen, ich kann dir das nicht versprechen. Ich werde aber alles versuchen.", gab ich zu. „Das reicht mir. Den Rest übernehmen wir.", flüsterte Paul und küsste mich auf die Nasenspitze.

Der nächste Tag verging wie im Zeitraffer. Die letzten Kleinigkeiten wurden besprochen, Outfits rausgelegt und Aussagen besprochen. Ehe ich mich versah lag ich wieder mit Paul im Bett und versuchte einzuschlafen.
„Kannst du nicht einschlafen?", hauchte mir Paul entgegen denn er wollte seine Kollegen, die heute fast alle mit uns im Hotelzimmer waren, nicht wecken wollte. „Nein. Es ist erst 18 Uhr. Ich bin hellwach und dezent aufgeregt.", flüsterte ich zurück.
„Es wird alles gut werden. Da bin ich mir sicher. Das Universum ist uns mal ein gutes Ende schuldig.", beruhigte mich Paul. Mit einer Bewegung drehte er uns so, dass ich auf seiner Brust lag und fing an mit meinem Haaren zu spielen. Es dauerte zwar etwas, aber nach einiger Zeit war ich endlich eingeschlafen.

„Daria. Paul. Wacht auf. In einer Stunde fahren wir los.", weckte Jule uns und ich spürte sie sanft meine Schulter rütteln. Sofort war ich hell wach. Pünktlich um 2 Uhr war ich angezogen, zurechtgemacht und hatte auch schon einen Kaffe Intus. Wir standen gerade alle im Kreis und sahen uns an. „Bereit?", fragte Klaus und sah mich an. „Bereit.", antwortete ich und nickte ihm zu. „Dann los.".
Als hätte er damit einen Schalter an einem Laufband betätigt, fing Phase 1 des Planes an. Paul und ich wurden von Stephan, Klaus, Martin und Daniel zur Tiefgarage eskortiert. Hannah lief hinter und her und Jule vor uns. Marc und Robin standen schon an den zweien unauffälligen Dienstwagen bereit und hielten mir die Tür auf. Alles lief wie am Schnürchen, bis wie an der Wache ankamen.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt