„Brauchst du ein Wasser?"

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Ihr wolltet Romanik - ihr bekommt sie. Wenn auch nur kurz und für ein Kapitel.
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Das Klingeln an der Haustür ließ uns auseinander fahren. „Ignoriere es einfach.", brummte Paul und wollte mich erneut küssen, als der derjenige vor der Tür im Sturm klingelte. „Ich werde gleich zum Mörder.", Paul sprang auf und lief die Treppe hinunter. „Hör mal Paul, du kannst gerne wieder anfangen dich vorher anzuziehen bevor du uns die Tür aufmachst.", hörte ich Stephan sagen. Schnell schlüpfte ich in meine Kleidung und ging ebenfalls die Treppe hinunter. „Okay, jetzt bin ich nur froh dass du überhaupt was an hast.", lachte mein bester Freund und nahm sich wie selbstverständlich einen Kaffee. „Bitte was?", ich warf Stephan einen fragenden Blick zu während Paul hoch lief um sich anzuziehen. „Naja, nachdem ihr euch tagelang nicht gesehen habt, dachte ich das Paul dich gleich noch mal schwängert.", erklärte Stephan. „Dein Ernst Sindera?!", hörte ich Paul im oberen Flur brüllen und umherspringen. „Wo bleibt Daniel?", nervös sah Stephan auf die Uhr und atmete erleichtert aus als es wieder an der Tür klingelte.
Paul kam die Treppe herunter geilt und lief direkt auf Stephan zu der von ihm weg lief. „Kinder.", brummte ich und öffnete die Tür. „Bleib stehen Stephan!", brüllte Paul gerade und die Terrassentür wurde geöffnet. „Wollen wir wissen was los ist?", Daniel, Hannah und Jule folgten mir in das Wohnzimmer. „Fragt nicht.", wiegelte ich ab und sah kopfschüttelnd dabei zu wie Paul Stephan durch den Garten jagte, „Kaffee?". Ich sah meine drei Freunde fragend an und alle drei nickten.
Zehn Minuten später saßen wir an der Kücheninsel und unterhielten uns über die Party, als Paul wieder reinkam und Stephan im Schwitzkasten hielt. „Es tut mir leid. Wirklich.", hörten wir Stephan jammern.
„Jungs braucht ihr Hilfe?", Daniel stand auf und ging auf seine Freunde zu. „Wenn du nicht auch gleich so enden willst, würde ich vorschlagen du setzt dich ganz schnell wieder hin.", zischte Paul Daniel zu der sich direkt umdrehte und sich wieder hinsetzte. „Paul lass mich bitte los.", Stephans Gesicht wurde langsam rot. „Paul? Krümel braucht seinen Onkel Stephan.", rief ich in die Richtung meines Verlobten und goss in zwei weitere Tassen Kaffee. „Du hast Glück.", brummte Paul und ließ von seinem besten Freund ab. „Danke.", keuchend ließ Stephan sich auf einen der Barhocken sinken und rieb sich seinen Nacken.
„Möchte mir jemand erzählen was das war?", Jule sah von Paul und Stephan zu mir. „Ach weißt du Jule, manchmal müssen sich kleine Jungs abreagieren.", erklärte ich ihr, als wäre ich auf der Arbeit. „Gott wie ich deinen Humor vermisst habe.", kicherte Hannah und grinste mich glücklich an. „Was macht ihr eigentlich hier?", Paul stellte sich neben mich und sah seine Freunde abwartend an. „Wir dachte wir helfen euch beim aufräumen.", Jule sah sich kurz um, „Wobei viel habt ihr uns ja nicht über gelassen.". „Ich bin halt gewöhnt hinter einer Meute aufzuräumen. Man bekommt den Erzieher aus dem Kindergarten aber den Kindergarten nicht aus dem Erzieher.", ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee.

Mit vereinten Kräften dauerte es nicht all zu lange und alle Beweise der Party waren vernichtet. Der Müll war entsorgt, das Leergut im Auto und das Geschirr gespült. „Brauchtest du deswegen die Fotos?", Stephan hielt das Album hoch das ich Paul geschenkt hatte. Als ich nickte öffnete er das Album und überflog die erste Seite. „Verdammt ist das süß.", murmelte er und brachte so, Daniel, Hannah und Jule dazu sich zu ihm zu quetschen und gemeinsam mit ihm die Fotos anzusehen. Ich beobachtete wie sich die Mimik meiner Freunde immer mal wieder veränderte, je nach dem welche Fotos sie sich ansahen. Gerade diskutierten sie wessen Anzug bei meiner Geburtstagsfeier am besten aussah als Paul sich hinter mir räusperte. „Brauchst du ein Wasser?", ich drehte mich zu ihm und riss meine Augen auf. Das räuspern von Paul schien auch die Aufmerksamkeit unserer Freunde auf uns zu ziehen, denn sie brachen in Jubel aus als sie Paul vor mir knien sahen.

„Ich weiß, nichts kann meinen Antrag am Strand toppen, aber ich werde dir den Ring nicht einfach so wieder anstecken. Die letzten Tage haben mir gezeigt dass ich ohne dich an meiner Seite einfach nicht überleben kann. Du liebst mich trotz meiner Fehler und ich kann dir nicht versprechen dass wir uns nie wieder streiten, aber ich verspreche dir dass ich dich nie im Stich lassen werde und versuchen werde der beste Ehemann für dich und der beste Vater für unseren Krümel zu sein. Daria Petrowa, willst du mich immer noch heiraten?", Paul hielt mir den Ring hin und sah mich nervös an.
„Du bist ein Spinner Paul. Natürlich will ich dich immer noch heiraten.", antwortete ich und hielt ihm meine linke Hand hin. Pauls Finger zitterten leicht, als er mir meinen Ring wieder ansteckte und ihn küsste. „Kumpel du musst ihre Lippen küssen. Nicht den Ring.", hörte ich Daniel und bevor ich mich versah sprang Paul auf, zog mich in seine Arme und küsste mich stürmisch.

„Ich glaube jetzt hast du ein paar neue Fotos für dein Album.", jubelte Jule und warf sich in meine Arme. „Ich wusste das in dir ein Romantiker steckt.", Stephan drückte seinen besten Freund an sich, als hätte ich die kleine Prügelei zwischen ihnen nie gegeben. „Feiern wir das wieder?", Daniel rieb sich vor Freude seine Hände. „Daniel, werde erstmal richtig nüchtern, dann sprechen wir weiter.", lachte Paul und zog mich in seine Arme.
„Das schreit aber nach einen großen Essen.", Stephan sah kurz auf seine Armbanduhr. „Es wäre eh Zeit für ein Abendessen.". „Gibt es hier einen Pelimeni Lieferdienst?", wollte ich wissen und kuschelte mich an Paul heran. „Bestimmt.", Paul zog sein Handy aus der Hosentasche, öffnete die Lieferservice App und hielt es mir hin. „Was sind Penimenis?", wollte Hannah wissen als meine Finger über den Bildschirm flogen und die Hälfte der Speisekarte in den Warenkorb packte. „Es wird dir schmecken.", erklärte ich und schmunzelte als Paul die besagte 'Teufelssoße' antippte und somit zur Bestellung hinzufügte.

Es dauerte eine Stunde bis es an der Eingangstür klingelte und der Lieferjunge drei vollbepackte Tüten in der Hand hielt. „Hast du das gesamte Restaurant bestellt?", Stephan starrte auf die unzähligen Styropor-Verpackungen und Plastik Schalen die sich kurz darauf auf der Kücheninsel verteilte. „Das ist nur ein wenig. Ich hab nur das bestellt was lecker ist.", klärte ich und öffnete nach und nach die einzelnen Verpackungen, dabei erklärte ich was die einzelnen Gerichte waren. „Ihr müsst aber unbedingt die Soße probieren. Die wie Ketschup.", Paul schob seinen Freunden die kleine Schale Adjika zu.
Gespannt spießen unsere Freunde erst eine mit Hackfleisch gefüllte Teigtasche auf und tunkten sie in die scharfe Soße. Da ich ahnte wie meine Freunde reagieren würden, ging ich schon zum Küchenschrank, holte vier Gläser heraus und nahm auch die Milch aus dem Kühlschrank. Kaum hatte ich mich umgedreht wurden mir die Sachen aus der Hand gerissen und Jule, Daniel und Stephan gossen keuchend die Milch ein und das brennen in ihrem Mund zu stillen. Nur Jule saß noch auf dem Hocker und dippte völlig gelassen die nächste Teigtasche in die Soße. „Wollt ihr uns umbringen?" keuchte Stephan als er sich das zweite Glas Milch eingoss. „Übertreibt mal nicht. Die Soße ist total lecker.", Hannah zuckte mit ihren Schultern und sah mich dann an, „Gibt es noch so scharfes Zeug bei euch?". „Blondie? Warum speist du kein Feuer?", Daniel ließ sich neben seiner Freundin auf den Barhocker fallen. „Wasabi regelt.", erklärte die angesprochene und stellte den Becher mit der Soße direkt vor sich.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt