„Siehst du? Es ist alles gut."

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So. Das ist das letzte Kapitel für heute. Und ab morgen gibt es dann wieder nur noch jeden Tag ein Kapitel. Sonst wird sie für euch noch langweilig.
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Langsam öffnete ich meineAugen und kuschelte mich dabei, noch völlig verschlafen, näher anPaul heran.

„Guten Morgen Schatz.",brummte Paul mit seiner Morgenstimme und fuhr mit seinen Fingernmeinen Arm, der über seiner Brust lag, zärtlich hoch und runter.„Morgen.", nuschelte ich in seine Brust. Erst als ich den Zugangin seinem Handrücken sah, erinnerte ich mich wieder an alles undsetzte mich ruckartig auf. „Warum liege ich in deinem Bett?",irritiert sah ich mich im Krankenzimmer um. „Ich wollte nichtalleine bleiben.", gab Paul kleinlaut zu und setzte ich ebenfallsauf. „Aber warum liege ich mit dir im Bett? Das letzte was ich weißist, dass ich gestern auf dem Stuhl saß und Klaus mit seinen AngelErfolgen geprahlt hatte.", wies ich Paul hin und stieg aus demBett.
„Naja, da hat Stephan mir ein bisschen geholfen.",klärte Paul auf, „Er hat dich gestern hier reingelegt, weil ichihn drum gebeten habe.". „Mensch Paul.", entfuhr es mir. „Dusolltest dich ausruhen und gesund werden. Ich hätte auch auf demStuhl schlafen können.".
„Aber ich kann halt besser schlafenwenn ich dich im Arm habe.", gestand Paul. Da konnte ich ihm nichtmehr böse sein und setzte mich wieder zu ihm aufs Bett. „Komm herdu Charmeur.", raunte ich ihm zu, bevor ich ihm eine Hand in denNacken legte und für einen Kuss zu mir zog.


Durch ein Klopfen an derZimmertür wurden wir unterbrochen. „Guten Morgen Zimmerservice.",trällerte Schwester Bär und kam gefolgt von derSchwestern-Schülerin die ich schon auf der Intensivstation kennengelernt hatte, ins Zimmer.
„Wir haben Frühstück dabei.",leis und die Krankenschwester wissen die beiden Frauen stellten dieTabletts die sie in den Händen hielt auf den kleinen Kaffeetisch desZimmers ab.
„Für mich auch?", verwundert sah ich SchwesterBär an die mich freundlich anlächelte. „Natürlich Frau Petrowa.Immerhin waren Sie unsere Lieblingspatientin hier.". „Ach Sie wardas?", wollte die Schwestern-Schülerin wissen und sah ihreKollegin fragend an. Als die Angesprochene den verwirrten Blick vonmir und Paul sah, erklärte sie, dass mittlerweile das gesamteKlinik-Personal von meinen Abschiedsgeschenke wussten.
Ich wurdeknall rot als ich Paul auflachen hörte: „Dann warten Sie mal ab,was meine Freundin hier anschleppt, wenn ich entlassen werde.".„Bitte nicht.", lachte Schwester Bär, „Wir haben IhreNervennahrung noch nicht mal aufgegessen, Frau Petrowa.".
Diebeiden Krankenschwestern verabschiedeten sich und Paul machte sichdirekt über sein Frühstück her.
Ich goss mir erst mal Kaffeein die Tasse und genoss es Paul so fit und glücklich zu sehen. „Habich was auf der Nase?", holte mich mein Freund wieder in dieWirklichkeit. „Was? Nein. Alles gut.", lachte ich ertappt. „Undwarum hast du mich dann so angestarrt?", wollte Paul wissen undbiss in seine Brötchenhälfte. „Will das mein Freund oder derPolizist wissen?", harkte ich nach. „Beide.", nuschelte Paulmit vollem Mund. „Ich bin einfach nur so unfassbar froh dass es dirgut geht.", gab ich ehrlich zu und sah wie Pauls Wangen einen rotwurden.
Schweigend aßen wir beide zu Ende und sahen dann nochein wenig Tv, bis ein Haufen Ärzte ins Zimmer kam.
„Hallo HerrRichter. Bereit für die Visite?". begrüßte der Oberarzt meinenFreund. Ich stand am Fensterbrett um den Ärzten genug Platz zugeben. „Solange es danach heißt dass ich heim darf, ja.",antwortete Paul und lächelte den Ärzten zu. „Und Sie sind?",bemerkte mich der Oberarzt. „Ich bin Daria Petrowa. Seine...",antwortete ich wurde aber von einer Ärztin unterbrochen. „Sie istseine Verlobte.". Erst auf den zweiten Blick erkannte ich dieÄrztin aus der Notaufnahme wieder. 'Maas' stand auf ihremNamensschild. „Okay dann können Sie bleiben.", entschied derOberarzt und trat an Pauls linke Seite.
Ich spürte dass Pauleine Frage unter den Nägeln juckte, aber er schwieg. „Wie fühlenSie sich Herr Richter.", kam es von einer jungen Frau, als derOberarzt begann den Verband von Pauls Brust zu lösen. „Ganz gut.Es ziep zwar ein wenig, aber ich fühle mich gut.", antwortetePaul. Ich musste mich zusammenreißen nicht auf zu keuchen, als ichdie Wunde auf der Brust meines Freundes sah.
Die Ärzte schienenso was alltäglich zu sehen, denn sie zeigten keine Regung. Jedochbemerkte ich wie zwei der jungen Ärztinnen ihren Blick lüstern überPauls Brust gleiten ließen. Und danach mich ansahen. Ich wusstedirekt was sie dachten.

Nachdem der Oberarzt Paul noch einpaar weitere Fragen gestellt hatte und seine Brust abgetastet hatte,bat er eine von den jungen Ärzten nach ihrer Einschätzung.Innerlich betete den Satz 'Es ist nur ihr Job' wie ein Mantra hochund runter, als eine von den lüsternen Ärztinnen ausgewählt wurde.
„Tut Ihnen das weh, Herr Richter?", säuselte die junge Frau,während sie den Bereich um seine Wunde abtastete, und klimperte mitihren Wimpern. „Es ziept ein wenig, aber das hatte ich vorhin schongesagt.", antwortete Paul und sah die Frau vor ihm skeptisch an.„Und das hier?", fragte die Frau weiter und drückte auf seinenUnterbauch. „Ähm.. Nein?", ließ Paul sie, sichtlich verwirrt,wissen.
„Welche Behandlung schlagen Sie vor?", schaltete sichnun der Oberarzt ein. „Ich würde ihn gerne noch ein paar Tage,vielleicht auch zwei Wochen hier lassen, damit er sich erholen kann.Er braucht strickte Ruhe und eine ständige Überwachung.", teiltesie ihrem Ausbilder mit.
„Kurze Frage, wenn ich eine ständigeÜberwachung brauche, warum bin ich dann nicht auf der ITS?",erkundigte sich Paul und sah zwischen der jungen Ärztin und demOberarzt hin und her. „Keine Sorge Herr Richter. Meine jungeKollegin ist nur übervorsichtig. Ich habe ihre Blutwerte gechecktund auch ihre Wunde sieht gut aus. Sie bleiben noch zwei oder dreiweitere Nächte hier und können dann mit ihrer Verlobten nachHause.", entschied der Oberarzt und nickte seinen Schützlingen zudie sich eifrig Notizen machten.

„Ich wünsche Ihnen beidennoch einen schönen Tag, wir sehen uns morgen früh wieder. Es kommtgleich eine Schwester, die verbindet sie wieder.", verabschiedetetsich der Oberarzt und verließ, gefolgt von der Ärzte Meute denRaum.
„Soso... Wir sind also Verlobt?", wollte Paul wissen,kaum hatte sich die Tür hinter den Ärzten geschlossen. „Es tutmir leid. Die Idee hatte eine der Ärztinnen, damit Sie uns sagendurfte wie es dir geht.", antwortete ich und vermied den direktenBlickkontakt mit Paul. „Entweder kommst du her, oder ich komme zudir.", erklärte Paul. Da ich einen Moment zögerte schlug er seineBettdecke zurück und wollte schon aufstehen, daher eilte ich auf ihnzu, blieb aber vor dem Bett stehen.

„Komm her.", bat er undzog mich zu sich aufs Bett. Er wollte mich auch in den Arm nehmen,ich hielt ihn aber zurück. „Hey.", beschwerte sich mein Freund,aber ich wies auf seine noch unverbundene Wunde. „Es siehtschlimmer aus als es ist.", wollte Paul mich beruhigen, merkte aberdirekt dass es nichts brachte. Sanft nahm er meine Hand in seine: „Esgeht mir gut, glaub mir.".
Ich blickte ihm prüfend in dieAugen und versuchte zu erkennen ob er mir wirklich die Wahrheitsagte. Daher merkte ich auch erst einen Augenblick später, dass ermeine Hand in die Richtung seiner Brust bewegte. „Paul nicht...",flüsterte ich. „Du vertraust mir doch, oder?", wollte erebenfalls flüsternd wissen und hielt in der Bewegung innen.„Bedingungslos.", antwortete ich ohne eine Sekunde zu zögern.
Ohne unseren Blickkontakt zu unterbrechen, überbrückte Paul dieletzten Zentimeter und legte unsere Hände auf seine Brust. „Siehstdu? Es tut nicht weh.", lächelte mich mein Freund an. Ich sahrunter auf unsere, ineinander verschlungen Hände. Paul hielt meineHand noch einen Augenblick fest und löste seine Hand dann.
Ichließ meine Hand, mit der Handfläche auf seiner nackten Haut, nocheinen Moment lang ruhig auf seiner Brust liegen und sah dann Paul indie Augen. Wissend was ich fragen wollte, nickte er.
Behutsamschob ich meine Hand Millimeter für Millimeter näher an seineSchusswunde heran. Kurz vorher stoppte ich und sah Paul prüfend an.Wieder nickte Paul und lächelte mich liebevoll an. Ich schlucktetrocken und strich kaum merkbar über die Op-Fäden, darauf bedachtder Wunde nicht zu nahe zu kommen. „Siehst du? Es ist alles gut.",flüsterte Paul.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt