„Ich werde Papa!".

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So Leute, ich muss mit euch reden.
Am Freitag steht bei mir was großes an und ich weiß nicht ob und wie ich danach zum posten komme. Das heißt auf Deutsch, es kann sein dass ihr ein paar Tage, vielleicht auch ein paar Wochen nichts von mir hört.
Seid mir dann bitte nicht böse, passt auf euch auf und bleibt gesund.
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Mit einem Ruck hatte Paul das Papier abgerissen und öffnete die kleine Box. Sämtlichen Gesichtszüge entwichen ihm als sein Blick zuerst auf die Babyschuhe, dann auf den Schnuller und zum Schluss auf den gefalteten Body mit den Aufdruck 'Vorsicht mein Vater ist Polizist!' fiel.
Ich hörte ihn schwer schlucken als er die kleine Box hinter sich aufdie Kücheninsel abstellte und den Schwangerschaftstest in die Handnahm. Mit glasigen Augen sah er mich an: „Bitte sag mir dass daskein Scherz ist.". Ich schüttelte den Kopf und merkte wie mirerneut die Tränen in die Augen stiegen.

Paul blickte noch einmal auf den Test, legte ihn vorsichtig zurückin die Kiste und kam auf mich zu. „Du willst mir wirklich sagendass wir ein Baby bekommen?" murmelte er und legte seine flacheHand auf meinen Bauch. „Ja Paul wir bekommen ein Baby.", hauchteich und wurde im nächsten Moment von Paul in eine stürmischeUmarmung gezogen. Er wirbelte mit mir im Arm im Kreis umher undjubelte „Ich werde Papa!".

Abrupt stellte mich Paulwieder ab: „Es tut mir leid, geht dir gut? Gehts euch gut?".„Paul ich bin noch extrem früh dran. Da kann noch einiges...",begann ich aber Paul hielt mir den Mund zu.

„Eswird gut gehen. Das verspreche ich dir.", bestimmt sah mich Paul anund ich nickte. Kaum hatte Paul seine Hand von meinem Mund genommenküsste er mich mit so viel Liebe dass mir ganz schwindelig wurde.„Weiß schon jemand davon?", wollte Paul wissen als er sich vonmir löste. „Naja, Jule und Hannah waren dabei als ich den Testgemacht habe.", offenbarte ich. „Aber ich hab den beiden dasVersprechen abgenommen Daniel und Stephan noch nichts zu sagen. Daswollte ich lieber morgen persönlich machen.", fügte ich nochhinzu. „Hast du für die beiden auch solche Boxen?", harkte Paulnach und ich nickte. Als ich die Boxen gerade holen wollte hielt michPaul aber fest. „Wo sind die? Ich hole sie.", bat Paul. „Pauldas schaff ich schon allein.", widersprach ich aber als ich PaulsBlick sah gab ich klein bei. „Im Schlafzimmer, unter denHandtüchern.", brummte ich. „Wag es ja nicht dich zu bewegen.",befahl Paul und joggte aus dem Raum. „Das werden interessante neunMonate.", murmelte ich zu mir selber und setzte mich auf das Sofa.

Keine zwei Minuten war Paul auch wieder mit den zwei Kisten imWohnzimmer und kam zu mir. „Darf ich?", sah er mich fragend anbevor er die erste Kiste öffnete. „Klar. Ist im Grunde ja auchdein Geschenk an die beiden, Deswegen hab ich sie auch nichteingepackt.", lachte ich.

Immer noch wie einHonigkuchenpferd grinsend öffnete Paul die erste Box und lachte: „Wohabt ihr den denn her?". „Tja, ich hab so meine Geheimnisse.",informierte ich meinen Verlobten und beobachtete ihn wie er mitseinen Fingern sanft über die Babyschuhe fuhr.
„Paul?", seinKopf schnellte hoch und sah mich fragend an, „Ich hab wiederHunger.". Ein sanftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.„Wonach gelüstete es euch beiden denn?", fragte er mich sanftund stellte die Box ab. „Uns? Jetzt schon?", lachte ich und sahPaul ungläubig aus. „Ohja. Also was möchtest du?", sah Paulmich abwartend an und ich überlegte einen Augenblick. „Eis.Schokoladen Eis und Kekse.", entschied ich. „Dein Wunsch ist mirBefehl.", salutierte Paul vor mir und hole mir das gewünschteEssen.
Selbst als wir nach ein paar Stunden im Bett lagen konntePaul seine Hand nicht von meinem Bauch lassen.

Am nächstenMorgen wurde von Pauls leiser Stimme geweckt. „... geliebt, hörstdu? Deine Mama und ich freuen uns jetzt schon tierisch auf dich.Genau wie deine beiden Tanten und deine Onkeln. Deswegen muss dubleiben.". Als ich seinen Kuss auf meinem Bauch spürte musste ichkichern.
„Du bist ja wach.", kam Paul zu mir hoch. „ZumGlück. Sonst hätte ich das gerade nicht gehört.", lächelte ichund küsste ihn sanft.
„Hältst du es für richtig wenn wir denJungs von dem Baby erzählen?", besorgt sah ich Paul an der michdaraufhin auf seine Brust zog. „Ich weiß es ist früh. Aber Juleund Hannah wissen es auch und wir können es von den beiden nichtverlangen nichts den Jungs zu erzählen. Aber ich bin mir sicher dasssie der Wache nichts erzählen. Zu mindestens nicht die ersten dreiMonate.", beruhigend strich mir Paul über den Rücken.

„Duhast Recht. Ich hab einfach Angst dass irgendwas schief geht. Ichweiß ich soll nicht immer so pessimistisch sein, aber bisher hattenwir nicht wirklich Glück.", offenbarte ich Paul meine Ängste.
„Mirgeht es nicht anders. Aber ich bin der Meinung dass wir bisher neMenge Schutzengel hatten und die uns jetzt auch nicht im Stich lassenwerden.", Paul drückte mich noch näher an sich und küsste meineStirn.
„Ich glaube...", stöhnte ich, sprang aus dem Bett undlief ins Bad. Paul stand keine fünf Sekunden später neben mir undhielt meine Haare zurück. „Sollen wir vielleicht Oli anrufen?Vielleicht hat er Tipps für uns?", schlug Paul vor als ich wenigspäter wieder im Bett lag. „Es sind Feiertage. Wir sollten ihnnicht nerven.", gab ich zu bedenken. „Ich weiß, wir können ihnja unter dem Deckmantel anrufen dass wir ihm frohe Weihnachtenwünschen wollen. Ich will einfach nichts falsch machen.", erklärtePaul und sah mich bittend an. „Na gut. Aber lass mir bitte noch einwenig Zeit damit ich mich frischmachen kann.", stimmte ich zu undverschwand wieder im Bad, aber diesmal um zu duschen.

ZweiStunden später saßen Paul und ich auf dem Sofa und riefen denNotarzt per Facetime an. „Daria. Paul. Mensch schön euch zu sehenund das ohne Notfall!", begrüßte uns der Notarzt und lachte. „Dirauch frohe Weihnachten. Wie man sieht hast du auch mal frei.",lachte auch Paul. „Klar. Ihr habt mich die letzten Monate so auftrapp gehalten, dass ich meine Frau in ein Spa Hotel entführthabe.", erklärte Oli. „Wir wollen auch gar nicht lange stören,wir haben nur eine Frage.", teilte ich ihm mit. Etwas außerhalbunseres Blickfeldes schien seien Aufmerksamkeit auf sich zu ziehendass er uns gar nicht zuhörte. „Erde an Oli!", rief Paul insHandy und der Notarzt zuckte zusammen. „Sorry aber meine Frau gehtgleich in das Indoor Schwimmbad.", erklärte Oli und wurde rot.„Wie meine Verlobte schon sagte, wollten wir eigentlich nur wissenob du uns was gegen Morgenübelkeit empfehlen kannst", sagte Paulund sah rasch zu mir. „Warte was? Verlobte? Morgenübelkeit?",der Notarzt sah uns durch das Handydisplay mit großen Augen an. „Ja.Seit Nikolaus sind wir verlobt", ich hielt meine linke Hand hoch,„Und laut Test sehr früh schwanger.". „Das werden wir feiernwenn ich im nächsten Jahr wieder im Lande bin. Aber bis dahin kannstdu mit Folsäure nichts falsch machen. Jede Apotheke müsste da gutaufgestellt sein.", erklärte der Notarzt. „Danke Oli. Und jetztab zu deiner Frau – damit sie irgendwann selber Folsäure nehmenmuss.", neckte Paul ihn und legte, bevor Oli was sagen konnte, auf.


„Also fahren wir bevor wir zu den anderen fahren, bei einerApotheke vorbei. Aber dann muss ich mich jetzt fertig machen.",stand ich nach einem kurzen Blick auf die Uhr auf. „Bist du sicherdass du dahin fahren willst?", sah Paul mich besorgt an.„Definitiv.", ließ ich ihn wissen und ging hoch insSchlafzimmer.
Eine Stunde später kam ich in Jeans und Bluse ausdem Badezimmer. Ich hatte mich schon leicht geschminkt und wolltegerade mein Lieblingsparfüm auftragen aber als ich den Deckel vomFlakon abzog musste ich würgen. „Alles gut?", trat Paul, dergerade noch im Kleiderschrank nach einem Hemd gesucht hatte, an meineSeite. Ich nickte verwirrt und sah das Parfüm in meiner Hand an.„Ja. Ich wollte nur gerade mein Parfüm auftragen als mir schlechtwurde.", vorsichtig roch ich an dem Parfümzerstäuber und drücktePaul den Flakon in die Hand. „Bring das hier raus.", keuchte ichund hielt mir den Mund zu. Während Paul meiner Bitte nachkam öffneteich das Schlafzimmerfenster und hielt meinen Kopf raus. „Sicherdass alles gut ist?", sanft legte mir Paul seine Hand auf denRücken. „Ja. Aber das hat gerade so abscheulich gestunken. DasParfum muss gekippt sein. Hast du das nicht gerochen?", stöhnteich und nahm noch einen Zug frischer Luft bevor ich das Fensterwieder schloss. „Dein Parfüm roch ganz normal. Ich nehme an daskleine Würmchen ist daran Schuld.", sanft lächelte mich Paul anund legte seine Hand auf meinen Bauch.

Paul weigerte sichdass ich ihm half die Geschenke ins Auto zu tragen. „Darf ich zumindestens die Babykisten tragen?", fragte ich mit einemWelpen-Blick. „Na gut. Aber nur die.", gab Paul klein bei. „Okay,die bekommen nächstes Jahr wirklich nur Gutscheinen.", stöhntePaul als er die letzten Geschenke im Kofferraum verstaut hatte. „Habich doch gesagt.", sah ich ihn bockig an. Paul sah mich kurzüberrascht an, nickte dann aber: „Du hast Recht Schatz.".
Nacheinem kurzen Stop bei der Apotheke bei der wir uns beraten ließenund uns auch reichlich mit allmöglichen Tabletten eindeckten, parktePaul den Wagen vor dem Haus in dem Stephans Wohnung lag.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt