„Na Daria. Hab ich dich endlich gefunden.".

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Am nächsten Morgen wurde ich vom Kaffeeduft geweckt. Langsam öffnete ich meine Augen und sah eine Tasse vor mir schweben. „Guten Morgen Schlafmütze.", flüsterte Paul. Als ich ihn skeptisch ansah fing mein Freund an zu lachen. „Ist reiner Selbsterhaltungstrieb. Erst Kaffee dann reden.". „Du scheinst schnell zu lernen.", gab ich anerkennend zu und setze mich auf. Erschrocken stellte ich fest dass ich weder die Hose noch den Pullover von gestern trug. „Paul, wo ist meine Kleidung?", fragte ich während ich die Kaffeetasse entgegen nahm. „Na da auf dem Stuhl. Glaubst du ich hätte dich in den unbequemen Sachen schlafen lassen?", rief Paul über seine Schulter hinweg, denn er stand mittlerweile am Fenster und öffnetet die Gardinen. Ich versuchte meine Unsicherheit zu verstecken indem ich erstmal einen großen Schluck Kaffee trank. Paul hatte mir meine Sachen ausgezogen, dies bedeutete dass er meine Cellulite auf den Oberschenkeln, die Härchen auf den Unterschenkeln und das sogenannte „Winkefleisch" an meinen Oberarmen. Ich zog mir meine Decke bis unter das Kinn. Ja ich fühlte mich wohl in meinem Körper, aber ein paar Kilo weniger würden auch nicht schaden. Meine Fingerknöchel standen weiß hervor, sosehr krallte ich mich an der Kaffeetasse fest. In meinem Kopf ging ich schon alle möglichen Szenarien durch – davon das Paul mich gestern ausgelacht hat, dass er sich gestern vor mir geekelt hat oder dass er sich sogar trennen will. „Daria? Ist alles okay?", hörte ich ihn fragen und sah auf. Paul hatte sich mittlerweile neben mich aufs Bett gesetzt und sah mich besorgt an. „Ja klar. Alles gut.", versuchte ich mir nichts von dem Chaos in meinem Kopf anmerken zu lassen. Seinem Blick nach zu urteilen gelang es mir nicht: „Daria, keine Geheimnisse.". Ich atmete noch einmal tief durch um all meinen Mut zu sammeln. „Ich hab mich nur gefragt was du... naja was du gestern gedacht hast als du mich ausgezogen hast. Du könntest jede Frau haben und hast nun mich.". „Ach Kleine.", er nahm mir die Tasse aus der Hand, stellte sie auf dem Nachttisch ab und umfasste mein Gesicht mit seinen Händen. „DU und ganz allein DU bist die schönste Frau für mich.".
Eine Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit und eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg aus meinem Auge über meine Wange. Paul strich sie sanft mit dem Daumen weg. „Bitte vergiss es nie." - und dann küsste er mich. Und in dem Kuss lag so viel Liebe als wolle er mich allein durch ihn von all seinen Gefühlen für mich überzeugen.
Völlig außer Atem ließen wir voneinander ab, lehnten uns Stirn und Stirn aneinander und schlossen die Augen. In diesem Moment wären alle Worte fehl am Platz gewesen.

„Lass uns meinen freien Tag so richtig ausnutzen.", schlug Paul vor als wir uns gerade an den Frühstücktisch gesetzt hatten. „Und das Haus putzen?", antwortete ich und griff in den Brötchenkorb. „Nein das war jetzt nicht unbedingt meine Idee. Lass uns lieber shoppen gehen.", erklärte Paul und biss in seine Brötchenhälfte. „Du und shoppen? Wo ist die versteckte Kamera?" ich sah mich in der Küche um. „Ich dachte auch nicht an Kleidung. Eher Möbel für dein Büro. Oder ein neues Bücherregal – inklusive Inhalt.", erwähnte Paul schon beinah beiläufig. Ich hielt mitten in der Bewegung innen: „Hast du gerade gesagt wir fahren Bücher kaufen?" Paul schmunzelte und nickte. „Ja dann los.", ich stand auf. „Darf ich erst noch zu Ende essen?", fragte Paul amüsiert. „Ja klar. Sorry.", stammelte ich und setzt mich wieder hin. Ich spürte wie mein Kopf rot wie eine Tomate wurde. „Du bist wirklich was besonders.", kam es dumpf von Paul, denn er hatte gerade erneut in sein Brötchen gebissen. „Was meinst du eigentlich mit 'Meinem Büro'?", fragte ich um das Thema zu wechseln. „Ja klar. Du brauchst doch Platz für all deine Sachen hier. Die Unterlagen für die Arbeit. Die Fachliteratur. Ich weiß ja nicht was man alles im Kindergarten braucht.", erklärte Paul. „Aber ich... ich brauche nicht so viel Platz." Der Polizist mir gegenüber schüttelte aber den Kopf. „Ich will das du hier alles hast was du willst. Das hast du verdient.".

Und so verließen wir zirka zwei Stunden später gemeinsam das Haus. Der erste halt war beim Schwedischen Möbelhaus. Mit Paul hatte ich vereinbart, dass ich die Möbel bezahlte und er dann meine Bücher in der Bücherhandlung. Es dauerte auch nicht lange, da hatte ich mich für einen Tisch entschieden. Auch die Wahl eines Schreibtischstuhles und des Regals war schnell getroffen dass wir ziemlich schnell an der Kasse standen und dann mit dem ganzen Kartons vor Pauls Auto. „Könnte eng werden.", analysierte ich die Lage, Paul aber wies mich mit einer Handbewegung zur Seite. „Lass das mal den Tetris-Meister machen.".
Und er behielt Recht. Es haben alle Kartons in seinen PKW gepasst und es war sogar noch Platz frei, sodass wir vor der Buchhandlung nicht erst heim mussten.

Kaum hatten wir die Buchhandlung betreten trennten sich unsere Wege. Paul war eher der Thriller Leser. Und ich lass lieber New-Adult Romane bei denen man nicht viel nachdenken musste. Gerade hielt ich ein Buch in der Hand und lass gespannt den Klappentext durch, als ich eine mit nur all zu gut bekannte männliche Stimme hinter mir hörte die mir den Angstschweiß den Rücken runter rinnen ließ.
„Na Daria. Hab ich dich endlich gefunden.".

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt