"...bedrohen Sie einen von uns - bedrohen Sie alle."

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„Daria. Wach mal eben auf.", Paul rüttelte an meiner Schulterund ich riss die Augen auf. „Alles gut. Du kannst gleich weiterschlafen. Ich will dich nur nicht durch die halbe Wache tragen.",beruhigte er mich und zog mich vom Stuhl. „Was?", murmelte ichnoch völlig verschlafen. „Schon gut.", lachte mein Verlobter undführte mich aus dem Büro. „Okay.", nuschelte ich und lehntemich an seine Schulter.
„Uh, eine müde Schwangere. Warte ichhalte dir die Tür auf.", hörte ich Marc neben mir. „Danke.",bedankte ich mich schlaftrunken und ließ mich von Paul weiterführen. Erst als ich die Fotowand sah, wusste ich wo Paul michhingeführt hatte. „Ich bin gar nicht mehr müde.", versuchte ichPaul klar zu machen, musste aber Sekunden später gähnen. „Ja, dassehe ich.", vorsichtig schubste mich der Oberkommissar auf dasSofa. „Wirklich.", murmelte ich und ließ mich zur Seite fallen.„Klar doch.", stimmte mir Paul zu und deckte mich zu. Sekundenspäter war ich wieder tief und fest eingeschlafen.".


Völlig ausgelaugt öffnete ich meine Augen und sah mich um. Es wardunkel im Raum, bis auf den Tv der lief. Neben mir saß Hannah aufeinem der Sessel und sah auf den Bildschirm. Sie hatte den Tonausgestellt und sah ihre Serie mit Untertiteln an. „Wegen mirmusstest du den Ton nicht ausmachen.", erklärte ich und setztemich auf. Erschrocken sprang Hannah auf sah mich mit großen Augenan. „Musst du mich so erschrecken?" , rügte sie mich und liessich wieder auf den Sessel fallen. „Entschuldigung. Wo ist denPaul?", ich rieb mir die Augen und sah mich weiter im Raum um. „Derist gerade auf Streife. Soll ich ihn anrufen?", informierte michmeine Freundin und zog sich ihr Handy aus der Hosentasche. „Ne,mach lieber den Ton an. Und erklär mir was ich verpasst habe.",bat ich und kuschelte mich wieder in die Decke.


„Und deswegen hat er was mit seiner Cousine?", irritiert sah ichHannah an, die inzwischen zu mir aufs Sofa und unter die Deckegekommen war. „Ja. Weil er seine Freundin eifersüchtig machenwollte. Aber da wusste er noch nicht dass es seine Cousine ist.",erklärte die Blondine und hielt mir die Chipstüte hin. „Wie kannman nicht wissen das es die eigene Cousine ist?", wollte ich wissenund merkte dass Hannah gerne drauf antworten wollte – es sich aberverkniff. „Komm schon, sag es Hannah.", bat ich und sah sieabwartend an. „Wie kann man nicht von der eigenen Schwesterwissen?", neckte sie und nun sah sie mich abwartend an. „Der wargut. Aber es ist doch nicht mal klar, ob die Dame meine Schwesterist.", lobte ich meine Freundin und nahm ihr die Chips weg. „Noch.So wie ich verstanden habe, wollte dein werter Vater einen DNA-Testmachen lassen.", offenbarte meine Freundin. „Erzeuger.",zischte ich und sah weiterhin auf den TV.


Stumm sahen wir weiter fern bis Paul irgendwann, in seinerZivilkleidung, in der Tür stand: „Störe ich?".
„PSSST!",zischten Hannah und ich gleichzeitig. Gerade lief der große Showdowndes Serienhauptdarsteller und seiner Kontrahenten. „Okay...",murmelte Paul und kam auf uns zu. „Ihr wisst schon dass das...",weiter kam er nicht, denn ich warf ihm mit der mittlerweile leerenChipstüte ab. Paul gab sich geschlagen, setzte sich an meine andereSeite und ich lehnte mich automatisch an ihn. „Paul? Kommt ihr?",hörten wir Jule rufen bevor sie die Tür öffnete. „Hast du deineDienstwaffe am Mann?", zischte ich Paul sauer zu. „Was? Nein.Natürlich nicht.", entsetzt sah Paul mich an. „Ganz ruhig. Duweißt dass ich niemanden weh tun würde. Noch nicht zu mindestens.",beruhigte ich meinen Verlobten. „Ich tu jetzt einfach mal so alshätte ich den letzten Satz nicht gehört.", lachte Jule die indiesem Moment in den Aufenthaltsraum kam. Augenrollend drückteHannah auf den Stop-Knopf der Fernbedienung: „Wir werden das hiereh nicht in Ruhe angucken können.".
„Tut uns leid, aber dieJungs und ich haben gedacht wir gehen schick essen. Um zu feiern dassdas Würmchen kein Geheimnis mehr ist.", klärte Jule uns auf. MeinBlick erhellte sich direkt: „Essen?". „Dann lasst uns los,bevor Daria wirklich nach meiner Dienstwaffe greift.", schlug Paulvor und stand auf. „Ihr tut ja so als wäre ich unberechenbar.",knurrte ich und stand auch auf. „Nicht du Daria. Aber dein Baby.",lachte Hannah und lief an uns vorbei in den Flur.
„Renn nurHannah. Renn um dein Leben.", zischte ich und ging ihr nach. „Ichbearbeite aber nicht deinen Fall.", rief Paul mir nach und kam mitJule hinter uns her. Kurz bevor ich Hannah erreichte hielt mir Danieleinen Schokoladendonut hin. Abrupt bleib ich stehen und sah ihn mitgroßen Augen an: „Ist der für mich?". „Natürlich.",antwortete der Oberkommissar und musste sich ein Lachen verkneifenals ich direkt die Hälfte des Donuts in meinem Mund verschwindenließ. „Sagt Hannah dass sie wieder rauskommen kann. Diesmalverschone ich sie.", nuschelte ich mit vollem Mund. „DankeDaniel. Ich schulde dir was.", bedankte sich die jüngste unsererGruppe bei Daniel und kam hinter der Ecke hervor. „Und wo ist meinDonut? Immerhin ist es auch mein Kind?", Paul war mittlerweile beiuns angekommen und legte mir von hinten den Arm um meine Hüfte aufmeinen Bauch. „Ich geb dir ein Bier aus?", vorsorglich gingHannah hinter Daniel in Deckung. „Lass sie Paul. Vielleichtbrauchen wir sie noch.", bat ich meinen Verlobten lachend.
„Dannlasst uns los, bevor es hier gleich wirklich Tote gibt.", kam esvon Stephan und schon schob er uns aus der Wache hinaus.

„Paul?Der Wagen ist noch da.", nervös drückte ich mich noch mehr anPauls Seite, ließ aber den silbernen Audi nicht aus den Augen.„Keine Sorge. Deine Bodyguards sind da und beschützen dich",erklärte Stephan, steckte seine Brust raus und ging mit Danielvoran. Mit etwas Abstand folgten Paul und ich, sowie Hannah und Jule.Als wir fast am Auto vorbei waren, wurde die Fahrertür geöffnet undAnna stieg aus. „Lass uns bitte reden Schwesterherz.", säuseltesie und kam auf mich zu. „Irgendwann anders. Aber nicht heute.Nicht jetzt.", bat ich und versuchte taff zu wirken. „Ach komm,hab dich nicht so.", versuchte meine angebliche Schwester ihrenWillen durchzusetzen und wollte einen erneuten Schritt auf mich zukommen, Daniel und Stephan versperrten ihr aber mit ihren Armen denWeg. „Traust du dich denn ohne Polizeischutz gar nicht mehr raus?Russen wie wir haben vor nichts Angst. Vor allem nicht vor dereigenen Familie.", erklärte Anna und sah mich abwertend an. „FallsSie es nicht mitbekommen haben, keiner von uns ist in Uniform. UndDaria gehört zu unsere Familie, bedrohen Sie einen von uns –bedrohen Sie alle.", baute sich Stephan vor der blonden Frau auf.„Achja? Daria gehört nur zu meiner Familie. Sie wird immer einePetrowa bleiben. Da könnt ihr machen was ihr wollt.", zischteAnna, stieg wieder in ihr Auto und fuhr mit quietschenden Reifendavon.

„Danke.", murmelte ich als sich Daniel und Stephan wieder zu mirdrehten. „Dafür nicht. Aber lasst uns jetzt essen gehen. Sonstzersetzt sich mein Magen gleich selber.", offenbarte Daniel undbrachte uns somit alle zum lachen.

Bei unseremStammitaliener, nachdem jeder bestellt hatte, war die Stimmung wiederausgelassen. Wir machten Späße, alberten herum und genossen dieZeit zu sechs.


Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt