"Wir müssen reden."

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Ich wollte gerade antworten als hinter uns ein Auto hupte. Die Ampel war auf grün gewechselt. Wenige Minuten später hielt Paul in seiner Einfahrt und half mir wieder aus dem Wagen.
Getreu nach seinem Versprechen an meine Ärztin bugsierte er mich auf die Couch und brachte mir einen Tee. „Paul. Setzt dich.", forderte ich ihn auf. „Geht nicht.", kam es von ihm knapp zurück. „Ich muss gleich los zur Arbeit und möchte dein Essen erst mal fertig machen. „Wir müssen aber reden.", gab ich zurück und klopfte auf den freien Platz neben mir auf dem Sofa. „Ich weiß. Heute Abend okay?", schlug der Hauseigentümer vor. Ich glaubte etwas Angst in seinen Augen zu sehen, daher nickte ich nur. „Vergiss deine Tabletten nicht.", rief er über seine Schulter, denn er war schon auf dem Weg in den Flur. Sekunden später war er durch die Eingangstür verschwunden.

Verwirrt blickte ich ihm noch einige Minuten nach. 'Täuschte mich mein Bauchgefühl oder hatte ich vorhin wirklich ein Hauch von Angst und Panik gesehen? Aber vor was sollte er Angst haben? Immerhin war er Polizist – und das nicht seit gestern. Er hatte schon Morde aufgeklärt, Diebe verhaftet und was nicht alles.', schoss es mir durch den Kopf. Wohl wissend dass ich keine Antwort auf die Frage finden würde, bis Paul am Abend wieder da war, schaltete ich den Fernseher ein. Da es noch früh war, liefen nur seltsame Sendungen im Free-Tv sodass ich das Gerät schnell wieder ausschaltete. „Dann halt Lesen.", murmelte ich und ging die Treppe hinauf in Bücherzimmer von Paul. Obwohl der Autounfall nun schon mittlerweile zwei Monate zurück lag, tat mir noch jeder Schritt weh, vor allem wenn ich Treppen hoch oder runter ging.
Mit einem gezielten Griff zog ich den zweiten Teil der Harry Potter Saga aus dem Regal und setzte mich seufzend auf das Sofa. Paul schien nach mir hier nicht mehr drin gewesen zu sein, denn die Decke lag immer noch genau so da, wie ich sie liegen gelassen hatte. Schmunzelt kuscheltet ich mich in die Kissen ein und öffnete das Buch.

Eine warme weiche Hand strich mir sanft über die Wange. Ich öffnete meine Augen einen Spaltbreit und sah Paul neben mir sitzen. „Ich wollte dich nicht wecken.", flüsterte er und strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. Ich schüttelte nur den Kopf „Alles gut.", und kuschelte mich weiter in die Kissen. Paul sah mich kopfschüttelnd an und lächelte als ich die Decke ein Stück hob.
Er verstand direkt was ich wollte und zog schnell sein Handy aus der Hosentasche, legte es auf dem Tisch ab und legte sich neben mich unter die Decke. Aus den Augenwinkeln sah ich noch die Uhrzeit auf dem Handydisplay aufleuchten, es war mittlerweile 18 Uhr. Obwohl ich somit gute acht Stunden geschlafen habe, fielen mir direkt die Augen zu als Paul mich in seine warmen Arme zog.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt