„Paul... Ich hab Angst."

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Ich sah den Kommissar schockiert an. „Wie sie hat ein Alibi. Das kann nicht sein. Sie muss es gewesen sein!". „Frau Petrowa beruhigen sie sich bitte.", bat mich mein gegenüber und reichte mir ein Glas Wasser. Ich leerte es in einem Zug und knallte das Glas auf den Tisch, wo es direkt in tausend Stücke zersprang. Erschrocken wich ich zurück um im nächsten Moment gleich anzufangen die Scherben aufzusammeln. „Es tut mir so leid.", wiederholte ich dabei immer und immer wieder. Erst als ich eine starke Hand auf meiner Schulter spürte sah ich auf. Herr Fuchs stand neben mir und reichte mir einen nassen Lappen. Irritiert sah ihn an und als er dann damit auf meine Hände deutete, sah ich das ich mich mit den Scherben geschnitten hatte und die ersten Tropfen Blut auf den Tisch tropften. „Es tut mir wirklich so Leid.", entschuldigte ich mich, und sah mich nach einem Mülleimer um, in den ich die Scherben werfen konnte, die ich immer noch in den Händen hielt.
Herr Fuchs deutete mit einem Kopfnicken zu einem Mülleimer in der Ecke des Büros und sah kopfschüttelnd zu wie ich die Scherben entsorgte. Als ich wieder vor ihm Platz genommen hatte, reichte er mir den Lappen den er immer noch in der Hand hielt. „Frau Petrowa, was ist los?", fragte er besorgt. „Nichts.", gab ich als knappe Antwort zurück und wischte mir das Blut von den Händen das mir nicht ganz gelang, das durch die kleinen offenen Schnitte immer wieder neues quoll. „Ich dachte wir hätten klargestellt dass sie mit ruhig alles sagen könne. Ich werde sie nicht abwertend oder anders behandeln nur weil sie nicht Superwoman höchstpersönlich sind.". Sprach der Polizeihauptkommissar beruhigend auf mich ein. „Ich weiß... aber ich kann einfach nicht.", ich versuchte einige Glassplitter die sich in meine Handflächen gebohrt haben zu entfernen, aber meine Hände zitterten zu sehr. Ich atmete tief ein und sah dann den Mann gegenüber an. „Ich kann einfach nicht mehr. Es war wohl doch etwas viel die letzten Tage.". Es kostete mich viel Kraft, jemanden gegenüber meine Schwächen zuzugeben. Vor allem vor Fremden wie es Herr Fuchs nun mal für mich war. Dieser nickte mir verständnisvoll zu und nahm den Hörer seines Telefons in die Hand. Zuerst dachte ich er würde einen Krankenwagen rufen, und als er dann „Ich brauche dich in meinem Büro. Und bring bitte den Erste Hilfe Kasten mit.", sagte, sah ich ihn verwundert an.
Es dauerte keine fünf Minuten bis es an der Bürotür klopfte und Paul im Raum stand.
„Na, warst du wieder tollpatschig, Martin?", lachte er und kam näher. Sein Lachen erstarb als ich mich zu ihm umdrehte und er das Blut an meinen Händen und mittlerweile Kleidung da. Sofort stürmte er auf mich zu und kniete sich vor mich hin. „Ich war es die tollpatschig war.", murmelte ich und versuchte die Tränen, die seit meinem Schwäche Eingeständnis gegenüber Herr Fuchs in meinen Augen standen, weg zublinzeln. „Ich gehe in die Cafeteria und hole mir was zu Essen.", informierte und Herr Fuchs, nickte mir auffordernd zu und verließ sein Büro.
Liebevoll nahm Paul meine Hand und entfernte die kleinen Splitter die immer noch in meiner Handfläche steckten. Mit geschickten Handgriffen versorgte er die Wunden und verband die Hände. Dann zog er den zweiten Zeugenstuhl näher heran und setzte sich so dicht vor mich, dass meine Knie zwischen denen seinen waren.
Und dann tat er genau das richtige – er tat nichts. Er sah mich nur mit diesem liebevollen, verständnisvoll, allein für mich bestimmten, Blick an und hielt weiterhin meine Hände. Und er wartete. Wartete bis ich bereit war ihm zu sagen was los war.
Wiedermals holte ich tief Luft um mich zu sammeln. „Er hat mir gerade gesagt das Ela ein wasserdichtes Alibi hat. In dem Moment hab ich auf einmal wieder so eine Panik bekommen. Dass sie mir noch mehr antun könnte. Oder dir.", ich sah wie sein Mundwinkel zuckte als wollte er was sagen, er blieb aber stumm. „ Und da hab ich ein Glas etwas zu kräftig auf den Tisch gestellt und da ist es zersprungen. Beim Versuch die Scherben aufzusammeln hab ich mich geschnitten.", ich sah kurz auf meine verbundenen Hände und dann wieder meinem Freund in die Augen. „Paul... Ich hab Angst.", gab ich zu.
„Du weißt das ich nicht zulassen werde, dass sie dir noch mal zu nahe kommt oder? Ich werde dich beschützen. Wenn es sein muss sorge ich dafür dass einer meiner Kollegen immer an deiner Seite ist, wenn ich gerade nicht da sein kann.", beruhigte mich Paul und zog mich sanft auf seinen Schoss. „Du bist das Kostbarste dass ich auf der Welt habe. Und das beschütze ich mit meinem Leben.", murmelte er in meinen Haaransatz als er mich fest an sich drückte.
Ich lachte kurz auf: „An mir ist so rein gar nichts wertvoll. Naja vielleicht meine Organe, aber ob die nach dem Unfall noch was auf dem Schwarzmarkt wert sind sei dahingestellt.".
Da war sie wieder. Meine Fähigkeit in den unmöglichsten Situationen machte ich Witze. Paul aber fing an zu lachen. „Du bist wirklich einzigartig.".

„Ich merke es geht ihnen besser.", hörten wir jemanden hinter und sagen. Erschrocken sprang ich auf und knallte dabei mir meinem Kopf gegen Paul Kinn, dass der sich nun rieb.
„Muss ich Sie jetzt wegen Angriff auf einen Polizeibeamten festnehmen?", fragte mich Herr Fuchs lachend und nahm wieder auf seinem Bürostuhl Platz.
„Besser wäre es.", kam es von Paul und ich sah ihn schockiert an. „Nur ein Witz.", erklärte er und schmunzelte. „Warte bis wir zuhause sind.", zischte ich ihm kaum hörbar zu.
„Wollen wir mit der Befragung weiter machen?", unterbrach Herr Fuchs unser gegenseitiges Genecke und hielt wieder seinen Kugelschreiber in der Hand. „Ich werde dann wohl nicht mehr gebraucht.", sagte Paul und wollte gehen. Ich aber hielt seine Hand fest. „Darf er bleiben?", bittend sah ich den älteren Polizisten an und dieser nickte. „Natürlich nur wenn das für dich auch okay ist?", wand ich mich nun an Paul. „Für dich hab ich immer Zeit.", erwiderte er, schob den Stuhl auf dem er bis vor ein paar Minuten saß neben meinen und in Richtung seines Kollegen und setze sich.
„Ich bin bereit, wenn Sie es sind.", kam es von Herr Fuchs und Paul drückte meine Hand.
Er ließ sie während der ganzen eineinhalbstündigen Befragung nicht einmal los.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt