„Weißt du es noch nicht?"

411 18 1
                                    

Gibt es eigentlich eine Bezeichnung dafür das man die Nacht durchmacht, in aller frühe anfängt seine Wohnung radikal auszumisten und in den Verschnaufspausen immer ein weiteres Kapiel schreibt? Wenn ja, lasst es mich wissen :D
Achja, bereitet eure Nerven schon mal drauf vor dass es jetzt oft und viel Drama gibt - die Zeit des Sonnenscheins ist vorbei *muhahahahahahahahahaha*

_____________________________________________________________________________

Stephan strich mir über den Hinterkopf und wartete einige Minuten bis er sich von mir löste und mich besorgt ansah: „Was machst du hier? Ist was mit unserem Krümel?". Fassungslos schüttelte ich meinen Kopf und bereitete mich innerlich darauf vor, dem ersten unserer Freunde von Pauls Tod zu berichten. „Weißt du es noch nicht?", ich versuchte mich soweit zu sammeln dass aus meinem Mund mehr als nur ein keuchen kam. „Was soll ich wissen? Daria, du machst mir Angst.", Stephan sah mich panisch an. „Paul ist tot.", schaffte ich gerade noch zu sagen, als der nächste Tränenschwall meine Augen verließ und ich mein Gesicht in die uniformierte Brust meines besten Freundes presste. „Was meinst du mit tot?", Stephan packte mich an den Schultern und hielt mich von sich weg. „Er liegt gerade in der Leichenhalle und wird obduziert.", allein die Worte auszusprechen tat mehr weh als all die Verletzungen von Ela und Leon gemeinsam. „Daria, das stimmt nicht!", Stephan schüttelte seinen Kopf und sah mich verwirrt an. „Doch! Ich hab mit seinem Arzt geredet. Er hatte eine massive Hirnblutung und ist tot! Verstehst du das? Tod! Nichts was wir sagen oder machen bringt ihn je wieder! Wie soll ich nur ohne ihn...", fing ich an ihn anzuschreien. Ich stoppte erst als Stephan mich an den Schultern schüttelte und mich regenrecht anbrüllte: „DARIA! ER IST NICHT TOT!". Mittlerweile war es uns egal das uns das sämtliche Klinikpersonal und auch alle Patientin beobachteten.
Mein besten Freund griff sich meine Hand und zog mich hinter sich her. „Ich kann hier nicht weg, Stephan. Ich muss zwei Stunden warten damit ich zu ihm kann.", rief ich ihm zu als er mich auf dem Parkplatz der Klinik zog. „Sieht das für dich wie tot aus?", Stephan wies auf einen Streifenwagen, an dem gelehnt, Paul stand. „Aber...", stammelte ich als Paul auf uns zu geeilt kam und mich besorgt musterte. „Ich...", stammelte weiter und spürte wie sich langsam alles in meinem Kopf drehte. „Paul...", stammelte ich und wurde ohnmächtig.

„... unendlich leid.", war das erste das ich hörte als ich wieder zu mir kam. „Paul!?", ich setzte mich panisch auf und sah mich verzweifelt nach meinem Ehemann um. „Ich bin hier.", Paul war direkt an meiner Seite und drückte mich an sich. „Aber du bist doch tot.", ich krallte meine Finger in Pauls Uniform und drückte mein Ohr auf seine Brust um seinen Herzschlag zu hören. „Das ist unsere Schuld.", die Kommissare Baum und Fichtner traten näher an das Bett, in dem ich lag, heran. Ich blickte zwischen den beiden hin und her, ohne meinen Kopf von Pauls Brust zu nehmen. „Los Kollegen. Erklärt meiner schwangeren Frau warum ihr beiden ihr erzählt habt, das ich tot bin.", zischte Paul den beiden Kriminalkommissaren zu und strich über meinen Kopf. „Zu unserer Verteidigung, nicht wir haben ihr gesagt dass du tot bist.", versuchte sich Herr Baum rauszureden, verstummte aber als ihn die finsteren Blicke von Paul und Stephan trafen. „Bevor die beiden sich gleich noch mehr in die Scheiße reiten, übernehme ich das.", Stephan setzte sich zu mir ins Bett und legte mir seine Hand auf die Schulter. „Uns ist, als wir auf Streife waren, jemand in unseren Streifenwagen gefahren und bevor du Panik bekommst, Paul und ich haben nur ein paar Schürfwunden abbekommen.", fing Stephan an und wartete bis ich mich selber von Pauls Unversehrtheit überzeugt hatte, „Unser Unfallgegner war, wie es der Zufall will, ebenfalls ein Paul Richter. Dieser war, wie wir nun wissen, stark alkoholisiert und der Unfallverursacher. Diese zwei Experten da vorne haben dich mit der Ehefrau des zweiten Paul Richters verwechselt.".
„Frau Richter, es tut uns wirklich unglaublich leid.", entschuldigte sich Herr Fichtner und ich kniff meine Augen zusammen. „Sie sollen gehen.", bat ich kaum hörbar, aber Stephan stand direkt auf und brachte die beiden Männer aus dem Raum. „Bitte sag mir das das alles kein Traum ist.", mir liefen die Tränen die Wangen hinab. „Ich bin da Daria. Ich bin da und lebe. Hörst du mein Herz?", Paul hielt mir vorsichtig das freie Ohr zu, sodass ich seinen Herzschlag noch deutlicher hören konnte.
So blieben wir einige Minuten sitzen bis ich mich beruhig hatte.

„Hallo Daria, wie geht's dir?", die mir mittlerweile gut bekannte Ärztin stand vor meinem Bett und sah mich besorgt an. „Ich weiß nicht.", gab ich ehrlicherweise zu und ließ Paul keine Sekunde los. „Ich kann dir, von Seiten der Klinik, nur sagen wie Leid uns diese Verwechslung tut. Mein Kollege wird sicher noch mal mit dir sprechen wollen, wenn er aus der Op wieder raus ist. Ich möchte dich heute Nacht definitiv noch hier behalten allein um deines Sohnes Willen. Außerdem haben wir hier eine Hebamme die ich euch gerne zur Seite stellen würde.", erklärte Julia und ich nickte. „Du darfst natürlich hier bleiben, Paul. Ich gebe ich euch ein Zweibett-Zimmer. Wir lassen das für die Krankenkasse unter dem Vorwand der Beobachtung deines Autounfalls laufen.", wand sich die Ärztin an meinen Mann.

Nachdem Paul und ich unser Zimmer bezogen hatte, dauerte es nicht lange bis Klaus und Martin gemeinsam mit Jule, Hannah und Daniel ins Zimmer kamen. „Wie geht es dir?", besorgt musterte Klaus mich, nachdem der mich kurz umarmt hatte. Auch die anderen vier anderen umarmten mich kurz und suchten sich dann einen Sitzplatz im Krankenzimmer. „Bescheiden.", antwortete ich und lehnte mich an Paul. „Nach so einem Nachmittag kann ich das verstehen.", verständnisvoll sah Martin mich an und nahm einen Schluck von dem mitgebrachten Kaffee. „Was passiert jetzt mit den beiden Idioten?", wollte Stephan wissen und sah kurz zu mir und Paul. „Ich hab die beiden für morgen zu einem Gespräch eingeladen. Der Dienststellenleiter der Kripo wird auch dabei sein, ich bin gespannt was die zu ihrer Verteidigung zu sagen haben.", antwortete Klaus und versuchte sich seine Wut nicht anmerken zu lassen. „Passiert so was öfter? Das ihr den falschen Ehepartnern erzählt, das ihr Partner tot ist?", stellte ich die Frage die mir schon länger auf der Zunge lag. „Glaub mir, das ist in meiner gesamten Dienstzeit, das erste mal das ich von so einer Situation höre.", erklärte Klaus und sah zu Martin. „Geht mir genauso.", antwortete dieser. „War doch klar das ich wieder die eine von hundert Millionen bin.", zischte ich und griff nach Pauls Hand. „Vielleicht solltest du Lotto spielen.", versuchte Hannah die Situation aufzuheitern. „Ich will Fortuna nicht zu sehr herausfordern. Erst kommt die Hochzeit in zehn Tagen.", ich lächelte Hannah halbherzig an und merkte wie langsam die Beruhigungsmittel, die Julia mir verabreicht hatte, wirkten. „Wir sollten gehen. Paul, du hast die nächsten zwei Tage frei. Kümmere dich gut um Daria.", entschied Klaus und stand auf. „Muss nicht.", murmelte ich, merkte aber das immer müder wurde. „Doch, wenn wir in zehn Tagen auf eurer Hochzeit tanzen wollen, müssen wir.", Klaus drückte noch mal meinen Fuß zum Abschied und verließ hinter den andern den Raum.
„Schlaf gut.", flüsterte Paul mir ins Ohr, deckte uns zu und löschte mit einem Handgriff das Licht im Raum.
______________________________________
Und es ist echt interessant gewesen zu sehen, wer von euch mich für so kaltblütig hält dass ich Paul wirklich (jetzt schon) umbringe.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt