„Jetzt erst Recht."

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Ich hab euch ja gesagt das die beiden nun wieder mal etwas leiden müssen. Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack.
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Nervöstrat ich von einem Bein auf das andere. Mittlerweile bereute ich es,dass ich Paul nicht zum Gespräch mitgenommen habe. Zum x-ten Malkontrollierte ich ob meine Kleidung ordentlich saß und meine Haarenicht in den letzten paar Minuten ein Eigenleben entwickelt hatten.„Frau Petrowa?", rief eine ältere Dame in den Flur auf dem ichallein war. „Ja, das bin ich.", meldete ich mich und trat einenSchritt auf sie zu. „Dann folgen Sie mir bitte.", bat sie michund ging zurück in den Raum zu ihrer rechten. Als ich den Raumbetrat sah ich insgesamt acht Personen an einem Tisch sitzen.Dazwischen sah ich auch Lea, die mir aufmunternd anlächelte und derPastor der Gemeinde.

„Bitte Frau Petrowa, nehmen Sie bittePlatz.", forderte der Pastor mich auf und wies auf den letztenfreien Stuhl.
Als ich mich setzte atmete ich noch einmal tiefdurch und rief mir Pauls Worte in Erinnerung, 'Nur Mut. Du schaffstdas. Sei einfach ehrlich. Nicht du hast Fehler gemacht sonder Ela.Die können dir nichts. Und du bist eine tolle Fachkraft. Sie wärendumm dich gehen zu lassen.' und setzte mein selbstbewusstestesLächeln auf.
„Also Frau Petrowa, ich sehe sie lagen lange imKrankenhaus. Geht es ihnen mittlerweile besser?", fragte einer derälteren Männer, der scheinbar meine Personalakte vor sich liegenhatte.
„Ja. Zwar bin ich noch nicht zu 100% fit, aber die Ärztegehen davon aus dass ich Anfang nächsten Monat wieder volleinsatzbereit bin.", antworte ich und knete nervös meine Händeunter dem Tisch. „Das freut mich.", erwiderte der Mann und saherneut in meine Akte, „Und sie haben einige Anzeigen gegen ihreKollegin Ela Meyer erstattet, stimmt das?". Ich sah aus denAugenwinkeln wie Lea sich schlagartig anspannte und gerade hinsetzte.„Ja das stimmt.", antwortete ich knapp.
„Und warum?", kames von einer älteren Frau. „Tut mir leid, aber da es noch laufendeErmittlungen sind, möchte ich dazu nichts sagen.", erklärte ichund musste mich zusammen reißen nicht mehr zu sagen. „Ichverstehe.", brummte die Frau und sah ihren Kollegen mit einemmerkwürdigen Blick an.
„Stimmt es das Sie und Frau Meyer oftStreit hatten?", brachte sich nun auch die letze Frau im Raum indas Gespräch ein. Diesmal kam mir Lea mit einer Antwort zuvor. „AlsoBarbara bitte. Ich hab euch schon gesagt, dass es zwischen FrauPetrowa und Frau Meyer bis zu dem ersten Zwischenfall, keinenProbleme gab.". „Das glaubst du Lea. Aber du kannst nicht alleswissen.", kam es von der blonden Frau. „Aber Lea hat Recht. Bevordas alles anfing haben Ela und ich uns gut verstanden.", wand ichein und blickte Lea dankend an.
Einen Moment war es still im Raumbis sich der Pastor räusperte. „Naja. Frau Meyer ist einelangjährige Mitarbeiterin in unserem Kirchenkreis. Daher hat sieeinen Vertrauensvorsprung verdient. Und da es von seitens der Polizeikeine Beweise für ihre Schuld gibt erst Recht.", er blickte michüberheblich an. „Frau Petrowa, sie haben bestimmt Verständnisdafür dass wir ihren Vertrag, wie ich ihnen bereis im Büro von FrauSchmit sagte, nicht verlängern werde und sie somit vor Weihnachtenihren letzen Tag bei uns haben werden.". „Das ist nicht IhrErnst, oder?", entfuhr es Lea. Der Pastor sah sie schockiert an.„Lea nicht...", fing ich an, aber meine Chefin war nicht mehr zubremsen. „Entschuldigen Sie meine Wortwahl, aber ich meine esernst. Das Mädel hat in den letzen Monaten die Hölle auf Erdenerlebt und anstatt das wir ihr Sicherheit geben, entlassen wir sie.Ich meine nicht sie ist hier die Böse, dass ist euch dochhoffentlich klar, oder?", machte sie ihrem Ärger Luft und sah voneinem zum anderen. Aber alle blieben still. „Ich glaube es istbesser wenn Sie jetzt gehen.Wir sind hier fertig.", kam es von dem Mann der meinePersonalakte vor sich liegen hatte. Ich nickte nur mechanisch undstand auf. „Daria bitte...", fing Lea an aber ich sah sie,traurig lächelnd an. „Schon gut Lea. Ich weiß.". Damit drehteich mich um und ging aus dem Raum. Ich riss mich solange zusammen bisich vor dem Gebäude stand und den kalten Wind auf meiner Hautspürte.
In ein paar Meter sah ich eine Parkbank und ließ michdarauf nieder und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Währendich meinen Verzweiflungs-Tränen freien Lauf ließ hörte ich immerund immer wieder die Sätze des Pastors in meinem Kopf wie einekaputte Schallplatte.

Ich bekam nicht mit wie Stephan vor mirstand und nach Paul rief. Dieser lief bereits Richtung GebäudeEingang und machte auf dem Absatz kehrt. Erst als Paul seinePolizeijacke um mich legte hob ich den Kopf und sah meinen Freund undseinen Kollegen an. Stephan sah mich nur verwundert an aber Paulschien meinen Blick zu verstehen und sprang sauer auf. „Das istdoch nicht deren Ernst. Diese Idioten. Denen werde ich waserzählen!", rief er und wollte losstürmen als Stephan ihm am Armpackte und ihm „Meinst du nicht was anderes ist jetzt wichtiger?",zuraunte. „Ja klar.", antwortete Paul und setzte sich wiederneben mich. „Sie sagen Ela ist schon lange dabei und verdient derenVertrauen. Erstrecht weil ihr ja keine Beweise gegen sie habt.",fasste ich das Gespräch in wenigen Worten zusammen. „Es tut mir soleid, Daria.", kam es von Stephan der mittlerweile vor mir in dieHocke gegangen war, „Aber sei dir sicher, wir werden Beweisefinden. Und wir werden dafür sorgen dass Ela für das was sie dirangetan hat zur Rechenschaft gezogen wird. Das verspreche ich dir.Jetzt erst Recht.". „Jetzt erst Recht.", wiederholte ich undsah ihn dankend an. „Soll ich dich heim fahren?", fragte Paul undlegte seinen Arm um meine Schulter. Ich schüttelte aber den Kopf.Darf ich mit euch zur Wache? Ich mag gerade einfach nicht alleinsein.", bat ich und lehnte mich an meine Freund der in den letzenMonaten eine verdammt wichtige Stütze für mich war.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt