„Krümel, ärgere deine Mama bitte nicht."

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„Also Robin? Was ist los?", Paul ließ seine Hände in seine Anzugstaschen gleiten und sah seinen Kollegen auffordernd an. „Ich weiß nicht genau wie ich euch das sagen soll...", stammelte der Polizist und sah auf seine Füße. „Robin komm schon. Wir werden dir schon nicht den Kopf abreißen.", versuchte ich dem Mann vor mir die Angst zu nehmen. Als er aber immer noch schwieg scherzte Paul: „Oder hast du Dimitri und Anna in die Halle gelotst?".
Geschockt sah Robin Paul an. „Das würde ich nie!", er sah zu mir, „Das musst du mir glauben!". „Natürlich glauben wir dir Robin. Paul wollte nur witzig sein.", ich lächelte Robin sanft an und warf Paul einen finsteren Blick zu, „Aber jetzt sag schon warum du uns hinter der Halle alleine sprechen wolltest.".
„Okay also folgendes. Nehmen wir mal an, ich habe jemanden kennengelernt und finde die Frau auch total nett. Nur leider raubt sie mir jeden Nerv.", begann Robin und malte mit seiner Fußspitze Kreise in den sandigen Boden. „Kommt mir bekannt vor, erzähl weiter.", lachte Paul und warf mir einen Blick zu. „Naja, sie ist eventuell eine Zeugin in einer wichtigen Verhandlung und eventuell hat sie sich mir gegenüber verplappert dass sie gelogen hat.", murmelte Robin und traute sich nicht uns anzusehen. „Kenne ich den Fall?", wollte Paul direkt wissen und sah seinen Kollegen fassungslos an. „Nein, ist keiner unserer gemeinsamer Fälle. Einer von einer anderen Wache.", beruhigte Robin uns und sah uns traurig an. „Die Basis einer Beziehung darf nie eine Lüge sein. Früher oder später kommt es raus und dann ist der Schmerz groß.", antwortete ich und zog mir Pauls Sakko enger um den Körper. „Aber ich will sie nicht verlieren. Wenn ich den Kollegen aber sage dass sie gelogen hat, wird sie mich nie wieder sehen wollen.", hauchte Robin und seine Augen wurde glasig. „Hey. Nicht. Wenn sie die Richtige für dich ist, dann wird sie dir nicht sauer sein. Sie wird verstehen dass du nicht anders hattest handeln können.", tröstete ich den jungen Polizisten und nahm ihn in den Arm. „Daria hat Recht. Wenn du ihr wirklich was bedeutest wird sie dich nicht vor die Wahl stellen und vielleicht sogar selber das richtige tun.", Paul legte seinem Kollegen die Hand auf die Schulter. Ich strich Robin über den Rücken als wir die Hintertür der Halle aufgehen hörten. „Ist gerade unpassend, Ben.", erklärte Paul und versuchte Robin vor den neugierigen Blicken seines Kollegen zu verstecken. „Schon gut. Ihr habt mir schon geholfen.", wiegelte Robin ab und löste sich von mir, „Lasst uns wieder rein und feiern.". Kaum hatte er ausgesprochen lief er schon mit Ben in die Halle zurück.

Paul und ich folgte ihnen und wunderten uns über den plötzlichen Stimmungswandel von Robin. Kaum hatten wir die Halle betreten, bleiben wir ruckartig stehen, denn all unsere Gäste standen wie eine Mauer vor uns, hielten ein Glas in der Hand und lächelten uns breit an.
Bevor wir was sagen konnten, trat Klaus einen Schritt vor und räusperte sich. „Ich bin mir sicher dass diese Feier Platz 1 im Ranking der aufregendsten Feiern unserer Wachen belegen wird, getreu nach eurem Motto - 'Normal und Langweilig gibt es bei uns nicht.'. Weil wir aber heute nicht nur euer Hochzeit feiern, sondern auch das Daria nun offiziell zu uns gehört mussten wir handeln.", Klaus trat zur Seite und auch die Wand aus unseren Gästen teilte sich auf und gab Paul und mir so den Blick auf ihre Überraschung frei.
Die Tische waren umgestellt worden und standen nun enger zusammen, damit wir mehr Platz hatten zum Tanzen. Dort wo noch bis vor kurzem das Büfett stand, standen unsere Hochzeitstorten und noch etliches anderes Gebäck und Süßkram. Daneben standen Kistenweise Limonade, Bier, Wasser und Sekt. „Wie?!", stammelte ich und sah zu Paul. „Wann?!", Paul schüttelte perplex seinen Kopf und sah mich dann an. Dann ging uns ein Licht auf: „Robin.".
„Bevor ihr ihn aber lyncht, schneidet die Torten an. Ich glaube wir brauchen auf den Schreck erst mal etwas Zucker.", lachte Martin und zwinkerte Robin zu der versuchte sich ganz klein zu machen.
„Du hast ihn gehört.", ich nahm Paul an die Hand und zog ihn zum Tisch auf dem die Etagere mit den drei Torten, die zwei Blechkuchen und die Sachen für die Kinder standen. Außerdem sah ich noch drei weitere Kuchen und ne Menge belegte Brötchen. „Irgendwer muss der Bäckerei von der Sache hier erzählt haben.", mutmaßte Paul, als wir uns nach dem Messer umsahen.
Da wir wussten, da alle Augen gerade auf unsere Hände gerichtet waren um zu wissen welche Hand oben liegt, verschränkten Paul und ich die Finger seiner rechte und meiner linke Hand miteinander und hielten das Messer so fest. Es war zwar etwas umständlich, aber wir schafften es durch die dünne Fondantschicht der Erdbeer-Schokoladentorte zu schneiden. Während Paul den Teller hielt, hob ich das Kuchenstück auf eben diesen und hielt Paul ein kleines Stück der Torte vor die Lippen. „Sie schmeckt besser als ich es in Erinnerung habe.", hauchte er und fütterte mich dann auch einen Stück.
„Laura nein!", hörte ich Marc rufen als ich Paul küssen wollte und sah gerade noch wie eine kleine Hand sich einen Muffin schnappte und dann wie die Tochter von Marc schnell weg lief. „Ich glaube somit ist der Startschuss ist gefallen. Jeder der will kann kommen und sich ein Stück holen.", lachte Paul und schnitt jede Torte in gleichmäßige Stücke, während ich das erste Stück fast komplett aufaß. „Sorry.", murmelte ich und hielt Paul das letzte Stück hin. „Schon gut. Ihr seid ja auch zu zweit.", lächelte Paul und ließ sich den letzten Happen auf der Zunge zergehen, „Welchen wollen wir jetzt?". „Entscheide du. Ich setzte mich schon hin okay?", ich strich über meinen Bauch und schloss kurz die Augen. „Krümel, ärgere deine Mama bitte nicht.", hörte ich Paul raunen und spürte dann seine Hand auf meinem Bauch. „Es kommt mir vor als wäre es mitten in der Nacht, dabei ist es gerade mal 18 Uhr.", brummte ich und öffnete meine Augen wieder. „Wir können jederzeit fahren.", erinnerte mich Paul und sah mich fragend an. „Quatsch, ein weiteres Stück Kuchen, was zu trinken und eine kleine Pause wird Wunder wirken.", beruhigte ich meinen Mann und ging zu unserem Tisch, Jule und Hannah folgten mir direkt.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt