"Ich brauche dich."

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Ob ich beim schreiben des Kapitels wohl ein kleines Tränchen verdrücken musste? So wie bei den Kapiteln davor? Wer weiß ;)
Aber eins ist sicher, das alles gibt den Startschuss in ein neues, größeres Drama.
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„Bitte sagen Sie mir dasses ihm gut geht.", flehte ich und spürte wie Stephan seinen Armstützend um mich legte. Als sich ein kleines Lächeln in ihr Gesichtschlich, hörte ich Stephan erleichtert ausatmen. „Bitte folgen Siemir.", bat die Krankenschwester uns und ging aus dem Raum.
KurzeZeit später standen wir wieder bei Klaus, Daniel, Jule, Hannah undHerr Westerhoven.

„Also, offiziell darf ichIhnen nichts sagen, da keiner von Ihnen in einer familiärenBeziehung zu Herr Richter steht.", begann eine, in weißgekleidete, Ärztin und sah kurz auf das Tablet in ihrer Hand. „AberFrau Petrowa ist ja praktisch seine Verlobte habe ich mir sagenlassen. Daher lasse ich das 'praktisch' mal unter den Tisch fallen.".Sie blickte mich kurz an und ich lächelte ihr dankbar zu. „Also,die Op lief sehr gut. Die Kugel konnten wir sicher entfernen und HerrRichter befindet sich vorerst auf der Intensivstation bis eraufwacht. Trotzdem sind die nächsten 24 Stunden entscheidend.",erklärte die Ärztin und blickte kurz auf die uniformiertenPolizisten hinter und neben mir. „Wer von Ihnen bearbeitet denFall?", wollte sie wissen. „Ich und der Kollege neben mir.",antwortete Herr Westerhoven. „Dann nehme ich an dass sie die Kugelhaben wollen.", erwiederte die Ärztin und wühlte in der Tascheihres Ärztekittel. Sekunden später hielt er den Polizisten einenkleinen Becher hin, in der eine blutverschmierte Kugel lag. Ich zogscharf die Luft ein und spürte direkt wie sich zwei Arme um meineHüfte legten.
„Können wir zu ihm?", fragte Daniel der zumeiner rechten stand. „Leider nur eine Person. Bis er auf dernormalen Station liegt.", beantwortete die Ärztin. „Dann istklar wer geht.", sprach Stephan aus was wohl alle dachten. Dochwährend ich 'Stephan' sagte kam von den anderen 'Daria'.
Verwundertsah ich mich um. „Was bist du so überrascht? Immerhin bist duseine Verlobte.", lachte Jule und zwinkerte mir zu.
„Danke.",hauchte ich der gesamten Gruppe zu und folgte der Ärztin auf dieIntensivstation.

Dort traf ich ein bekanntes Gesicht. „Oli?",begrüßte ich den Notarzt als ich in das Zimmer kam. „Oh Daria.Ich dachte ich wäre schon weg bevor du kommst.", ertappt sah michder Mann und und fuhr sich über den Kopf. „Kein Ding. Ich meineimmerhin bist du der Grund das er noch lebt.", beruhigte ich ihn,dann erst fiel mein Blick auf Paul. Das Lächeln dass bis gerade nochauf meinen Lippen lag, erstarb direkt.
Paul lag kreidebleich indem Bett. Eine Beatmungsmaske lag auf seinem Mund-Nasenbereich und erhing an einem EKG. In seinen Armen steckten Zugänge, in dem linkensteckte ein Tropf, rechts hing eine Blutrandfusion. Sein Gesicht warausdruckslos und würde der Herzmonitor nicht regelmäßig piepen,könnte man denken er sei tot. „Es sieht schlimmer aus als esist.", beteuerte Oli und trat neben mich.
„Siehst du denTropf links?", fragte er und sah mich abwarten an. Ich nickte. „Dasist Kochsalzlösung, gemischt mit Schmerzmitteln und einemAntibiotika. Die sorgt dafür dass er genug Flüssigkeit bekommt. Undnatürlich keine Schmerzen hat oder krank wird. Und rechts hängt einBlutbeutel, da er durch die Wunde und die Op eine Menge Blut verlorenhat.", erklärte der Arzt und legte mir die Hand auf die Schulter.Ich atmete tief durch und war wirklich etwas ruhiger. Gerade als ichmich bei Oli für seine Hilfe bedanken wollte, hörte ich durch seinFunkgerät seinen Kollegen nach ihm rufen. „Geh schon. Die Weltbraucht dich.", verabschiedete ich mich. Ich versprach ihm nochdass ich mich melden würde, wenn es Neuigkeiten gab, danach war erdurch die Tür verschwunden.

Plötzlich war es ganz still imRaum. Nur das brummen der Beatmungsmaschine und das piepen desHerzmonitors war zu hören. Vorsichtig trat ich näher an Pauls Bettheran und setzte mich auf den Stuhl zu seiner linken. Darauf bedachtnicht den Zugang zu berühren nahm ich seine Hand in meine und strichmit meinem Daumen über seinen Handrücken.
„Ich weiß dassich, als ich im Koma lag alles hören konnte. Also hoffe ich dass dumich auch hörst.", fing ich an und merkte wie mir erneut dieTränen in die Augen stiegen. „Du musst aufwachen, hörst du? DeineKollegen brauchen dich. Ich brauche dich.". Ich schluckte undwischte mir mit der freien Hand die Tränen vom Gesicht.
„Estut mir leid dass du hier liegst. Die Kugel hätte mich treffensollen, du hattest damit doch gar nichts zu tun.". Ich machte einekurze Pause um mich zu sammeln. „Ich weiß dass du und auch alleanderen, anderen Meinung seid, aber du würdest hier nicht liegenwenn ich nicht wäre.". Ich blieb einige Stunden still neben ihmsitzen und beobachtete wie sich sein Brustkorb hob und senkte.

Voller Adrenalin schreckte ich hoch, als mir jemand eineDecke um die Schultern legte. „Es tut mir leid, Frau Petrowa. Ichwollte sie nicht wecken.", entschuldigte sich die jungeSchwestern-Schülerin neben mir. „Schon gut.", sagte ich und sahwieder zu Paul. Er lag immer noch unverändert da.
„Wie spätist es?", fragte ich die junge Frau die bereits den Raum verlassenwollte. „Es ist 18 Uhr. Sie sind seit zirka zehn Stunden hier. IhreKollegen sitzen alle noch im Warteraum. Soll ich jemanden rufen?",antwortete sie. Ich schüttelte meinen Kopf. Kurz darauf hörte ichwie sich die Tür schloss und ich wieder allein mit Paul war.

„Bitte Paul. Das hier kannnicht unser Ende sein. Unser Ende sollte erst in 80 Jahren kommen,wenn wir zusammen auf der Terrasse sitzen, im Schaukelstuhl, undunseren Enkeln beim Spielen beobachten. Ich will in einem weißenKleid auf dich zu schreiten. Ich will Kinder mit dir bekommen. Ichwill mit dir um die Welt reisen. Ich will dich Paul.", flehte ichund ließ meinen Kopf neben seinen Oberarm fallen. Die Tränen liefenmir in Strömen die Wangen herunter und durchnässten die Matratze.
Im ersten Moment konnte ich das Geräusch dass an meine Ohrendrang nicht ganz zuordnen, ich nahm an dass einer unserer Freundeoder eine weiter Krankenschwester in den Raum gekommen war. Aber alsich meinen Kopf hob um zu sehen wer es war, war niemand da.
„Sophie.", hörte ich jemanden stöhnen und mein Kopfschnellte zu Paul. Er hatte immer noch die Augen geschlossen, alsohatte mir mein Kopf wahrscheinlich einen Streich gespielt.
Erschöpftließ ich meinen Kopf sinken, als ich sah wie sich sein Zeigefingerbewegte.
Sofort sprang ich auf und sah Paul ins Gesicht undhoffte irgendeine Regung darin zu sehen. Fast hatte ich die Hoffnungaufgegeben als ich sah wie Pauls Lippen sich bewegten: „Sophie.".
Mein Herz brach als ich ihn das sagen hörte. „Nein Paul. Ichbin Daria.", korrigierte ich ihn und strich ihm vorsichtig überseine Wange.
„Ich weiß...", stöhnte Paul und öffneteendlich seine Augen, „unsere Tochter.".

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt