„Hast du wieder Drogen genommen?"

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Eine Woche später wurde ich morgens von extremen Bauchschmerzengeweckt. Schnell sprang ich aus dem Bett und lief ins Bad. Geradenoch rechtzeitig, denn keine Sekunde später ließ ich mir dasAbendessen vom vorherigen Tag noch einmal durch den Kopf gehen.
„Daria? Geht's dir gut?", hörte ich Pauls besorgte Stimmedurch die Tür. Ich wischte mir mit einem Stück Toilettenpapier denMund ab und betätigte die Toilettenspülung.
„Alles gut.",entkräftet lehnte ich mich gegen die Wand neben der Toilette.
„Ichkomm trotzdem rein.", ließ mich Paul wissen und kam in den Raum.„Ist wirklich alles gut?", besorgt kam er auf mich zu und legtemir die Hand auf die Stirn. „Du bist kreidebleich.".
„Mirgeht's...", begann ich stoppte aber als ich spürte dass ich michwieder übergeben musste. Sofort beugte ich mich über diePorzellanschüssel und würgte. „Jaja, dir geht's gut.", sanftstrich Paul mir über den Rücken und hielt meine Haare zurück.

„Hier trink einen Schluck.", hielt Paul mir einenZahnputzbecher gefüllt mit Wasser hin. Erst spülte ich meinen Mundaus um den widerlichen Geschmack los zu werden und trank dann einpaar kleine Schlücke. „Besser?", wollte Paul wissen als ich ihmden Becher wiedergab.
Nickend lehnte ich mich an ihn.
„Habwohl das Essen gestern nicht vertragen.", murmelte ich. „Kannsein, aber wir haben das selbe gegessen und mir geht's gut.",Paul stand auf und hielt mir die Hand hin. „Mein Magen spieltmanchmal einfach verrückt. Vielleicht als Nachwehe des ganzenStresses.", erklärte ich.

„Dannlassen wir es heute ruhig angehen, damit du schnell wieder fitwirst.", schlug Paul vor und gemeinsam gingen wir in die Küche.„Leg dich aufs Sofa, ich mach dir einen Tee.", bat mich Paul undich kam der Bitte nach.
„Geheimrezept meiner Oma bei Übelkeitund Magenschmerzen.", wenig später reichte Paul mir eine Teetassein der verschiedene Blätter schwammen. „Hast du den in derSandkiste zubereitet?", wollte ich lachend wissen. „Hey! Lachnicht. Der Tee hat mich innerhalb von zwölf Stunden von einerMagendarm-Grippe befreit als Teenie.", erklärte Paul. „Und wasist da drin?", harkte ich nach und schwenkte die Tasse argwöhnisch.
„Kamille, Pfefferminze, Fenchel, Anis und Kümmel.", benanntePaul die Inhaltsstoffe in meiner Tasse. Ich zuckte mit den Schulternund nahm einen kleinen Schluck. „Gar nicht so übel.", gab ichzu. „Hab ich doch gesagt. Und nun lehn dich zurück und lass denTee seine Arbeit tun.", wies mich Paul an.
Und mein Verlobterbehielt Recht. Gegen Mittag ging es mir wieder gut. „Deine Oma istecht ein Genie gewesen.", lobte ich als ich zu Paul in die Kücheging, wo er gerade das Mittagessen für uns zu bereitete. „Und wiesie das war.", lächelte mich Paul an.
„Was gibt es dennheute?", schaute ich neugierig in die Töpfe auf dem Herd.„Spagetti Bolognese.", antwortete Paul.

„Übrigens hatStephan vorhin angerufen. Er hat uns zu seiner Weihnachtsfeiereingeladen.", nuschelte Paul eine halbe Stunde später mit vollemMund. „Und wann?", wollte ich wissen. „Am ersten Feiertag.Daniel und die beiden Mädels kommen auch.", erklärte Paul. „Warenwir auch so bevor wir zusammen gekommen sind? Ich meine die hocken janur noch aufeinander.", fiel mir auf und sah meinen Verlobtenfragend an. „Keine Ahnung. Ich hatte ja nur Augen für dich.",sah Paul mich mit gefühlten Herzen in seinen Augen an.
Denrestlichen Tag verbrachten Paul und ich damit die Geschenke, die wirfür unsere Freunde besorgt hatten, einzupacken.
Und da mir nochimmer das Geschenk für Paul fehlte, verabredete ich mich für dennächsten Tag wieder mit Hannah und Jule zum Shoppen.

„Lasstuns erst mal einen Kaffee trinken.", schlug Hannah vor als ihrBlick auf die überlaufenen Geschäfte viel. „Ohne mich. Ich habgerade keine Lust auf Kaffee. Mir ist eher nach einem MaracujaSaft.", ließ ich meine Freundinnen wissen. „Du und kein Kaffee?Bist du krank?", skeptisch sah Jule mich an. „Nein, ich meine ichhab mich gestern übergeben, aber heute geht's mir gut.",beruhigte ich sie. „Sicher? Ich hab keine Lust über die Feiertagekrank zu werden.", war nun auch Hannah besorgt. „Ja, mir geht esgut. Aber meint ihr die haben hier auch Eiscreme?", sah ich michsuchend um, daher entging mir der Blick den sich meine beidenFreundinnen zuwarfen.

„Daria? Wir haben Ende Dezember. Eiswirst du hier nicht bekommen.", erklärte mir Jule sanft und ichsah sie traurig an. „Dann halt Antipasti.", entschied ich undstiefelte in Richtung Asiamarkt los.
„Daria warte auf uns!",rief Hannah und kam mit Jule hinter mir her.
Aber bevor wir denLaden erreicht hatten, fiel mein Blick auf eine kleine Buchhandlung.„Können wir da rein?", bettelnd sah ich meine Freundinnen an.„Du hattest doch gerade Heißhunger auf Antipasti?", verwirrt sahHannah mich an. „Bah nein. Ich hasse Antipasti.", erklärte ichund zog die beiden in die Buchhandlung.

„Das ist doch idealfür Paul.", freute ich mich und hielt Jule eine Ausgabe von'Deutschland im Blaulicht' hin. „Glaubst du wirklich das Paul,als Polizist, ein Buch von einer Polizistin lesen will?", raunteJule mir zu. Traurig ließ ich das Buch sinken. „Hey, so war dasnicht gemeint. Er wird sich bestimmt freuen.", ruderte meineFreundin zurück als sie die Tränen in meinen Augen sah. „Schongut. Ich finde vielleicht was anderes.", murmelte ich und stelltedas Buch wieder in das Regal.
Mit leeren Händen verließen wirden Laden wieder. „Wollen wir uns bei einem Kuchen stärken?",schlug Hannah vor, der meine schlechte Laune nicht entgangen war.Lustlos zuckte ich mit den Schultern. „Komm schon. BisschenSchokolade tut dir bestimmt gut.", versuchte Jule michaufzumuntern. „Schokolade?", riss ich meine Augen auf. „Ja.Hast du Lust drauf?", verblüfft über meine Reaktion sah Jule michan. „Definitiv.", ich freute mich wie ein kleines Kind und zogdie beiden in die nächste Bäckerei.

Nachdem wir uns aneinen freien Tisch gesetzt und unsere Bestellungen aufgegeben hatten,sahen mich meine Freundinnen fragend an.
„Ist was?", wollteich wissen als ich ihre Blicke bemerkte. „Sag du es uns.",antwortete Jule und sah Hannah an. „Hast du wieder Drogengenommen?", flüsterte die jüngste von uns dreien mir zu. „Wasnein! Ihr wisst das ich die nicht freiwillig genommen habe.",zischte ich sie an. „Tut mir leid, Daria. Aber du musst uns auchverstehen.", entschuldigte sich Hannah und griff nach meiner Hand.
„Was meinst du? Ich dachte ich treffe euch hier um ein Geschenkfür meinen Verlobten zu finden und ihr unterstellt mir dass ichDrogensüchtig bin.", zischte ich noch immer und wollteaufspringen. Beruhigend legte nun auch Jule ihre Hand auf meine freieHand: „Daria. Du hast Stimmungsschwankungen und Lust auf Essen dassdu sonst hasst.", sprach die Oberkommissarin ruhig auf mich ein.
„Und wenn schon? Geschmäcker ändern sich.", brummte ich undsah Jule sauer an.
In diesem Moment brachte eine Servicekraftunsere Bestellung und Jule wartete bis die Dame weg war ehe sie michliebevoll ansah.
„Daria? Bist du schwanger?"

„Was? Nein.", kopfschüttelnd sah ich Jule und Hannah an. „Julehat Recht es würde alles passen. Wann hattest du deine letztePeriode?", fragend sah Hannah mich an. Ich überlegte eine Weileund sah meine Freundinnen dann an: „Gegen Ende letzten Monats. Aberich hatte auch viel Stress, da bleib die ja auch mal aus.",offenbarte ich. „Aber es könnte doch möglich sein dass duschwanger bist. Entschuldige die indiskrete Frage, aber haben du undPaul immer aufgepasst?", erkundigte sich Jule.

Sofort hatte ich die Bilder von mir und Paul auf der Küchenzeile, imWhirlpool und im Bett vor Augen und wurde rot. „Also nicht.",stellte Hannah fest und ich schüttelte den Kopf.

„Dann lass uns zuende essen und einen Test besorgen. Ich wohne hierum die Ecke, du kannst den Test bei mir machen.", bot Jule an undich sah sie mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Sorge an. „Eswird schon alles gut gehen, das verspreche ich dir.", sprach siemir Mut zu ehe sie an ihrem Kaffee nippte.

Ratlos standen wireine halbe Stunde später in der Apotheke und sahen uns die Vielfaltvon Tests an. „Ich würde den nehmen, den hat eine Freundin von mirbenutzt.", erklärte Hannah und wies auf einen Test von Clearblue.
„Kann ich Ihnen helfen?", wand sich die Apothekerin an unsund kam um ihren Tisch herum. „Gerne. Unsere Freundin bräuchteeinen Test.", Jule wies mit einer Handbewegung auf mich. „Allesklar. Wie weit sind sie denn?", fragend sah mich die Apothekerin anund ich war völlig überfordert von der Frage. „Sie sagte vorhindass ihre letzte Periode Ende letzten Monat war, aber da sie vorkurzen erst einen Bluttest beim Arzt gemacht hat bei dem noch nichtsauf eine Schwangerschaft hingewiesen hat, müssten es maximal zweiWochen sein.", antwortete Jule an meiner Stelle. „Okay, Alsoeinen Frühtest.", mit gezielten Griffen zog die Apothekerin dreiTests aus dem Regal und hielt sie mir hin, „Es geht zwar nichtsüber eine Untersuchung beim Frauenarzt, aber um schon mal Sicherheitzu haben, empfehle ich Ihnen diese Tests.". Nickend folgte ich ihrzur Kasse und verließ wenig später mit einer unauffälligen Tütein der Hand und meinen Freundinnen im Schlepptau die Apotheke.


Schweigend fuhren wir in Jules Wohnung und setzten uns erstmalauf ihr Sofa. Langsam stieg Panik in mir auf, was den beiden Frauenvor mir nicht unbemerkt geblieben war.
„Es wird schon alles gutwerden. Wenn du Schwanger bist, wird sich Paul bestimmt freuen. Undwenn nicht, dann war das alles einfach nur falscher Alarm.", sanftzog mich Hannah in eine Umarmung.
„Ich weiß das Paul Kinderhaben will, aber jetzt schon? Wir wollten erst heiraten und die Weltsehen.", gestand ich und drückte meine Freundin kurz an mich.„Lass uns darüber nachdenken wenn wir das Ergebnis haben.",entschied Jule, zog mich vom Sofa und schob mich in ihr Badezimmer.
„Okay Daria. Du schaffst das.", sprach ich mir selber Mut zuals ich eine der Packungen öffnete und die Bedienungsanleitungdurchlas. „Okay, drauf pinkeln und warten. Kann ja nicht so schwersein.",murmelte ich und setzte mich auf die Toilette. Wenig spätersteckte ich den Deckel wieder auf den Streifen, legte den Test aufdas Waschbecken ab und öffnete die Tür um meine beste Freundinnenreinzulassen.


Nervöstigerte ich im Raum umher während die Minuten qualvoll langsamverstrichen.
„Okay. Die Zeit ist um.", informierte michHannah, also ging ich zögernd auf den Test zu und atmete nochmaltief durch. „Ich kann das nicht.", stöhnte ich und hielt Juleden Test hin. „Nicht Schwanger.", las sie ab und ließ den Testsinken.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt