„Keine Sorge Junge. Ich weiß."

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Hey Leute.
Ich bin wieder zuhause. Zwar tut es weh, aber zuhause ist es immernoch am besten.
Gewöhnt euch nicht zu sehr an den Sonnenschein - die nächsten Drama Wolken stehen schon bereit.
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* eine Woche später *

„Daria?", Paul Stimme hallte durch das Haus wieder. Es war früh am Morgen und da ich in der Nacht nicht schlafen konnte hatte ich mir eine Beschäftigung gesucht. „Ich bin in meinem Büro.", rief ich und zog weitere Bücher aus dem Regal. „Was machst du da?", rief Paul und da ich hörte wie er auf den Raum zu kam, ersparte ich mir meine Antwort.
„Daria?", Paul stand nun im Türrahmen und sah mich verwirrt an. „Paul?", ich streifte ihn mit einem kurzen Blick, zog das letzte Buch aus dem Regal und packte es in einen Karton. „Willst du mir nicht erklären was du hier machst?", mein Verlobter kam auch mich zu und stellte sich vor den Karton, wohlwissend dass ich vorhatte ihn hochzuheben. „Irgendwo muss das Kinderzimmer doch hin. Und weil ich mein Büro eh nicht brauche dachte ich, ich fange schon mal mit dem Ausräumen an.", erklärte ich und ließ mich auf den Bürostuhl fallen.
„Dir ist schon bewusst, dass du erst im ersten Monat bist? Und dich vor allem schonen sollte?", sanft lächelte mich Paul an und sah dann kurz auf seine Armbanduhr, „Wir müssen jetzt eh los.".
„Wohin?", nun sah ich meinen Verlobten verwirrt an. „Du hast gleich deine Kontrolluntersuchung im Klinikum.", klärte mich Paul auf. „Heute schon? Ich dachte erst nächste Woche.", sagte ich und stand auf. „Nein Schatz. Der Termin ist heute. Besser gesagt in einer Stunde. Also lass uns jetzt noch was frühstücken und dann los.", schlug Paul vor. „Aber nur wenn es Waffeln gibt. Mit Nutella.", forderte ich und folgte Paul in die Küche.

„Du wirst mich gleich hassen, aber wir haben keine Eier mehr da.", auf alles gefasst sah mich Paul über die Kücheninsel hinweg an. „Also keine Waffeln?", harkte ich nach. Paul schüttelte seinen Kopf und schloss die Kühlschranktür. „Aber Butterbrot?", bettelnd sah ich Paul an. „Natürlich. Oder Müsli. Oder Jogurt. Wir hätten auch genug Obst für einen kleinen Obstsalat da.", zählte Paul auf. „Dann will ich einen Tee.", entschied ich und musste schmunzeln als Paul voller Elan den Kühlschrank öffnete um dann zu stoppen. „Nur einen Tee?", ging er auf Nummer sicher.
„Ja. Ich hab gerade gar keinen Hunger.", beruhigte ich ihn. „Dann gehen wir nach der Klinik einkaufen und essen danach was, okay?", bat mich Paul und ich nickte.

Kurze Zeit später hielt mir Paul eine dampfende Teetasse hin. „Früchtetee? Ich will aber Kräutertee.", ich schob die Unterlippe vor und sah Paul mit großen Augen an. „Kein Problem Schatz.", kam es von Paul als er eine neue Tasse aus dem Schrank nahm, einen Teebeutel hineingab und mit kochenden Wasser aufgoss.
„Haben wir noch Gurken?", wollte ich wissen, als ich an dem Tee nippte. „Ich setzte sie auf die Liste.", antwortete Paul und zog einen Thermobecher aus dem Regal, „Wir müssen jetzt los, du kannst deinen Tee hier rein tun und während der Fahrt weiter trinken.".
„Aber ich will nicht los. Es ist gerade so schön hier.", brummte ich. „Ich weiß. Wir beeilen uns damit wir auch schnell wieder her kommen, ja?", Paul kam auf mich zu und hielt mir den Becher hin. „Ich hab aber keine Lust. Ich meine mir geht es ja gut.", bockig verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Komm schon Daria. Es ist nur ein kurzer Termin. Danach machen wir auch alles was du willst.", Paul hielt mir seine Hände hin die ich nach kurzem überlegen auch ergriff. „Aber nur wenn ich später Erdbeereis bekomme.".

Kaum hatten wir die Klinik betreten, kam Oli auf uns zu geeilt. „Ich war schon kurz davor bei euch vorbei zu kommen.", raunte er uns nach einer festen Umarmung zu. „Wir wussten ja nicht dass du wieder im Lande bist.", informierte ihn Paul. „Du bekommst gleich noch dein Fett weg. Glaub ja nicht dass ich deinen Spruch vergessen habe.", rügte der Notarzt Paul spielerisch und sah mich dann wieder an. „Wie geht's dir Daria?". „Ach ganz gut. Bis auf das Paul mich heute hat verhungern lassen.", brummte ich und sah Paul sauer an. „Ich hab dich gesagt dass wir nach dem Termin hier einkaufen fahren. Und du wolltest doch gar nichts essen.", versuchte Paul sich zu verteidigen. Beruhigend legte Oli seine Hand auf die Schulter: „Keine Sorge Junge. Ich weiß.".

„Frau Petrowa. Herr Richter da sind sie ja.", begrüßte uns Frau Mertens und kam auf uns zu, „Störe ich gerade?". „Du doch nie, Julia. Aber ich glaube die beiden müssen dir was erzählen.", erwiderte Oli und grinste uns an. „Da bin ich mal gespannt. Folgt mir bitte.", erklärte die Ärztin und ging voraus in einen der Untersuchungsräume.
„Also was wollen Sie mir erzählen? Haben Sie ihre Wunden nicht ausreichend versorgt?", horchte sie uns aus als sie ihre Handschuhe anzog. „Nicht ganz eher im Gegenteil.", lachte Paul und sah mich mit seinem spitzbübischen Lächeln an. „Ich bin Schwanger.", offenbarte ich und legte meine linke Hand auf den, noch nur von meinen Extrakilos gewölbten, Bauch. „Herzlichen Glückwunsch. Und wie ich sehe sind sie jetzt auch offiziell Verlobt.", gratulierte die Ärztin als ihr Blick auf den Ring an meinem Finger fiel. „Haben Sie denn schon einen Mutterpass, Frau Petrowa?", wand sich die Ärztin an mich. „Nein. Ich hab erst in zwei Wochen einen Termin bei meinem Frauenarzt. Er meinte vorher lohnt es sich nicht.", erklärte ich. „Wenn Sie wollen kann ich die Gynäkologin hier im Haus fragen ob Sie zeit hat.", schlug Frau Mertens vor währen dich meinen Pullover auszog um ihr den Zugang zu meinen verheilten Schnittwunden zu erleichtern. „Wenn es nicht zu viele Umstände macht, gerne.", bedankte ich mich.

Während Pauls Schusswunde auch noch einmal untersucht wurde, rutschte ich nervös hin und her. „Es wird schon alles gut gehen, Frau Petrowa. Da bin ich mir sicher.", Frau Mertens lächelte mich aufmunternd an. „Das sag ich ihr auch immer. Aber sie hört ja nicht auf mich.", gab Paul zu bedenken und zog sich wieder an. „Das ist normal Herr Richter. Aber folgen Sie beide mir bitte.", gemeinsam gingen wir auf eine andere Station und wurden da schon von einer Ärztin erwartet.
„Frau Petrowa, Herr Richter. Das ist meine Kollegin Dr. Krämer. Ich übergebe Sie in ihre fähigen Hände.", machte uns Frau Mertens bekannt und verließ uns dann wieder.
„Bitte folgen Sie mir.", bat uns die neue Ärztin und wies auf einen freien Behandlungsraum.
Nach einer kurzen Anamnese und einer Blutabnahme zog ich mich hinter einen Sichtschutz zurück um mich untenrum frei zu machen. „Bevor ich anfange, ist es okay wenn Herr Richter im Raum bleibt?", fragte mich die Ärztin während ich mich, noch in eine Papierschürze gehüllt, auf dem Gynäkologenstuhl niederließ. „Natürlich. Er ist mein Verlobter und der Vater.", erklärte ich und lächelte Paul an.
„Okay. Dann lehnen Sie sich zurück. Es könnte kurz ziepen und kalt sein.", warte mich die Ärztin vor, nachdem ich mich zurück gelehnt hatte und meine Beine in den dafür vorgesehenen Halterungen lagen. Ich zuckte kurz als Frau Krämer den Ultraschaltkopf einführte und griff nach Pauls Hand.

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt