056. Gegen den Willen

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Ich rannte in den Wald hinein, weg von meinen Freunden und von meinem Bruder.

Tränen liefen mir die Wangen hinab.

Ich hatte sie nie im Leben so anschreien wollen!

Es brach mir das Herz, wenn ich mir nochmal ihre geschockten Gesichter in Erinnerung rief.

Aber es musste so sein, sonst hätte ich nie weggekonnt.

Ich wischte mir die Tränen weg und rannte weiter.

Irgendwann tief im Wald verlangsamte ich mein Tempo und kam schließlich zum Stillstand. Um mich herum waren bloß Bäume, doch ich wusste, wohin ich musste. Mein Ziel war von jedem Punkt der Insel aus nicht zu übersehen.

Ich schaute zum Berg rauf und keuchte.

Ein paar Mal holte ich noch tief Luft, um mein Herz zu beruhigen.

Im nächsten Moment sank ich auf die Knie und vergrub mein Gesicht in meine Hände. Ich fing an zu schluchzen und mir rannen wieder Tränen über mein Gesicht, viel mehr als vorhin.

Ich saß mitten im Wald und weinte. Toller Vize-Kapitän!!

Aber das war ich ja hoffentlich sowieso nicht mehr... Ich hoffte, dass meine Freunde einfach ihre Vorräte einkaufen und dann von hier verschwinden würden. Sie würden zur Grand Line segeln, viele Abenteuer erleben und das One Piece finden, dann war Ruffy König der Piraten!

Und ich? Ich hatte keine Ahnung, was hier mit mir passieren würde, doch was immer es auch war, Ruffy und die anderen sollten mich vergessen! Doch wie ich meine Freunde kannte, würde das nicht so einfach sein.

Sie sollten endlich weiter!!

Ich saß immer noch auf dem Boden, hatte aber aufgehört zu weinen.

Ich wollte nicht weg, aber ich musste! Jemand wartete darauf, dass ich kam und diesen jemand durfte ich nicht länger warten lassen. Er hatte neun Jahre auf mich gewartet!

Langsam stand ich wieder auf und setzte mich in Bewegung.

Im normalen Tempo lief ich in die Richtung, in der mein Ziel lag... Der Berg von Colorful Island.


Auch nachdem Ally bereits aus dem Blickfeld ihrer Freunde verschwunden war, schauten sie verdattert auf die Stelle, wo sie sie zuletzt gesehen hatten.

„Was war das denn?", fragte sich Lysop fassungslos.

Nami schüttelte bloß den Kopf.

„Wir müssen ihr hinterher!!", meinte Sanji.

„Schnell!!", stimmte Zorro zu.

Die beiden wollten schon losrennen, doch Ruffy hinderte sie daran. „Lasst sie!!!"

Die beiden blieben verdutzt stehen und blinzelten ihren Käpt'n fragend an. „Aber, Ruffy! Ally..."

„Lasst sie!!", wiederholte er. „Sie wird ihre Gründe haben!!"

„Ruffy!", widersprach jetzt auch Nami. „Sie ist deine Schwester!! Du kannst doch nicht einfach..."

„Natürlich kann ich!!", schrie Ruffy. „Ich bin der Kapitän, ich entscheide hier!! Ally hat uns klar gemacht, dass sie mit uns nichts mehr zu tun haben will, dann laufen wir ihr auch nicht hinterher und betteln sie auf Knien an, zurückzukommen!!!"

Er drehte sich um und wandte seinen Freunden den Rücken zu. Sie sahen, dass seine Fäuste geballt waren und dass er zitterte.

„So ist das!!", gab Nami wissend von sich. „Du kannst es nicht haben, dass jemand nicht an dich glaubt!!"

Auch Lysops Miene hellte sich auf. „Natürlich!! Vor allem, wenn derjenige, der behauptet, dass du es nicht schaffst Piratenkönig zu werden, deine Schwester ist!!"

„Du elender Sturkopf!!!", schrie Sanji Ruffys Rücken an. „Schluck deinen Stolz herunter!! Wir müssen Ally hinterher!!!"

Daraufhin drehte Ruffy sich wieder um und schaute jeden seiner Freunde wütend an. „Gar nichts müssen wir!!! Ich bin der Käpt'n, ich entscheide, was zu tun ist!!"

Mit diesen Worten stapfte er davon. Ein paar Meter von den anderen entfernt blieb er stehen, verschränkte seine Arme vor der Brust und würdigte ihnen keines Blickes.

Nami seufzte genervt. „Dieser...!!! Normalerweise wäre er ihr doch nachgerannt!!"

„Das liegt daran, dass Ally seine Schwester ist!", meinte Lysop weise. „Das hat ihn verletzt!!"

„Trotzdem verhält er sich unmöglich!!", knurrte Sanji.

Nami seufzte wieder und wandte sich an Muzu. „Tut uns leid, dass du das mit ansehen musstest, Onkel! Eigentlich sind immer alle gut drauf!!"

Muzu schüttelte abwehrend den Kopf. „Das liegt an der Insel! Ihr habt recht, sie ist trostlos! Ähm... Wenn ich das richtig verstanden hab, ist eure Freundin eine Nané?!"

Zorro wurde ein wenig misstrauisch. „Ja, wieso?"

Muzu ließ seinen Kopf ein wenig sinken und schüttelte diesen leicht. „Sie hatte recht... Sie ist da...", murmelte er kaum hörbar vor sich hin. Dann hob er den Kopf wieder. „Ich muss euch etwas erzählen, aber nicht hier! Kommt zu mir nach Hause, ich wohne nicht weit! Es will sowieso keiner mein Obst kaufen, da ist es nicht weiter schlimm, wenn ich den Stand schon früher schließe!"

Er schaute die Freunde abwartend an. Da keiner reagierte fügte er mit gesenkter Stimme fort: „Es hat mit eurer Freundin zu tun!"

Nami, Sanji, Lysop und Zorro zögerten noch, doch schließlich willigten sie ein.

Muzu schloss seinen Stand und sie wollten schon losgehen, als der Obstverkäufer plötzlich inne hielt. „Der Strohhut sollte auch mitkommen, es ist wirklich wichtig!" Er deutete mit seinem Kinn auf Ruffy.

„Komm mit, Ruffy!!", rief Lysop. „Es ist wichtig!!!"

Der Schwarzhaarige rührte sich nicht von der Stelle.

Nami zuckte mit den Schultern. „Sein Pech, wenn er nicht hören will!!"

Muzu öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch dann überlegte er es sich anders und schloss ihn wieder.

Zu fünft machten sie sich auf den Weg.

Nachdem sie schon einige Meter gelaufen waren, rührte Ruffy sich schließlich doch und trappte seinen Freunden mit grimmiger Miene und einigen Metern Abstand hinterher.

Muzu grinste zufrieden.

Nicht einer, sondern zwei (eine One Piece Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt