Kapitel 46: Zu viele Nebenwirkungen

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Es war leer in der Winkelgasse, kein Wunder, es war immer noch Weihnachten, Hermine fürchtete, dass die Apotheke ebenfalls geschlossen hatte, wie eine Vielzahl der Geschäfte in der Winkelgasse.
Das Schild an der Tür der Apotheke zeigte ‚geöffnet', was Hermine ein erleichtertes Seufzen entlockte.
Sie drückte die Tür auf, trat vorsichtig in den warmen Laden ein, es war ruhig, vermutlich war sie die einzige Kundin an diesem Morgen.
Umso besser, dachte Hermine, Zuschauer konnte sie bei diesem Thema wirklich nicht gebrauchen. Sie ging zögerlich zu dem Verkaufstresen und räusperte sich.
Ein alter Mann mit einer dicken Hornbrille lugte hinter einigen Regalen hervor, „ich bin sofort bei Ihnen", ertönte seine raue Stimme, Hermine schloss verzweifelt die Augen, sie hatte gehofft eine Frau wäre vor Ort.
Der hunzelige alte dünne Mann humpelte hinter den Regalen hervor, sein Gesicht war faltig, ein weißer Schnurrbart zierte seine Oberlippe, sein Blick war freundlich und offen.
„Frohe Weihnachten Miss, wie darf ich Ihnen helfen?", wollte er freundlich wissen.
„Ja, Frohe Weihnachten... ich.. ich habe ein kleines Problem.", sie schluckte, „Es geht um.. Verhütungsmittel"
Die Miene des Apothekers verzog sich keinen Millimeter, er sah sie weiterhin freundlich und offen an.
„Um Verhütungsmittel für... Vergangenes", konkretisierte sie, sprach aber immer noch kryptisch, zu ihrem Glück verstand der Mann, was sie wollte.
„Ich weiß genau, was Sie meinen, einen Moment.", er humpelte langsam zu dem hintersten Regal, was Hermine beinahe schon leid tat, nach einer Weile kam er zurück.
„Das ist ein Pille für... Vergangenes... der letzte drei Tage", erklärte er, Hermines Gesicht hellte sich auf, „perfekt!"
„Vielleicht sollten Sie auch direkt etwas für das Zukünftige mitnehmen, damit Sie nicht wieder in Schwierigkeiten geraten.", bot er ihr an, Hermine errötete leicht, nickte dann aber.
„Ich habe eine Vielzahl von Tränken und Pillen, die ich Ihnen anbieten könnte, ich werde sie mal holen", kündigte er an, was Hermine wieder eine Pause verschafft.
Sie sah sich im Laden um und spürte plötzlich wieder diesen heftigen Druck in ihrem Kopf, wie schon an dem Tag, als Severus in ihren Geist gedrungen war, was er offenbar in diesem Moment tat, denn sie hörte seine dunkle Stimme in ihrem Kopf, ‚keine Tränke oder Pillen'
„Was? Warum nicht?", fragte sie sich selbst leise, ‚zu viele Nebenwirkungen', sie verdrehte die Augen, „es ist doch mein Körper", sagte sie genervt.
Sie spürte einen stärkeren Druck und keuchte leicht schmerzerfüllt auf, „ist gut, hör auf! Keine Tränke oder Pillen", knurrte sie und mit einem Mal war der Druck verschwunden.
Passend dazu kam der Mann mit allerlei Kram in den Händen wieder, sah sie freundlich an.
„Haben Sie auch etwas, was ich nicht zu mir nehmen muss?", fragte sie entschuldigend.
„Es gibt natürlich verschiedene andere Verhütungsmethoden, viele gute auch von den Muggeln, die Spirale, das Diaphragma, ein Hormonimplantat, die Drei-Monats-Spritze... aber das hab ich hier natürlich nicht.", er lachte leicht, als wäre das das Selbstverständlichste der Welt, dass er die Vielzahl von Verhütungsmethoden nicht in seiner Apotheke hatte.
Hermine sah ihn fast schon verzweifelt an, was er wahrnahm, „das einfachste habe ich Ihnen noch gar nicht angeboten.", er beugte sich leicht unter den Tresen und legte eine schlichte Verpackung auf den Tisch.
Sie sah auf die Verpackung, dann wieder zu dem Apotheker, „Kondome?"

Er lächelte und zuckte mit den Schultern, „seit Jahrhunderten eine beliebte Methode, natürlich heutzutage perfektioniert. Schützt vor Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften."
„Es bleibt mir ja nichts anderes übrig", meinte sie resignierend, Ron hatte sich strikt geweigert Kondome zu verwenden, er war der Meinung, dass die Intensität des Aktes dadurch zerstört würde, zum jetzigen Zeitpunkt hätte ihm Hermine gerne gesagt, dass sein ‚Akt' ein Griff ins Klo war, aber das war eine andere Baustelle.

Hermine bezahlte die ‚magische Pille danach' und die Kondome, verstaute alles in eine kleine Tasche und verließ dann schnell den Laden, ging wieder zu der dunklen Ecke vor der Nokturngasse.
„Was-"
Weiter kam Hermine nicht, denn Severus griff nach ihrer Hand und apparierte direkt mit ihr zurück nach Spinner's End, kamen vor der Tür zum Stehen und schob sie ins Haus.
„Was soll das?", sie befreite sich aus seinem Griff, sah ihn anklagend an.
„Du wirst beobachtet", sagte er kurz und knapp, stierte misstrauisch aus dem Fenster neben der Tür.
„Was?", sie konnte ihm nicht folgen.
„In der Winkelgasse..."
„Hast du jemanden gesehen?", fragte sie ängstlich.
„Ich muss niemanden sehen, um zu merken, dass jemand beobachtet wird.", er drehte sich zu ihr, musterte sie und die Tasche in ihren Händen.
„Was hast du gekauft?", wollte er wissen.
Sie zog die Jacke aus, holte das Gekaufte aus der Tasche und hielt es hoch, „die magische Pille danach, es gab dafür keine andere Lösung", sie sah seinen anklagenden Blick, „und... Kondome", ihre Stimme war genervt, „was hast du gegen Tränke und Pillen?"
„Sie haben einfach zu viele Nebenwirkungen. Glaub mir, was in diese Tränke reingemixt wird... das schadet auf Dauer einfach nur dem Körper. Genau wie die normale Pille bei den Muggeln, es kann nicht gesund sein den Eisprung zu unterdrücken...", er schüttelte den Kopf als könnte er nicht verstehen, wie sich Frauen so etwas freiwillig antun konnten.
Hermine lächelte leicht, „machst du dir etwa Sorgen?"
Er hängte seinen Umhang auf, hielt inne und sah sie an, „ob ich mir Sorgen mache?", wiederholte er skeptisch.
Sie fühlte sich, als hätte sie etwas Falsches gesagt und sah ihn schüchtern an.

„Natürlich mach ich mir Sorgen... ich möchte nicht, dass du deinen Körper irgendwie vergiftest.", sein Blick wurde weicher und liebevoll, beugte sie zu ihr und küsste sie, „Und jetzt können wir frühstücken."
Er ging in die Küche vor, bereitete das Frühstück zu, während sie die ‚Pille danach' mit einem großen Glas Wasser herunter spülte.
Ihr Magen grummelte, sie hatte wirklich Hunger, die ganze körperliche Betätigung in der Nacht und auch am Morgen machten sich bemerkbar.
Severus stellte viele Lebensmittel auf den Tisch, die Hermine nur zu gern alle auf ihren Teller legte, es war ruhig und friedlich.
Das Essen und der aromatische Kaffee verfehlten ihre Wirkung bei Hermine nicht, ihre Laune wurde wieder sehr viel besser und die Müdigkeit legte sich wieder auf ihre Knochen.
Sie gähnte, strubbelte sich kurz durch die Haare, „ich glaub ich muss mich gleich nochmal hinlegen."
„Ich dachte wir testen gleich deinen Einkauf", er schmunzelte.
Sie stand auf, lehnte sich an ihn, legte ihre Wange auf seinen Kopf und zog kleine Kreise über seine Schulter.
„Später... gönn mir eine Pause", sie lachte leicht, löste sich von ihm und ging durch den Flur ins Wohnzimmer.
„Ich kann sie auch schon mal alleine testen", rief er ihr hinterher.
„Mach, was du nicht lassen kannst", rief sie zurück, legte sich auf die Couch, zog die Decke über sich und kuschelte sich zusammen, schlief schnell danach ein.

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