Kapitel 87: Gewitter reinigen die Luft

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Hermine sah in den Himmel, große dicke fast schwarze Wolken schoben sich schnell über den Himmel, dazu zog ein kalter Wind auf, verdrängte die Wärme, die sich um sie gelegt hatte.
Sie wollte eigentlich nicht das machen, was er wollte, aber zu ihrer eigenen Sicherheit schwamm sie schnell zum Ufer, „Gucken Sie weg!", brüllte sie, er lief ihr entgegen, hob das Handtuch auf, wollte es ihr geben.
„Jetzt ist nicht die richtige Zeit um pikiert zu sein!", rief ihr zu, der Wind wurde schnell heftiger, peitschte den kalten Regen in ihre Gesichter.
Sie stürmte durch das Wasser, hielt sie die eine Hand vor den Schritt und den Arm um ihren Oberkörper, riss ihm das Handtuch aus den Händen und funkelte ihn wütend an, „lassen Sie mich in Ruhe!", wickelte das Handtuch schnell um ihren Körper und lief ins Zelt.
Severus stand wie bestellt und nicht abgeholt am Ufer, sah ihr perplex hinterher, ein greller Blitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donner riss ihn aus seiner Trance, er lief völlig durchnässt schnell zum Zelt, trocknete sich magisch und hoffte das Zelt würde den Sturm aushalten.

Hermine trocknete sich ebenfalls in ihrem Zelt, sie zauberte sich ihre Kleidung wieder an, hörte den Wind, der durch die Bäume pfiff und gegen die Wände des Zelts drückte.
Mit so einem Gewitter hatte sie nicht gerechnet, helle Blitze ließen Schatten über den Stoff der Wände tanzen und gleich durch den lauten Donner wieder erzittern.
Sie versuchte sich zu beruhigen, ihr würde nichts passieren, ihr konnte nichts passieren und sie hoffte, dass es bei Severus genauso war.
Ein plötzlicher Donnerschlag so laut wie eine Bombe schreckte Hermine auf, sie konnte sich den Schrei, der aus ihrem Mund drang, nicht verkneifen, sie hatte keine Angst, es war mehr ein Reflex, es hatte sich so angehört, als wäre der Donner genau über ihr gewesen.
Ein weiteres Geräusch an ihrem Zelt ließ sie erneut aufschreien, ein schwarzer nasser Haarschopf schob sich durch den Eingang.

„Was ist passiert?", fragte Severus besorgt, der Regen lief ihm über das Gesicht, sie sah das Geblitze im Hintergrund, der Wind, der die Bäume recht stark verbog.
„Nichts", gab sie verwirrt zurück.
„Warum schreien Sie?", wollte er genauso verwirrt wissen.
„Weil... ach egal...", sie schüttelte den Kopf, winkte ab, „Wären Sie so freundlich das Zelt zu schließen? Alles wird nass...", sie zog ihre Decken aus dem Regenradius und sah ihn anklagend an.
Er stieg ins Zelt, schloss es von innen, sie sah ihn fassungslos an, „ich meinte nicht, dass Sie reinkommen sollen!"
„Miss Granger bitte", fing er an.
„Sie machen alles nass!", protestierte sie, er trocknete sich magisch, schob sich weiter in die Mitte.
„Besser?", wollte er genervt wissen.
„Nein! Sie sind immer noch hier!", sagte sie anklagend.
„Miss Granger bitte-"
„Was bitte? Was ist? Was soll das hier?", sie gestikulierte wild, wollte sich nicht beruhigen, er rutschte noch ein Stück zu ihr, wollte ihre Hände vorsichtig festhalten.
„Lassen Sie mich!", brüllte sie, schlug ihm seine Hände weg, wie er ihr vor wenigen Tagen, fuchtelte weiter wild umher.
„Miss Granger!", Severus erhob seine Stimme, wollte diese kindische Diskussion endlich beenden und wie ein Erwachsener mit ihr reden.
Sie wurde immer wilder, ihre Hand traf mit einem Mal etwas Weiches, dann hörte sie ein Keuchen. Severus hielt sich das Gesicht, tastete an seiner Nase, sah eine kleine Blutspur und schloss die Augen, nur noch das Donnern und Blitzen erfüllte das Zelt.
Hermine sah ihn geschockt an, das wollte sie auf keinen Fall, „es tut mir leid!", stotterte sie, „Das war keine Absicht!"
„Sind wir jetzt quitt?", fragte er mit einem schmerzerfüllten Blick, strich sich über das pochende Auge.
Offenbar hatte sie nicht nur seine Nase getroffen, sondern auch das Auge und einen Teil der Schläfe, denn neben dem Pochen am Auge, spürte er einen aufkommenden Kopfschmerz.
Sie seufzte, zog ein Taschentuch aus einer Tasche und hielt es ihm hin. Er nahm es dankbar an, musterte es und stutzte. Auf weißen Stoff waren zwei Buchstaben sichtbar, SS.
„Das ist... mein Taschentuch", er war leise, musterte es wieder, richtete den Blick dann auf sie.
„Ich habe es Ihnen nicht gestohlen!", verteidigte sie sich leise.
„Ich vermute.. ich... werde es Ihnen gegeben haben?", er zog die Augenbrauen zusammen, wirkte sehr unsicher.
Sie nickte nur, er seufzte, wischte sich das Blut von der Nase und strich sich durch die Haare.
„Offenbar mache ich vieles nicht so, wie Sie es erlebt haben... oder?", er wirkte beinahe schon verzweifelt.
Was war richtig? Er wusste es nicht.
Und sollte er sich so verhalten, wie sie es wollte? Wohin würde es führen und was würde passieren, wenn er sich nicht so verhielt?

„Diese Situation ist für mich selbst neu... ich weiß nicht, wie wir es am besten angehen...", sie zuckte schwach mit den Schultern, „Ich hab nur Angst, dass sich alles verändert.", flüsterte sie leise, er glaubte fast sich verhört zu haben, denn der Wind rüttelte immer noch heftig an der Unterkunft und der Regen peitschte immer noch hart an die Wände.
Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen, sie strich sich über die Wangen, versuchte die Hitze, die mit den Tränen einherging, zu kühlen.
Severus legte den Kopf schief, es tat ihm wirklich leid, dass es ihr so ging, dass sie so verzweifelt war und unsicher, obwohl er sich genauso fühlte, mit dem einfachen Unterschied, dass er nicht wusste, was die Zukunft brachte, sie aber schon.
Severus... sei kein Narr, hör auf zu denken und nimm sie einfach in den Arm..., warf seine innere Stimme ein.
Er dachte nach, vermutlich würde sie ihn von sich stoßen, so wie er es immer tat und er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Sie würde seinen Trost nicht annehmen, probier' es einfach... was soll passieren? Geschlagen hat sie dich schon..., hielt die Stimme dagegen.
Er seufzte, gab dann dem inneren Drang nach sie in den Arm zu nehmen, rutschte noch ein Stück zu ihr, legte seine Arme um sie und zog sie nah zu sich.

Anders als erwartet schlug sie seine Arme nicht von sich, sondern ließ sich von ihm berühren, trösten.
Er wusste ja nicht, wie sehr sie seine Nähe vermisst hatte, wie gut es tat, von ihm in den Arm genommen zu werden, den Kräuterduft zu riechen, seine Wärme zu spüren.
Sie legte ihre Hände ebenfalls langsam an ihn, strich über seinen Rücken, drückte sich noch weiter zu ihm. Eine Welle von Wehmut und Sehnsucht mischte sich in sie, sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.
„Es wird alles wieder gut", flüsterte er, streichelte langsam über ihre Schultern und den Rücken, sie unterdrückte den Schmerz in ihren Schulterblättern. Das Prasseln des Regens, der Wind und die Geborgenheit seiner Arme zogen Hermine immer weiter in den Schlaf, sie war müde, erschöpft von dem ewigen Streiten und der Anspannung.
Sie war so froh, dass sie sich dieses Mal nicht stritten, dass er einmal für sie da war, ihr nah war, aber sie hatte Angst genau diese Nähe, die sie so benötigte, wieder zu verlieren.
Schweren Herzens löste sie sich von ihm, drückte ihn leicht von sich, vermied es ihm in die Augen zu sehen.

„Sie sollten gehen", flüsterte sie und schüttelte den Kopf.
„Ich gehe nirgendwohin", protestierte er sanft.
„Bitte", Hermine drehte sich von ihm weg, schlang ihre Arme um ihren Körper. Sie vermisste bereits jetzt seine Wärme.
„Ich lasse Sie nicht allein. Legen Sie sich hin, machen Sie die Augen zu...", forderte er immer noch sanft.

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