Kapitel 20: Offene Karten

2.2K 129 31
                                    


Hermine fing an zu lachen, versuchte ihren Fuß aus seinem Griff zu befreien, hibbelte und schrie lachend, „nein bitte", fiel schlussendlich von der Couch und landete auf dem Boden, krallte noch mit einer Hand die Decke fest, um ihren Oberkörper zu verdecken.
Ihre Wangen waren gerötet, sie schwitzte leicht, die Beine lagen noch auf der Couch, der Rest von ihr auf der Erde. Ihre Atmung beruhigte sich nur langsam, wurde von kleinen Lachern durchbrochen.
Er linste über die Couch nach unten, „was für ein Bild", hielt ihren Fuß immer noch fest in seiner Hand, fing langsam an ihn zu streicheln und zu drücken.
„Wird das eine Fußmassage?", fragte sie interessiert, musterte seine Handgriffe.
„Haben Sie etwas dagegen?", seine Bewegung stoppte.
„Nein, ganz und gar nicht!", sie legte den anderen Fuß ebenfalls dazu und schloss die Augen.

Seine Hände beschäftigten sich weiter mit ihrem Fuß, er strich darüber, drückte bestimmte Punkte an ihrer Sohle, löste Verspannungen, von denen sie überhaupt nicht wusste, dass sie vorhanden waren.
„Hmmm", es fühlte sich himmlisch an, sie legte sich entspannt hin.
Nach einer Weile nahm er den anderen Fuß, kümmerte sich um diese Verspannung, was Hermine wieder leicht aufstöhnen ließ, er musste leicht schmunzeln, wurde aber aus seiner Handlung gerissen als es klingelte.
„Erwarten Sie jemanden?", fragte sie vom Boden aus.
Er schüttelte achselzuckend den Kopf, legte ihre Füße auf das Sofa und ging durch das Wohnzimmer zur Tür, „vielleicht sollten Sie sich hinsetzen...", sagte er noch im Laufen, Hermine fand, dass der Boden jedoch sehr bequem war.
Severus öffnete die Tür, stand Arthur und Molly gegenüber, die beide ihren Augen nicht trauten.

„Du lebst! Hermine hatte recht Arthur!", brüllte Molly, drückte Severus an sich und brach beinahe in Tränen aus.
„Erstaunlich", sage Arthur verwundert und höchst erfreut, schüttelte seine Hand, nachdem Molly sich von ihm gelöst hatte und ins Wohnzimmer stiefelte, das Wohnzimmer! Hermine liegt auf der Erde, seine innere Stimme malte sich gedanklich die Katastrophe aus.
„Hast du auf der Couch geschlafen?", fragte Molly fast schon anklagend.
„Ja... warum?", er war ein wenig nervös, noch hatte er keinen aufgebrachten Schrei von Molly gehört.
„Weil deine Decke auf der Erde liegt", sie schüttelte den Kopf, hob die Decke von der Erde und faltete sie zusammen.
Severus sah sich fast schon panisch um, wenn die Decke hier liegen würde, bedeutete das, dass Hermine halb nackt irgendwo im Haus rumlaufen würde, er betete zu Salazar, dass sie sich irgendwo ein gutes Versteck gesucht hatte.
„Setzt euch", bot Severus seinen Gästen an, Arthur setzte sich vergnügt auf den Sessel, Molly auf die Couch.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Hermine wirklich recht hatte...", Molly musterte ihn, blieb an seinem Hals hängen.
„Hat sie nicht immer recht?", fragte er beinahe genervt.

„Ich mache mir Sorgen um sie... sie hat sich gestern von Ron getrennt, in den letzten Wochen war sie so... unglücklich...", Mollys Augen füllten sich mit Tränen.
„Warum sagst du mir das?", er zog eine Augenbraue nach oben.
„Sie war so glücklich als sie von dir erzählt hat... vielleicht kannst du sie dazu überreden wieder nach Hogwarts zu gehen und ihren Abschluss zu machen. Sie hat immer viel von dir gehalten als Lehrer", fügte Molly hinzu, als hätte Severus nicht längst durchschaut, was sie damit erreichen wollte.
„Ich soll... den Babysitter spielen?", er hoffte, dass Hermine es nicht hören würde, aber er musste Molly aus diesem Haus bringen.
„Severus, sie weiß im Moment selbst nicht was sie will. Sie war doch immer am glücklichsten als sie lernen konnte, oder nicht?"
„Ich glaube du unterschätzt Miss Grangers Talente und Interessen, sie kann sehr viel mehr als nur lernen...", langsam, aber sicher wurde er sauer, „Warum willst du sie unbedingt zu irgendetwas drängen?"
„Durch ihre Unschlüssigkeit hat sie sich von Ron getrennt!", protestierte sie.
Daher weht der Wind, er verhexte Molly innerlich, „ich glaube da gab es ganz andere Probleme", sagte er süffisant.
Molly zog die Augenbrauen zusammen, „hat sie mit dir darüber gesprochen?"
„Selbst wenn sie das getan hätte, es läge wohl kaum in meiner Hand offen mit dir darüber zu reden. Sie ist erwachsen, sie kann sich trennen von wem und warum sie will, ohne irgendwem Rechenschaft abzulegen.", er fand klare Worte für Mollys Einstellung.
„Ich finde Severus hat recht.", sagte Arthur, sah zwischen den beiden Streithähnen hin und her, „Und ich finde, wir haben ihn lange genug mit Problemen behelligt.", Arthur stand auf, klopfte Severus auf die Schulter und nickte, „Schön, dass du noch am leben bist."
„Danke Arthur", gab dieser leicht perplex zurück.
„Überleg es dir nochmal Severus", bat Molly ihn, schob sich dann mit einem matten Lächeln an ihm vorbei und verließ zusammen mit ihrem Mann das Haus.

Als die Tür ins Schloss fiel setzte Severus sich auf die Couch, spürte kurz danach zwei Hände an seinen Schultern, „ist die Luft wieder rein?", fragte Hermine grinsend.
„Haben Sie sich etwas angezogen?", fragte er bevor er sich umdrehte.
„Hab ich...", sagte sie augenverdrehend und kletterte über die Lehne des Sofas.
„Danke, dass Sie mich verteidigt haben.", sie lächelte freundlich.
„Danke, dass Sie sich versteckt haben...", gab er mit einem vielsagenden Blick zurück.
„Das hätte vermutlich komisch ausgesehen", sie lachte leicht, „Durch ihre Unschlüssigkeit hat sie sich von Ron getrennt", sie imitierte Molly und setzte haargenau denselben Gesichtsausdruck auf.
„Wie können Sie es wagen nicht zu wissen, was Sie wollen?", fragte er gespielt anklagend.
Sie lachte, ihr Blick flog über sein Gesicht, blieb wieder an seinen Lippen hängen, „dabei weiß ich ganz genau was ich will"
„So? Was denn?", fragte er unsicher, die Stimmung war wieder aufgeheizt, Severus schluckte.
Hermine näherte sich langsam seinem Gesicht, musste sich ein kleines Grinsen verkneifen, legte ihren Mund an sein Ohr und flüsterte, „auf jeden Fall eine weitere Fußmassage", dann lachte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck sah und sprang vom Sofa auf.
Severus atmete durch, stand auf und folgte ihr in die Küche.
„Also.. was machen wir heute?", fragte sie überschwänglich.
„Was... ich glaube Sie sollten gleich nachhause gehen.", sagte er skeptisch. Hermine zog eine Schnute.
„Ich habe noch einige Sachen zu erledigen.", schob er hinterher, „Wenn Sie wollen, komme ich... danach zu Ihnen"
„Dann koche ich heute", sie zwinkerte ihm zu.
„Das müssen Sie nicht tun..."
„Zweifeln Sie meine Kochkünste an?", fragte sie mit zusammengekniffenen Augen und musterte ihn.
„Sie sehen zwar nicht aus wie die typische Hausfrau, aber ein wenig kochen werden Sie mit Sicherheit können.", beruhigte er sie.
„Ein wenig...", sie legte den Kopf schief und nickte, „Was müssen Sie denn erledigen?", fragte sie neugierig.

„Das geht Sie nichts an", er schmunzelte leicht, schüttete sich einen Schluck frischen Kaffee ein.
Sie musterte ihn, verschränkte die Arme vor der Brust, „gehen Sie zu Ihrer geheimen Freundin?"
Er verschluckte sich an dem heißen Getränk und rang nach Luft, stützte sich an der Arbeitsfläche ab, „was?"
„Vielleicht sind Sie ja in einer Beziehung und verheimlichen es vor mir", sie zuckte mit den Schultern.
„Warum sollte ich das machen?", er strich sich über die Brust und klopfte leicht.
„Weil es mich nichts angeht", sie klopfte ihm leicht auf den Rücken, wollte damit den Husten bekämpfen.
„Da haben Sie allerdings recht...", sagte er kopfschüttelnd.
„Ich spiele gerne mit offenen Karten", gab sie zurück.
„Welches Spiel spielen wir denn?", er sah sie skeptisch an.
Sie lächelte nur, verließ dann die Küche und suchte im Wohnzimmer ihre Sachen zusammen, als er ihr immer noch verwirrt folgte zog sie sich bereits ihre Jacke an.

„Dann... bis heute Abend?", fragte er, stellte sich innerlich die Frage, warum er so darauf bedacht war wirklich den Abend bei ihr zu verbringen.
„Heute Abend, 18 Uhr?", wollte sie freundlich wissen.
Er nickte, „18 Uhr passt mir sehr gut."
„Gut, dann bis nachher und... sein Sie pünktlich.", sie gab ihm einen letzten vielsagenden Blick, öffnete dann die Tür, verließ das Haus und verschwand mit schnellen Schritten in eine Seitengasse, um von dort zu apparieren.
Was soll das heißen ‚sein Sie pünktlich', ich bin immer pünktlich, er schloss mit wirren Gedanken die Tür, und was meint sie mit offenen Karten... sie macht mich noch wahnsinnig... Severus bitte, du bist ein erwachsener Mann, sie ist 19 Jahre alt, beherrsch dich ein wenig, die Stimmen in seinem Kopf halfen nicht grade die merkwürdige Situation zu verbessern.
Er schüttelte genervt den Kopf, leerte den Kaffee in der Tasse und ging dann nach oben ins Badezimmer, um sich frisch zu machen.

Der Duft von Lavendel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt