Kapitel 14: Paranoia

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„Er trägt die Konsequenzen wenigstens.", Hermine zog die Augen zu Schlitzen zusammen, sie verstand nicht warum Ron so abfällig über ihn sprach.
„Ist ja auch seine Schuld", Ron zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen.
„Was willst du hier eigentlich?", fragte sie böse, sie hätte ihn am liebsten rausgeworfen.
„Du bist gestern einfach abgehauen, glaubst du nicht, dass wir uns Sorgen machen?", er sah sie ungläubig an.
„Oh... große Sorgen... deswegen kommst du auch jetzt erst.", sie verschränkte die Arme vor der Brust.
„Entschuldige, dass ich einer Arbeit nachgehe...", Rons Stimme bebte.
„Deine Arbeit ist dir auch wichtiger als irgendetwas sonst."
„Mine, ich kann nichts dafür, dass du nicht weißt, was du willst", er zuckte wieder mit den Schultern, was sie fuchsteufelswild machte, „aber wenn wir eine eigene Wohnung wollen, solltest du schon irgendeine Arbeit vorweisen..."
„Eine eigene Wohnung?!"
„Wir können nicht ewig im Fuchsbau wohnen", sagte Ron verwirrt.
„Vielleicht will ich gar keine gemeinsame Wohnung mit dir", sie ballte die Hände zu Fäusten, „du bist den ganzen Tag weg, machst Müll und Dreck wenn du wiederkommst und räumst nichts auf. Ich bin nicht deine Mutter."
„Harry und Ginny ziehen auch bald zusammen.", sagte er, er verstand wieder einmal nichts.
„Harry und Ginny sind auch glücklich", ihr Blick war strafend.
„Sind wir doch auch!", er stand auf, ging zu ihr und musterte sie.

„Nein, ich bin nicht glücklich...", sie schüttelte den Kopf, die Wut war vorüber, da war nur noch Trauer.
„Das liegt ja wohl nicht an mir...", er streichelte ihre Schulter, „ich bin doch immer für dich da. Ich liebe dich... lass uns nicht streiten.", er zog sie zu sich, umarmte sie. Als er sich löste drückte er ihr seine nassen Lippen wieder auf den Mund.
„Hör auf", sie drückte ihn von sich.
„Du bist viel zu angespannt, du machst dir viel zu viele Gedanken", er zog ihr ungeschickt den Bademantel vom Körper, zumindest versuchte er es, schob ihr Shirt hoch und wollte ihre Brüste beschlabbern.
„Ron! Hör auf!", sie löste sich von ihm und ging einen Schritt zurück.
„Was ist los? Du bist so komisch seit du das erste Mal von Snape geschwafelt hast...", er schüttelte sauer den Kopf.
„Ich will nicht mit dir schlafen, ist das so schwer zu verstehen?", Hermine zog den Bademantel wieder fester um sich.
„Das hast du noch nie gesagt", er musterte sie skeptisch, „Hat Snape irgendwas damit zu tun?"
„Was?! Du bist doch paranoid", sie schüttelte den Kopf, ging an ihm vorbei, er hielt sie am Arm fest und zog sie zurück zu sich.
„Hattest du was mit ihm?", sein Griff war fast schon schmerzhaft.
„Nein!"
„Lüg mich nicht an", forderte er mit lauter Stimme.
„Du lässt mich sofort los!", sie riss sich los und schob ihn aus ihrem Wohnzimmer zur Tür, öffnete sie magisch und schubste ihn raus, „Vielleicht sollte ich was mit ihm anfangen!", brüllte sie noch, bevor sie die Tür vor seiner Nase zuschlug. Ron polterte noch einige Male gegen die Tür, Hermine hörte ihn fluchen, dann war es ruhig. Sie ließ sich an die Wand fallen, legte den Kopf in den Nacken und rutschte langsam nach unten, hielt sich die Hände vor ihr Gesicht.

Was war das heute nur für ein Tag?
Erst schrie sie Snape an, der nun wirklich nichts für irgendetwas konnte und dann stritt sie sich so heftig mit Ron. Der Streit zeigte ihr noch mehr, dass irgendetwas an der Beziehung mit Ron falsch war. Irgendetwas stimmte nicht, George und auch Snape hatten sie gefragt, ob sie wirklich glücklich war, offenbar strahlte sie eine tiefgreifende Unzufriedenheit aus. Und ja, sie war unzufrieden.

Nach einer Weile stand sie auf, ging traurig durch den Flur, war schon fast am Wohnzimmer als es wieder klopfte, genervt lief sie zurück und riss die Tür auf, strafte mit einem bösen Blick den Störenfried, von dem sie dachte, dass es wieder einmal Ron wäre.
„Oh... Professor...", sie sah ihn verlegen an, er trug wieder seine typische Snape Robe mit dem wehenden Umhang.
„Hier", sagte er einfach kalt, zog einige Phiolen aus seiner Tasche und hielt sie ihr entgegen.
„Was ist das?", fragte sie verwirrt.
„Das sind Tränke für traumloses Schlafen, ich dachte Sie wüssten, wie die Tränke aussehen.", zog eine Augenbraue nach oben, „Offenbar hat der Schlafmangel ihr Gehirn lahmgelegt.", schob er nach, lächelte süffisant, diese Abneigung seines Wesens ihr gegenüber tat weh, sie spürte einen Stich in ihrem Magen.
„Warum geben Sie mir diese Tränke?", wollte sie traurig wissen.
„Ich will nicht riskieren, dass Ihre Unfähigkeit zu denken weitere Ausmaße annimmt und Sie irgendwann jemanden umbringen.", er betonte jede Silbe ganz genau, er war wieder ganz der Alte, genau das wolltest du doch!, warf ihre Stimme ein.
„Verstehe", sie nickte traurig, nahm die Phiolen entgegen.
„Natürlich", ein letzter Hieb seinerseits, ein letztes süffisantes, kaltes Lächeln, ein letzter Blick von oben, dann drehte er sich schwunghaft um, ging mit wehendem Umhang in Richtung Straße und löste sich in schwarzen Nebel auf.

Konnte der Tag noch schlechter werden? Seufzend schloss sie die Tür, ging zurück durch den Flur ins Wohnzimmer, schwenkte ihren Zauberstab, um die Weinflasche und ein großes Glas zu sich schweben zu lassen, goss sich das Glas voll und machte es sich auf der Couch bequem.
Sie stellte die Phiolen auf den Tisch, es waren um die 10 Stück, damit hätte sie vermutlich ein wenig Ruhe.
Warum hat er mir trotzdem die Tränke gebracht? Und ich schrei ihn auch noch an... man Hermine was ist nur los mit dir?
Sie fasste den Entschluss sich morgen zu entschuldigen, sie würde morgen früh zu ihm apparieren und um Entschuldigen bitten, dieses Verhalten war für Hermine nicht normal und gehörte nicht zu ihrer guten Kinderstube. Für heute ließ sie sich und auch ihm ein wenig Ruhe, zumal sie das Aufeinandertreffen mit Ronald verarbeiten musste.
Ihr wurde übel, als sie an sein Verhalten dachte und spülte die aufkommende Übelkeit mit einem großen Schluck Wein herunter. Stellte das leere Glas dann auf den Tisch, entkorkte eine Phiole und schluckte ihren Inhalt.
Sie legte sich bequem auf das Sofa, zog eine Decke über ihre Beine zu ihrem Gesicht und kuschelte sich in den Stoff. Nicht lange und Hermine war eingeschlafen, die quälenden Träume blieben fern, aber so gut wie am Mittag am See an seiner Seite schlief sie trotzdem nicht.

Lautes Poltern weckte sie am nächsten Morgen, sie fiel beinahe von der Couch, als sie verschlafen und hektisch aufstand, um zur Tür zu laufen. Mit kleinen Augen öffnete sie die Tür.
„Mine!", Harry war aufgeregt und laut, er rannte sie fast um, als er ins Haus stürmte.
„Warum weckst du mich so früh?", fragte sie gähnend und schloss die Tür, strich sich den Schlaf aus den Augen und folgte Harry ins Haus.
„Früh? Es ist 16 Uhr", sagte Harry perplex und drehte sich zu ihr um, „Geht's dir gut?"
„16 Uhr?!", sie war schlagartig komplett wach und schnell machte sich der Hunger bemerkbar.

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