Kapitel 108: Einen Schritt zurück gehen

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„Guten Morgen", flüsterte er, sie öffnete langsam die Augen, seufzte und streckte sich leicht.
„Guten Morgen", gab sie mit dieser verschlafenen und überaus verführerischen Stimme zurück, lächelte leicht, „geht es Ihnen besser?"
„Ja... fast wieder ganz intakt... nur noch ein leichter Husten.",
„Gut", sagte sie erleichtert.
„Sagen Sie bloß, Sie hatten Angst um mich wegen des kleinen Schnupfens", er zog eine Augenbraue nach oben.
„Kleiner Schnupfen?", wiederholte Hermine ungläubig und schüttelte den Kopf.
„Ich hab schon Schlimmeres durchgemacht", er schnaubte leicht, sie sah ihn anklagend an, „na schön... es war... schlimm.. aber nur an diesem einen Tag und ich danke Ihnen, dass Sie sich um mich gekümmert haben."
Sie nickte, schlupfte unter seinem Arm hervor und stieg aus dem Bett.
„Wo wollen Sie hin?", fragte er, setzte sich ebenfalls leicht auf.
„Duschen. Darf ich Ihre Badewanne benutzen?", fragte sie mit einem Lächeln.
„Tun Sie sich keinen Zwang an."

Hermine verließ das Schlafzimmer und ging ins Bad, zog sich schnell aus und stieg über den Badewannenrand nahm den Duschkopf und stellte das Wasser an.
Das warme Wasser floss schnell über ihren Körper, sie schloss die Augen wusch sich, schäumte ihre Haare ein und spülte den Schaum wieder von ihren Haaren und der Haut. Sie überlegte während sie das Wasser weiter über sich fließen ließ, vielleicht sollte sie einfach wieder in ihren Bungalow, sollte ein wenig Abstand zwischen ihn und sich bringen.
Sie befürchtete, dass diese ganze Annäherung viel zu schnell ablief, auch wenn sie wirkliche Gefühle für ihn hatte, vielleicht bildete er sich seine zu diesem Zeitpunkt, wenn er welche hatte, nur ein. Vielleicht war es dem Urlaub geschuldet und der andauernden Nähe, im wirklichen Leben, in der wirklichen Welt war dieses offensichtliche Interesse vielleicht nicht einmal halb so stark.
Als sie aus der Wanne stieg und sich abtrocknete, betrachtete sie sich im Spiegel, sie hatte eine gesunde leicht gebräunte Farbe, ihre Wangen waren rosa, ihre Augen strahlten und die Lippen waren zu einem schönen Lächeln geschwungen. Sie fuhr sich durch die immer noch nassen Haaren, strich sie nach hinten.

„Sie sind wunderschön", eine dunkle Stimme schreckte sie auf, er stand am Türrahmen gelehnt, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und musterte sie.
Hermine errötete als sie sich zu ihm drehte, er lachte leicht.
„Danke", sagte Hermine verlegen, „es hat einige Zeit gedauert, bis ich diesen Worten glauben schenken konnte."
„Ich werde es Ihnen so oft sagen, wie es nötig ist..."
Sie schüttelte schmunzelnd den Kopf, lief dann zu ihm, legte den Kopf schief und streichelte über seine Wange, „Sie sind ein guter Mann.", ging dann aus dem Bad und zauberte sich ihre Kleidung an.
„Miss Granger? Stört es Sie, wenn wir vielleicht in nächster Zukunft unser nächstes Ziel ansteuern? Dieser andauernde Regen schlägt mir wirklich auf das Gemüt", bat er dunkel, als er sich zu ihr umdrehte.
Sie lächelte schief und nickte, „vielleicht sollten wir uns etwas für Pan und Yai überlegen.. als Dank... vielleicht die Werkzeuge, die er braucht", sie dachte nach, „ich überlege mir etwas", verließ dann seine Hütte.

Sie lief über den Pfad zum Strand, auch wenn es regnete es war ein wunderbarer Ort an dem sie waren und sie hoffte, dass sie irgendwann wieder hierhin kommen würden, zusammen, wenn alles überstanden war.
Hermine zog Schuhe und Socken aus, stellte sich bis zum Knöchel in das Wasser, es war kalt, prickelte an ihrer Haut, sie spürte den Sand unter ihren Füßen. Ihr kam eine Idee, sie lief schnell zu der Rezeption.
„Pan?"
„Miss Hermine?", der junge Mann lief schnell zu ihr, verbeugte sich wieder und sah sie abwartend an.
„Können Sie fischen?"
„Fischen? Ja.. aber wir haben nicht die Möglichkeit dazu... warum?", er sah sie fragend an.
„Würden Sie gerne die Möglichkeit haben?"
„Wir haben nicht mal ein Boot... geschweige denn eine Angel.", er sah sie traurig lächelnd an.
Hermine nickte, sie würde den beiden ein Boot zaubern, vielleicht sogar aus dem angeschwemmten Treibholz und Angelmaterial, Werkzeuge.
Etwas was für Hermine nicht schwer herzustellen war, aber Yai und Pan das Leben um ein Vielfaches erleichtern würde.
Sie lief wieder zum Strand, fing an große und auch kleine Stücke Holz zu sammeln.
„Kann ich Ihnen helfen?", fragte Severus als er plötzlich hinter ihr stand.

*
„Auf drei ja? Eins, zwei, drei!", Hermine zählte und schwang dann zusammen mit Severus den Zauberstab, das gesammelte Holz, groß und klein fügte sich langsam zusammen, ein relativ großes Fischerboot mit einer einzigartigen Färbung, kleine Bänke fügten sich zwischen die Wände des Bootes, eine wasserabweisende Schicht legte sich auf das Holz, imprägnierte es, schützte vor den Elementen der Natur.
Kleine Paddel legten sich in das Bootsinnere, ebenso wie verschiedene Angeln und Körbe, Haken und Schnüre.
Severus zauberte verschiedene Werkzeuge für die immer wieder auftretenden Reparaturen.
Beide besahen sich ihr Werk, es war schön und nützlich und sie waren sich sicher, dass es genau das Richtige war. Sie brachten es in den Dschungel, ließen es unsichtbar werden und gingen zurück zum Bungalow.
„Wir geben es bevor wir den Portschlüssel benutzen, in Ordnung?", Hermine setzte sich auf die Erde, füllte sich einen Teller mit Yais Essen, Severus kam mit zwei Gläsern und einer selbstgemachten Lavendel-Holunder-Schorle, dieses Rezept hatte er sich bereits von der alten Frau geben lassen.
„Auch wenn ich froh bin, wieder etwas mehr Sonne zu sehen... dieser Ort wird mir fehlen.", seine Stimme war wehmütig, er seufzte schwer auf.
„Vielleicht kommen wir ja irgendwann wieder", sie zuckte mit den Schultern, lächelte ihn freundlich an.
„Das wäre wirklich schön", er nahm einen Schluck der Schorle, machte sich dann daran auch seinen Teller zu leeren.
„Welchen Gegenstand haben Sie genommen? Für den Portschlüssel..", fragte sie interessiert, schob sich eine weitere Gabel in den Mund.
„Eine Glasflasche, die an den Strand gespült wurde.", er deutete auf eine Flasche auf einem Regal.
Hermine nickte, nippte an ihrer Schorle, „ich freu mich... ich bin gespannt ob der Himmel wirklich so schön ist, wie Sie es sich wünschen."
„Morgen früh, wenn wir das Boot abgegeben haben geht es los. Haben Sie alles gepackt?", fragte er freundlich, nahm die leeren Teller und stellte sie auf die Arbeitsfläche.
„Alles gepackt", sie nickte, stand dann ebenfalls auf, „ich geh rüber, für so eine Reise muss ich ausgeschlafen sein.", sie lächelte, „Gute Nacht."
„Gute Nacht", er lächelte und nickte.

Als sie die Hütte verließ seufzte er auf, strich sich über das Gesicht, sie waren sich seit dem Tag an dem er so krank war, nicht mehr wirklich nahe gewesen.
Er suchte ihre Nähe, aber sie umging sie stets schmeichelhaft, zog sich geschickt und freundlich zurück, sie stieß ihn nie von sich, sie ließ ihn überhaupt nicht mehr nah genug heran, um ihn wegzustoßen.
Er wusste nicht warum, vielleicht wartete sie auf den richtigen Moment.
Aber was war der richtige Moment?
Und wofür überhaupt?
Für einen Kuss?
Für womöglich noch mehr?
Würde sie mit ihm schlafen?
Würde er mit ihr schlafen?
Alles was er wollte und jeden Tag mehr wollte war sie anzufassen, durch ihre Haare zu streichen, die Haut ihres Nackens zu spüren, ihre Lippen.
Mit schweren Gedanken duschte er sich und legte sich dann ins Bett, es würde nichts bringen die ganze Zeit darüber nachzudenken. Er legte sich ins Bett, schloss die Augen und versuchte an nichts denken, aber alles was er sah, waren die rehbraunen sanften Augen von Hermine und mit einem Lächeln schlief er ein.

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