Kapitel 106: Worauf warten?

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Severus war inzwischen wieder aufgewacht und hatte sich mit einer Schüssel Suppe auf die Kissen im Wohnbereich gesetzt, eine Decke war weiterhin um seine Schultern gelegt.
Er sah auf, als sie die Hütte betrat, ein warmes Lächeln hatte sich auf sein Gesicht gelegt. Hermine musterte ihn, zog die Schuhe aus und hockte sich zu ihm, fühlte seine Stirn, das Fieber war schon wieder gesunken, ein Glück... es wirkt..., dachte sie und atmete erleichtert aus, ließ die Hand wieder sinken.
„Was haben Sie in der Hand?", fragte er mit immer noch kratziger Stimme und beäugte sie neugierig.
„Eine Muschel... ich bin ein wenig umher geflogen... ich musste die Sonne mal wieder sehen", ein wehmütiges Lächeln schob sich auf ihre Lippen, „dann bin ich zum Strand und hab diese Muschel gefunden."
„Sie ist wirklich schön", sagte er begeistert, drehte sie hin und her, während er weiter die Suppe aß.
Hermine dachte kurz nach, die Muschel war wirklich schön, „ich schenke sie Ihnen", sie lächelte ihn an.
„Das ist nicht nötig", meinte er, hielt ihr die Muschel beinahe erschrocken hin.
„Ich weiß, dass es nicht nötig ist. Aber ich möchte sie Ihnen trotzdem schenken.", Hermine kicherte leicht, drückte die Hand mit der Muschel wieder weiter zu ihm.
„Danke", sagte er leise, sah weiter auf die Muschel, hielt sie dann an sein Ohr und schloss die Augen. Hermine beobachtete ihn dabei, er öffnete seine Augen, schmunzelte leicht, als er ihren Blick sah hielt ihr dann die Muschel hin, Hermine sah ihn fragend an.

„Das Meer", erklärt er, sie beugte ihren Kopf zu ihm, legte ihr Ohr an die Muschel und schloss ebenfalls die Augen.
Sie hörte das Meer rauschen, die Wellen, die an den Strand spülten, das Geräusch von Sand, der über Sand rieselte und von dem Wasser weggespült wurde, etwas Friedvolles machte sich in ihr breit. Sie öffnete die Augen, sah direkt in die schwarzen Diamanten, die weiter in sie drangen.
„Sie sollten von der Suppe essen... sie ist wirklich gut", meinte er leise und dunkel.
„Die Suppe ist für Sie", gab sie zurück.
„Es ist genug für uns beide da...", versicherte er ihr, gab ihr einen vielsagenden Blick.
Hermine nickte, stand auf, füllte sich eine Schüssel, erhitzte sie magisch und setzte sich wieder neben ihn. Er hatte seine Schüssel auf den niedrigen Tisch gestellt, zog die Decke wieder weiter zu sich und folgte ihren Handlungen.
Die Suppe war tatsächlich mehr als lecker, sie schmeckte gesund und würzig, eine Art Hühnersuppe mit einer kräftigen Brühe.
Hermine leerte die Schüssel schnell, stellte sie dann ebenfalls auf den Tisch und sah wieder zu ihm.

Irgendwie hatte die Stimmung sich zwischen ihnen verändert, es war lockerer, freundlicher, angenehm prickelnd, ein leichter Flirt lag in jedem Gespräch und sie hatte wirklich Lust diese Flirts ein wenig weiter zu treiben.
Aber vielleicht sollten wir warten bis er wieder gesund ist, dachte sie und nickte sich zu selbst zu.
„Warum nicken Sie?", fragte er leicht lachend.
„Ich habe mir selbst zugenickt..", sie lachte wieder, „um mich in meinen Gedanken zu bekräftigen."
„Und welche Gedanken müssen Sie bekräftigen?", er lächelte verhalten.
„Dass ich auf etwas warten sollte."
„Auf was denn?"
„Naja wenn ich es Ihnen sage, dann müsste ich nicht warten, oder?", sie schürzte die Lippen, um ein Grinsen zu verbergen.
„Also hat es etwas mit mir zu tun?", fragte er interessiert.
„Hat nicht immer irgendwie alles etwas mit Ihnen zu tun?", sie legte den Kopf schief, knabberte leicht auf ihrer Unterlippe.
„Fast alles", gab er nickend zu.
Sein Blick flog über sie, er musterte sie, dachte nach, er hätte sie gerne näher bei sich, wusste aber nicht wie er diesen Wunsch ausdrücken sollte.
Er entschied sich dazu sie einzuladen sich an ihn zu kuscheln indem er einen Arm von sich wegstreckte und ihr damit einen Platz an seiner Brust anbot.
Er war ein wenig nervös, hatte eher selten mit jemandem gekuschelt oder jemanden dazu eingeladen. Schon gar keine ehemalige Gryffindor, keine junge Frau, die für ihn so viel riskiert und aufs Spiel gesetzt hatte, wie sie; und er war nervös, weil er die Befürchtung hatte sie würde ablehnen.

Hermine sah ihn mit einem herzerweichenden Lächeln an, für andere war es eine einfache kleine Geste, aber für Hermine bedeutete es die Welt. Sie krabbelte zu ihm, legte ihre Arme um seinen Oberbauch, den Kopf an seine Schulter.
Er dankte Salazar dafür, dass sie das Angebot offenbar gerne annahm und sich so sehr an ihn schmiegte, legte den weggestreckten Arm wieder um sie und hüllte sie ebenfalls in die Decke ein, er lehnte seine Wange wieder auf ihren Kopf, legte die Nase an ihre Haare und nahm den lieblichen Lavendelduft auf, den sie wieder so intensiv verströmte.
Es war eine Wohltat in ihrer Nähe zu sein, sie in den Armen zu halten, zu wissen, dass er nicht allein war. Ob krank oder gesund, sie war immer da, sie war für ihn da und das alles schlug ihm just in diesem Moment ins Gesicht.

Sie war immer da.
Für ihn.

Er fühlte ein unaushaltbares Glück in sich, seine Zellen waren bis zum Rand mit Endorphinen gefüllt, er drückte sie noch weiter zu sich, strich über ihren Arm.
„Geht es Ihnen gut?", fragte sie sanft und leise.
„Besser", gab er zurück, räusperte sich, seine Stimme zitterte leicht, so ergriffen war er.
Hermine sah auf, sie hörte das Zittern, sie strich über seine Wange, seinen Hals und seine Narbe. Als sie an der Narbe ankam zuckte er leicht.
„Es kitzelt drum herum, oder?", fragte sie wissend, sie wusste was er fühlte, wenn sie ihn dort anfasste.
Er nickte, lächelte leicht, sie legte sanft ihre Lippen an seine Narbe, küsste die verheilte Haut, eine Gänsehaut legte sich auf ihn, er atmete tief und schnell.

Severus suchte ihren Blick, strich nun über ihre Wange, hob ihr Kinn sanft an, sodass sie ihm direkt ins Gesicht sah.
Langsam näherte er sich ihren Lippen, so wie sie vorhin im Bett. Sie ließ zitternd die Luft aus ihren Lungen und schluckte, „ich glaube wir sollten warten", sie konnte selbst kaum glauben, was sie da sagte. Sie lachte ungläubig auf, hielt sich dann die Hand vor die Stirn.
„Warten? Worauf?", fragt er ruhig.
„Dass Sie wieder gesund sind", meinte sie schmunzelnd.
„Da Sie es mir jetzt gesagt haben, müssen wir nicht warten... das waren Ihre Worte.", pochte er.
„Sie hören mir zu... ein Fortschritt", sie lachte wieder.
„Ich höre Ihnen oft zu", er nahm eine Strähne ihrer Haare und zwirbelte sie zwischen seine Fingern.
„Und was habe ich noch gesagt?", fragte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue, er sah sie abwartend an, „dass Sie gesund werden sollen."

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