Kapitel 264

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Als ich die Augen öffnete stand Isa am anderen Ende des Raums und sah mich an. Leise tränen suchten sich den Weg über ihre Wangen. Ich stand auf und ging auf sie zu, um sie in meine Arme zu ziehen. Ich hatte das Gefühl jetzt schon zu spüren, dass sie abgenommen hat. Meine Güte und das kann jetzt im Zweifel noch Wochen so weitergehen. Aber, es wär schön blöd nicht an Wunder zu glauben. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich zog Isa mit mir aufs Sofa. Sie setzte sich neben mich und ich nahm meine Gitarre. Ich schloss die Augen und begann zu Spielen.

Während ich sang legte Isa ihre Hand auf meinem Oberschenkel. Eine Geste, die von ihr ausgeht, ein gutes Zeichen?

Ich endete und legte die Gitarre neben mich und zog sie wieder in meine Arme. Isa zitterte leicht. „Ist dir kalt?", fragte ich und sah sie an. Sie starrte schon wieder nur an die Wand. „Ich mache dir ein Bad fertig.", sagte ich dann entschlossen und stand auf. Ich ging ins Badezimmer und ließ warmes Wasser in die Wanne. Ich gab ein bisschen was von Isas Duschgel rein, was anderes hatte ich gerade nicht. Dann ging ich wieder ins Wohnzimmer, wo Isa sich ein bisschen bewegt hatte. Ich hielt ihr meine Hand hin, sie griff nach dieser und stand auf. Wir gingen ins Badezimmer, wo Isa stehenblieb. „Du musst dich schon ausziehen.", schmunzelte ich leicht, doch Isa sah mich gar nicht an. „Soll ich rausgehen?", fragte ich und Isa schüttelte den Kopf. Ich stellte mich vor sie und überlegte, ob ich das jetzt wirklich tun muss. Meine Freundin ausziehen, um sie in die Badewanne zu setzten. Scheinbar schon. Unsicher griff ich nach Isas Pullover und zig ihr diesen über den Kopf. Danach ließ ich ihr Shirt folgen. Auch ihre Jogginghose hatte ich ihr schnell ausgezogen. Glücklicherweise zog sie sich ihren Slip selber aus und auch ihre Socken. Ich kontrollierte nochmal die Temperatur des Wassers, bevor ich Isa zu mir zog. Vorsichtig half ich ihr in die Wanne und sie setzte sich hin. „Möchtest du alleine sein, oder soll ich hier bleiben?", fragte ich und sah sie an. „Sing was.", gab sie heiser von sich. „Ich hol schnell meine Gitarre.", erwiderte ich und freute mich ein bisschen, dass sie wenigstens zwei Wörter geredet hat. Irgendwie komisch im Bad zu singen, aber wenn es hilft, dann würde ich für sie alles tun. Mit meiner Gitarre setzte ich mich auf einem Hocker ins Badezimmer und begann zu spielen. Numb, Hundert Leben, Nur ein Herzschlag entfernt und Wieder okay. Gut letzter mit Text, aber ich hatte das Gefühl, es passt gerade. Danach ging ich ins Schlafzimmer und holte Isa dicke Socken, eine Jogginghose, ein Shirt und einen richtig warmen Hoodie von mir. Ich half ihr aus der Wanne und sie zog sich zum Glück alleine an, bevor ich sie wieder ins Wohnzimmer brachte. Dort schaltete ich den Fernseher an und ging auf Netflix. Auf der Startseite tauchte die Doku 'Unsere Erde' auf. Warum nicht? Wenigstens nichts trauriges, dachte ich mir und startete. Ich ging in die Küche und machte mir noch ein Brot. Für Isa schnitt ich einen halben Apfel auf und legte ihn auf einen Teller, zusammen mir zwei Stücken dunkler Schokolade. Mit den Sachen ging ich zum Sofa und stellte beide Teller zwischen uns. Zu meiner Überraschung griff Isa vorsichtig nach meinem Brot und biss einmal minimal ab. Ich konzentrierte mich auf den Fernseher, denn sie zu beobachten wäre nicht gut. Nach einem weiteren kleinen Bissen legte sie das Brot wieder auf den Teller. „Möchtest du noch mehr?", fragte ich und sie schüttelte den Kopf. Ich nahm mir das Brot und aß es langsam. Im Augenwinkel sah ich, wie Isa noch zwei Stückchen Apfel und ein halbes Stück Schokolade aß. Besser als nichts. Als ich mir sicher war, dass sie fertig ist stellte ich die Teller auf dem Tisch und rutschte ein Stück dichter an sie heran. Sofort platzierte sie ihren Kopf auf meinem Schoß und ich begann ihr leicht den Kopf zu kraulen, während wir beide die Pinguine auf dem Fernseher beobachteten. Tatsächlich sahen wir uns die gesamte Doku an, bevor Isa sich aufsetzte. „Komm, Zähneputzen und ins Bett.", sagte ich und wir standen auf. Isa setzte sich im Bad hin, putzte ihre Zähne, nahm von sich aus ihre Tablette und cremte sich sogar noch ihr Gesicht ein, bevor wir uns ins Bett legten. Isa hatte den Pullover ausgezogen und kuschelte sich dicht an mich. „Alles wird gut. Er wird das schaffen.", flüsterte ich und spürte ihre stummen Tränen an meiner Brust. „Und ich bin immer für dich da.", ergänzte ich noch und hielt sie fest in meinen Armen.

Auch diese Nacht war wieder davon geprägt, dass Isa immer wieder wach wurde und danach von ihrer Erschöpfung übermannt wurde. Zwischenzeitlich schienen sie Alpträume zu quälen, aber sie redete ja nicht. Es tut weh meine Freundin so leiden zu sehen, aber was anderes kann ich gerade nicht machen. Mittlerweile war es kurz nach sieben und ich war wach, während Isa tief und fest schlief. Ich stand auf und zog mir meine Sportsachen über. Ich schnappte mir mein Handy und verließ leise das Schlafzimmer. Auf meinem Bildschirm ploppte eine Nachricht von Shayenne und eine von Amelie auf. In beiden war ein Screenshot enthalten und ungefähr der Inhalt. „Kennt ihr die? Die schreibt mir die ganze Zeit." Ich öffnete die Nachricht von Shayenne und sah den Screenshot an. Insta Direct. „Hey, mein Name ist Mäddy und ich bin eine Freundin von Isa. Sie meldet sich einfach nicht bei mir und ich komme nicht an Wincent ran. Ich mache mir wirklich Sorgen. Glaub mir bitte."


So, das war erstmal der Leseabend. Ich hoffe es hat euch gefallen. Morgen gehts weiter :)

Schicksal oder Pläne //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt