Kapitel 290

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Der nächste Tag war fast wie der davor, nur das wir jetzt einen Hund da hatten. Jeremy kuschelte viel mit dem Hund und ich hatte das Gefühl, er wurde wieder offener. Wincent war wirklich den ganzen Tag im Studio und ich sprach mich nochmal mit meiner Familie aus. Mitten in der Nacht kam er dann wieder und wir schliefen einfach nur noch Arm in Arm ein.

Am Morgen konnte ich erstmal entspannt mit Wincent kuscheln, da Gesa heute frei hat und sich somit um Jeremy kümmert. Goldi hatte sich mittlerweile auch ein bisschen an die anderen gewöhnt, sodass Paul heute morgen mit ihm raus wollte. Irgendwann schälten Wincent und ich uns dann auch aus dem Bett und machten uns fertig. In der Küche wurden wir schon von Gesa begrüßt und unterhielten uns einfach eine Weile, bevor wir begannen zu arbeiten. Jeremy lag mit Goldi auf dem Boden rum und es sah einfach nur süß aus. Irgendwann begann er viel zu husten und Gesa machte sich direkt mit ihm auf den Weg zum Arzt.

„Der Hund muss Weg.", hörte ich dann meinen Vater ins Wohnzimmer kommen und stellte mich instinktiv vor Goldi. Auch Wincent stand auf und spürte wahrscheinlich schon, dass das hier gleich vollkommen eskalieren wird. „So Isa, pack alles zusammen, wir bringen den Hund ins Tierheim.", sagte mein Vater bestimmt. „Nein, warum sollten wir?", ging ich sofort in die Angriffshaltung über. „Jeremy ist gegen Hunde allergisch, das geht so nicht.", wurde er direkt lauter. „Ihr habt Marie versprochen, dass ihr euch um ihn kümmert, damit er nicht ins Tierheim muss, das könnt ihr nicht machen.", schrie ich schon fast und merkte, wie mir die Tränen in die Augen steigen. „Dein Bruder ist ja wohl wichtiger, als ein verdammter Hund.", schrie mein Vater zurück. „Dann nehme ich Goldi, das ist mir egal, ihr kommt hier ja auch ohne mich klar.", brachte ich noch hervor, bevor ich mit Goldi aus dem Wohnzimmer stürmte. „Isa, bist du bescheuert?", hörte ich Wincent hinter mir. „Warum?", fauchte ich nur und zog mir meine Schuhe an, bevor ich aus dem Haus ging und Goldi anleinte. „Du kannst den Hund nicht nehmen. Du studierst, wir arbeiten, wir fahren auf Tour. Das geht nicht.", ratterte Wincent runter und lief mir immer noch hinterher. „Und deswegen soll er ins Tierheim? Nein, das lasse ich nicht zu. Ich finde schon eine Lösung und du wirst mir das erstrecht nicht ausreden.", schrie ich und die Tränen liefen mir über die Wangen. Ich hörte, dass Wincent stehen blieb, aber das war mir egal, ich ging einfach weiter. Nach bestimmt einer halben Stunde ließ ich mich einfach ins Gras fallen und begann wieder zu weinen. Das ist doch nicht deren Ernst, sie können den Hund nicht wie einen Gegenstand behandeln. Goldi platzierte seine Schnauze auf meinem Schoß und wir saßen eine Gefühlte Ewigkeit da.

Sicht Wincent

Die Situation überfordert mich dezent. Ich bin sehr harmoniebedürftig und echt geschockt, wie hart es in Isas Familie mehrmals am Tag krachen kann, denn das waren nicht die einzigen Streitigkeiten. Irgendwer stritt eigentlich immer, etwas, was ich von Isa nicht kenne und was auch nicht zu ihr passt. Nachdem sie weggelaufen ist zog ich mich erstmal in ihr Zimmer zurück und versuchte einen klaren Gedanken zu fassend, aber das klappte so gar nicht. Ich zog mir meine Sportsachen an und ging Joggen. Je weiter ich lief, desto klarer wurden meine Gedanken und ich verstand Isa. Ich habe Goldi auch schon ins Herz geschlossen und kann es auch gar nicht ab, wenn Tiere einfach abgeschoben werden. Ich war schon gut aus der Puste, weil er mehr rannte, als joggte, als ich Isa auf einer Wiese sitzen sah. Kurz zögerte ich, ging dann aber doch zu ihr und ließ mich neben ihr ins Gras fallen. „Wir machen das.", hörte ich mich dann auf einmal sagen. „Was?", fragte Isa irritiert und drehte sich zu mir. „Mit dem Hund, wir schaffen das schon.", wiederholte ich mich und war von Sekunde zu Sekunde zufriedener mit dem Gedanken. „Echt?", fragte Isa dann. „Ja, ich wollte eh schon immer einen Hund.", grinste ich und strich durch das verdammt weiche Fell des Hundes, unseres Hundes. Isa ließ sich auf meinen Schoß fallen und wir saßen noch ein bisschen da. 

„Musst du morgen wieder ins Studio?", fragte sie und sah zu mir hoch. „Ne, eigentlich sind wir fertig.", erwiderte ich. „Gut, dann fahren wir morgen früh.", sagte sie und ich sah sie mit großen Augen an. „Guck nicht so. Der Hund kann nicht bei Jeremy bleiben und ganz ehrlich ich will auch nicht mehr bleiben.", flüsterte sie und ich nickte. „Wir können auch heute Abend schon fahren.", sagte ich sofort, doch sie schüttelte den Kopf. „Lass uns lieber die Nacht noch vernünftig schlafen und vielleicht kann ich nochmal mit meinem Vater reden.", widersprach sie. Sie kann so erwachsen sein. Wir saßen noch ein bisschen rum, bis es ziemlich frisch wurde und wir langsam wieder zu Isa gingen. Dort fielen wir aber auch nur noch ins Bett und meine Freundin kuschelte sich fest an meine Brust.

Schicksal oder Pläne //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt