Kapitel 319

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Sicht Wincent

Es tat so verdammt gut Isa mein Herz auszuschütten und ihre Umarmung danach, sog ich nur so in mich auf. Sie brauchte nichts sagen, es reichte, dass sie da war und mir zuhörte. Nach einigen Minuten, aber trotzdem viel zu schnell, lösten wir uns wieder und Isa sah mir in die Augen. „Vielleicht finden wir eine Möglichkeit, dass du dieses Jahr noch spielen kannst.", lächelte sie. Am liebsten wäre ich komplett ausgerastet, aber irgendwas in mir zwang mich dazu es realistisch zu sehen. Niemals werde ich dieses Jahr vor Fans auf der Bühne stehen. Selbst wenn man ab Herbst wieder spielen darf, so sind alle Locations bereits ausgebucht. Ich werde ein verschissenes Jahr warten müssen. „Komm. Du machst jetzt das Beste aus den Tagen hier und schenkst deinen Fans ein geiles Online-Konzert, okay.", sagte Isa und sah mich an. „Oh ja.", schmunzelte ich und küsste sie nochmal. „Ich liebe dich.", flüsterte ich und verschwand dann wieder im Probenraum. Isa folgte mir natürlich, ich glaube sie hat mit Amelie Aufgaben getauscht. Die Jungs hatten sich schon gut eingespielt und so konnten wir direkt Proben. Nach Isas Worten konnte ich mich auch viel besser motivieren und genoss es sogar ein bisschen wieder mit den Jungs zu arbeiten. „Heute ist das Finale von The Masked Singer.", trällerte Benni irgendwann durch den Raum. „Ja Winni, musst du nicht langsam mal los.", lachte Manu. „Nein, aber eigentlich könnte ich die Fans noch ein bisschen ärgern.", schmunzelte ich und erntete sofort einen skeptischen Blick von Isa. Ich suchte mir einen kleinen Platz im Flur und schoss ein Selfie. Darunter schrieb ich etwas von der letzten Aufzeichnung und postete es in meine Story. Lasset Instagram eskalieren.

„Du liebst es auch deine Fans an der Nase herumzuführen.", lachte Isa, als ich sie das nächste Mal sah. „Ein bisschen Spaß muss sein.", grinste ich und zog sie zu mir. Wenigstens ein paar Sekunden Nähe, bevor die Arbeit mit den Jungs weitergeht.

Gegen 20 Uhr hatten wir dann schon gut was erreicht und beschlossen für heute Schluss zu machen. Amelie und die Jungs gingen in ein Hotel in der Nähe, während Isa und ich erstmal zu mir fuhren. Eher gesagt fuhr Isa hinter mir her. In meiner Wohnung angekommen hätte ich am liebsten einfach nur Zeit mit Isa verbracht, aber Kevin war ja noch da und es stand einiges auf unserer To-Do Liste. Wir gingen gemeinsam rein und Isa zog Goldi erstmal seine Weste aus und gab ihm Futter. Für den Hund ist das alles bestimmt auch noch Hammer ungewohnt. „Was essen wir?", fragte ich dann vorsichtig. „Ich hatte überlegt noch schnell Nudeln zu machen.", erwiderte Isa lächelnd. „Ich geb dich nie wieder her.", murmelte ich und zog sie in meine Arme. „Leute, ich bin auch noch da.", ertönte Kevins Stimme aus dem Hintergrund und ich musste lachen. „Noch ist nichts passiert.", grinste Isa frech und ging in die Küche. „Deine Freundin hats auch faustdick hinter den Ohren.", meinte Kevin und klopfte mir auf die Schulter. „Ja.", antwortete ich nur kurz und setzte mich zu Goldi. Dieser streckte sich sofort und ließ sich von mir streicheln. Was ist momentan nur los mit mir. Beim Essen saß ich einfach nur da, schaufelte meine Nudeln in mich hinein und hörte Isa und Kevin zu. Ich hatte keine Lust was zu sagen und vor allem hatte ich keinen Bock gute Laune zu haben. Nachdem ich den letzten Bissen runtergeschluckt hatte, knallte ich mich aufs Sofa und begann The Masked Singer zu schauen.

„Kevin?", hörte ich Isas Stimme, verstand aber nicht, was sie danach sagte. Er antwortete nur ein ‚klar' und rief dann Goldi zu sich. Wenig später hörte ich die Wohnungstür auf und zu gehen und Isa setzte sich neben mich. Sie nahm mir die Fernbedienung weg und schaltete den Ton aus. „Kevin ist mit Goldi draußen.", sagte sie leise. „Okay.", erwiderte ich nur. „Wincent.", begann Isa, doch ich unterbrach sie direkt. „Wenn du vögeln willst, ich hab keinen Bock.", sagte ich, stand auf und ging zum Kühlschrank. Dort schnappte ich mir ein Bier und öffnete es. „Nein Wincent, ich will mit dir reden.", sagte Isa sanft und ich wusste, dass, wenn ich mich jetzt umdrehe, sie genau hinter mir stehen wird. Ich stellte mein Bier ab und stützte mich mit beiden Händen auf die Arbeitsfläche. Ich will sie nicht ansehen. „Worüber?", presste ich hervor. „Ich will wissen, was mit dir los ist. Das heute bei den Proben, das war das Berufliche, aber es ist mehr, das spüre ich. Schon seit Wochen suchst du immer meine Nähe und du rastet ständig aus.", sprach sie ruhig und leise. Damit hatte sie genau meinen wunden Punkt getroffen. Die zwei Sachen, die mich in den letzten Wochen so aus der Bahn warfen. „Fuck", schrie ich und schlug mit meiner Hand auf die Arbeitsfläche. Ein Schmerz durchzuckte meinen Arm und ich ließ mich zu Boden sinken. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und saß zusammengekauert in der Küche. Isa war die ganze Zeit da, sie ist so ziemlich die einzige Person, die keine Angst hat, wenn ich ausraste. Sie setzte sich mir gegenüber und wartete einfach. Sie kennt mich einfach zu gut, sie weiß, dass ich gleich anfangen werde zu erzählen, obwohl ich ja selber eigentlich gar nicht weiß, was mit mir los ist...

Schicksal oder Pläne //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt