Kapitel 309

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Sicht Isa

Mittlerweile liegt Wincent auf der Liege und ich begutachte meinen Arm. Es ist einfach wunderschön, Enki kann wirklich gut stechen, denn meine größte Angst war, dass es unsauber ist. Aber jetzt ziert eine feine schwarze Linie mein rechtes Handgelenk. Darauf sitzt an der Arminnenseite ein kleiner Vogel und ein zweiter ist gerade dabei, davon zu fliegen. Lächelnd starrte ich auf mein Handgelenk und hatte gar nicht so wirklich Augen für Wincent, der gerade seinen zweiten Oberschenkel füllen ließ. Wincents Tattoo dauerte natürlich deutlich länger als meins, aber nach einer Weile fand ich es total spannend das alles zu beobachten. Irgendwann waren wir dann fertig, bezahlten und bekamen noch ein paar Tipps, bei denen Wincent schon gar nicht mehr richtig zuhörte.

„So, dann ab zu deiner Mum.", lächelte Wincent, als wir endlich ins Auto stiegen. „Ich hoffe sie bekommt keinen Herzinfarkt.", erwiderte ich grinsend. „Warum sollte sie?", fragte Wincent. „Gut... vom Hund weiß sie, aber dann direkt noch ein Tattoo.", sagte ich und sah ihn an. „Damit kommt sie bestimmt klar. Du bist erwachsen." Erwachsen. Ja, das bin ich, auch wenn ich mich manchmal noch nicht unbedingt so fühle. Wincent fuhr die Strecke zu meiner Mum blind nach Navi und wir landeten voll im Berufsverkehr von Hannover. Wincent regte sich schon ein bisschen über die anderen Autofahrer auf und ich versuchte ihn ein bisschen zu beruhigen, indem ich mit meiner Hand über seinen Oberschenkel strich. „Was ist er denn für ein Arschloch.", brummte Wincent und haute auf die Bremse. „Schatz, jetzt beruhig dich bitte, sonst fahre ich gleich.", erwiderte ich und Wincent wurde tatsächlich ein bisschen ruhiger.

Zwanzig Minuten später hatten wir es dann endlich zu meiner Mama geschafft. Wir hatten uns bei meinem Onkel im Garten verabredet, da ihre neue Wohnung nicht so groß ist. Wir stiegen aus und Wincent wollte sich schon alle Sachen schnappten, als ich mich vor ihn stellte und ihn festhielt. „Entspann dich bitte. Wir bleiben jetzt einen Moment hier und dann fahren wir nachher nach Hause, okay?", sagte ich leise und legte meine Hände an seine Brust. „Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, was los ist.", erwiderte er und sah zu mir. „Alles gut. Ich liebe dich.", flüsterte ich und legte meine Lippen auf seine. Wincent seufzte leise und entspannte sich merkbar. Wir lösten uns und ich holte Goldi aus dem Auto. Nach einer kurzen Streicheleinheit gingen wir dann zum Garten, wo meine Mama uns schon freudig erwartete. Natürlich wurde als erstes der Hund umfangreich begrüßt und ich nutzte die Gelegenheit, um mich nochmal ans Wincent zu kuscheln. Wenig später wurden wir dann aber auch von meiner Mama begrüßt und auch mein Onkel kam um die Ecke. Für Mitte April war es schon ganz schön warm und so hatten wir uns für einen Grillabend entschieden. Wincent saß mit meinem Onkel am Tisch und hatte Goldi neben sich liegen, während meine Mutter und ich drinnen alles vorbereiteten. Ich schnappte mir den Korb mit den Getränken und brachte ihn Raus. „Sven? Bier?", lachte ich und er nickte sofort. Ich reichte ihm die Flasche und sah dann Wincent an. Der warf einen Blick in den Korb und ich spürte, wie er mit dem Bier liebäugelte. „Du kannst auch trinken, dann fahre ich.", schmunzelte ich und hielt ihm die Bierflasche unter die Nase. Wincent lächelte mich scheu an, nahm dann aber doch die Flasche. „Du bist die beste Frau der Welt.", flüsterte er mir ins Ohr, als ich mich bückte, um Goldi zu streicheln. Verliebt lächelte ich zu ihm hoch und konnte in dem Moment nicht glücklicher sein. Mein Onkel kümmerte sich dann ums Grillen und wenig später saßen wir alle pappsatt am Tisch.

S: „So, jetzt erzählt aber nochmal, wie es genau zu eurem Hund gekommen ist."

I: „Naja. Du kennst Papa und Gesa doch. Heute ja, morgen nein. Sie waren kaum von der Idee mit dem Hund abzubringen und dann hat sich herausgestellt, dass Jeremy allergisch gegen Hunde ist. Dann sollte Goldi ins Tierheim und das konnte ich einfach nicht zulassen."

S: „So warst du schon immer."

W: „Stur oder was?"

Sv: „Ja, stur ist sie auf jeden Fall, genau, wie ihre Mutter."

I: „Hey. Ich kann mir unseren Alltag ohne Goldi mittlerweile schon nicht mehr vorstellen."

W: „Ich tatsächlich auch nicht."

S: „Momentan ist euer Alltag ja entspannt, aber wie soll das werden, wenn ihr wieder richtig arbeitet?"

I: „Mein Ziel ist es eigentlich ihn mitnehmen zu können und ansonsten findet sich schon was."

S: „So entspannt kenne ich dich gar nicht."

I: „Ich mich auch nicht. Meine Spontanität wird langsam echt schlimm."

W: „Ich bin nicht schuld."

I: „Gar nicht."

Ich musste lachen und sah zu Wincent, welcher immer noch verteidigend die Hände gehoben hatte. „Ich liebe dich, auch für deine Spontanität.", flüsterte ich leise und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Mein Tattoo hatte meine Mama zwar gesehen, hatte es aber irgendwie nicht kommentiert. Ich wette da kommt irgendwann anders noch was. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit meiner Mama und meinem Onkel, bevor wir beschlossen uns wieder auf den Weg nach Hause machten.

Wincent platzierte seinen Hintern freiwillig auf dem Beifahrersitz, auch wenn er nur zwei Bier getrunken hatte. Ich programmierte das Navi und fuhr dann los. Nach wenigen Kilometern erfüllte leises Schnarchen das Auto und zwar sowohl von der Rückbank, als auch vom Beifahrersitz. Mit einem dauerhaften Lächeln auf den Lippen lenkte ich den Wagen über die Autobahnen und lauschte der leisen Radiomusik. Trotzdem war ich froh, als wir endlich bei Wincents Wohnung ankamen und ich das Auto auf dem Hof parkte. Ich strich Wincent immer wieder über den Oberschenkel, bis er sich irgendwann bewegte. „Schatz, wir sind da.", lächelte ich und schnallte mich ab. Wincent öffnete die Augen und sah zu mir. „Hab ich wirklich die ganze Fahrt gepennt?", murmelte er und strich sich übers Gesicht. „Nicht nur du.", schmunzelte ich mit einem Blick nach hinten.

Schicksal oder Pläne //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt