Kapitel 262

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Isa sah mich direkt hilflos an und ich legte meinen Arm um sie.

I: „O..okay"

G: „Jeremy, er, ihm...", ihre Stimme brach.

I: „Was ist mit ihm?"

A: „Isa, du kennst Jeremys Krankheitsgeschichte und du weiß, dass seine Lunge damals einen Schaden davongetragen hat... Er er hat sich angesteckt. Er ist im Krankenhaus.", auch Isas Vater sprach beängstigend leise. Isa liefen die Tränen über die Wangen.

I: „Wie...wie geht es ihm."

A: „Isa, er liegt im Koma. Ich muss es dir sagen, wie es ist. Wir wissen nicht, ob er jemals wieder wach wird."

Isa begann in meinen Armen bitterlich zu weinen und ich war gerade einfach nur verdammt überfordert.

G: „Wincent, tu uns bitte den Gefallen und sei für sie da. Sobald es was Neues gibt melden wir uns, aber wir dürfen gerade nicht mal zu ihm."

I: „Nein, nein, das darf einfach nicht passieren."

A: „Isa... du darfst jederzeit anrufen okay?"

W: „Sie nickt. Wir melden uns."

G: „Danke Wincent."

Ich nahm Isas Handy und legte auf. Sie weinte einfach nur. Ich zog sie auf meinen Schoß, wo sie sich zusammen rollte. Mich interessiert brennend, was die Vorgeschichte ist, aber gerade braucht Isa Ruhe. Ich versuchte sie über eine Stunde lang zu beruhigen und irgendwann versiegten ihren Tränen langsam. „Komm wir gehen ins Bett.", flüstere ich. Isa bewegte sich nicht, weswegen ich sie hochhob und ins Bett trug. Genau in dem Moment fing ihr Handy an zu Piepen. Ich sah nach und stellte fest, dass es ihr Wecker für ihre Pille ist. Ich würde ihr das jetzt gerne ersparen, aber nach der OP ist es wichtig, dass sie die Tabletten wirklich regelmäßig nimmt. Ich ging also ins Bad und suchte das Blister. Mit der Tablette für den heutigen Tag und ein bisschen Wasser in ihrem Zahnputzbecher ging ich wieder ins Schlafzimmer. „Schatz, das muss jetzt leider sein.", sagte ich leise und hielt ihr die Tablette hin. Ohne ein Wort nahm sie diese und trank einen minimalistisch kleinen Schluck Wasser. Ich brachte den Becher wieder uns Bad und ging dann wieder zu Isa. Dort deckte ich sie zu und zog mir nur schnell meine Hose aus, bevor ich sie in meine Arme zog. Sie begann wieder zu weinen und ich fühlte mich so hilflos. Aber würde ich anders reagieren, wenn ich nicht wüsste, ob meine kleine Schwester überlebt?

Die Nacht war unruhig. Isa schlief zwar vor Erschöpfung irgendwann ein, aber wurde immer wieder wach und weinte immer wieder. Irgendwie war ich froh, als die Nacht vorbei war. Ich hielt Isa weiter in meinen Armen und wartete, bis sie aufwachte. Sie schlug ihre Augen auf und sah mich an. „Alles wird gut.", flüsterte ich und küsste ihre Stirn. Sie rollte sich zusammen und drehte sich von mir weg. Da ich Druck auf der Blase hatte, musste ich aufstehen. Ich nahm mir direkt Klamotten für den Tag mit und machte mich im Bad fertig. In der Küche kochte ich einen Tee und machte Isa ihr normales Frühstück. Ich brachte alles zu Isa ins Schlafzimmer, wo sie sich noch nicht bewegt hatte. Ich setzte mich auf die Bettkante und strich Isa über die Wange. Sie bewegte sich immer noch nicht. Was mache ich bloß? Nachdem ich auch echt Hunger bekam, gab ich Isa einen Kuss auf die Stirn und verließ leise das Schlafzimmer. Ich machte mir mein Frühstück und suchte verzweifelt nach einer Lösung, wie ich Isa helfen kann. Es gibt nur zwei Personen, die sie gut genug kennen. Hannah und Steffi. Da ich Steffi nicht voreilig beunruhigen möchte, schnappte ich mir mein Handy und wählte Hannahs Nummer.

H: „Wincent?"

W: „Ja Hannah. Ich brauche deine Hilfe."

H: „Was ist los?"

W: „Isas Vater hat gestern angerufen. Es ging um Jeremy. Er meinte irgendwie Isa wüsste ja, dass er ne Krankheitsgeschichte hat und er hat sich halt mit Corona infiziert und liegt jetzt im Koma, sie wissen nicht, ob er durchkommt. Seitdem redet Isa nicht mehr. Sie hat heute Morgen auch nichts gegessen, oder getrunken, kaum geschlafen, was soll ich machen?"

H: „Scheiße. Wincent, du musst ruhig bleiben, okay? Jeremy hatte Leukämie, da war Isa 14. Sie wussten damals auch nicht, ob er das schaffen wird. Ja, sie hat auch nicht mehr gesprochen und so weiter. Steffi hat sich damals viel um sie gekümmert."

W: „Ich will ihr doch nur helfen."

H: „Ich weiß. Sei für die da. Auch wenn sie nicht antwortet. Rede mit ihr, biete ihr immer wieder an, dass sie zu dir kommen kann. Vor allem zieh normal deinen Alltag durch, mach deinen Sport, deine Arbeit und alles mögliche."

W: „Aber... was ist, wenn... man fuck... wenn sie sich was antut?"

H: „Ich verstehe, dass die die Situation Angst macht, aber Isa würde sich nie etwas antun. Das hat sie damals gesagt und das ist auch immer noch so. Du kannst sie ruhig mal ein bisschen alleine lassen."

W: „Okay. Aber was mache ich, wenn sie weiter nicht isst und trinkt."

H: „Gib ihr immer nur kleine Portionen. Zum Beispiel ein Stück Apfel, auf keinen Fall den Ganzen. Leg ihr mal ein Stück Schokolade hin oder ein halbes Glas Wasser. Zeig ihr auch ruhig, wie sehr du dich um sie sorgst."

W: „Ich werde es versuchen."

H: „Du schaffst das. Und wenn was ist kannst du dich jederzeit bei mir melden."

W: „Danke Hannah."

H: „Kein Problem. Soll ich Steffi Bescheid geben?"

W: „Ja bitte. Ich werde mich auch versuchen, bei ihr zu melden, aber gerade muss ich erstmal selbst klarkommen."

H: „Ich weiß. Und stell dich darauf ein, dass Isa alle ihre Kontakte blockiert, außer Gesa, Axel und Paul. Sie hat Angst, eine Nachricht nicht mitzubekommen."

W: „Okay. Ich glaube das hat sie heute Nacht schon gemacht."

H: „Warte... ja, hat sie."

W: „Ich schau jetzt erstmal nach ihr. Ich melde mich die Tage bei dir."

H: „Gut. Ach so und mach Musik... Musik hilft ihr immer."

W: „Welche Musik?"

H: „Egal. Nutz dein Talent und jetzt geh zu ihr."

W: „Okay. Danke."

H: „Bitte."

Ich legte auf und atmete erstmal tief durch. Ich kenne Jeremy doch, das er so eine Geschichte hat, hätte ich echt nicht gedacht.

Schicksal oder Pläne //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt