Kapitel 236

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Sicht Isa

„...Du bist erst 20, du hast doch noch gar keine Ahnung vom Leben.". Das war definitiv der größte Schlag den Wincent mir je verpasst hatte. Am liebsten hätte ich sofort meine Sachen gepackt und wäre wieder nach Deutschland geflogen, aber das ging leider nicht. Stattdessen saß ich gerade einfach auf meinem Handtuch, starrte aufs Meer und die Tränen liefen mir die Wangen herunter. Ich spürte, wie Lisa vorsichtig ihren Arm um mich legte und ich ließ mich gegen ihre Schulter sinken. „Er kann so ein Arschloch sein.", murmelte ich und Lisa nickte. „Das können leider alle Männer. Aber glaub mir, auch wenn du es gerade nicht hören willst, er macht sich nur Sorgen um dich.", sagte sie leise und ich wusste, dass sie Recht hat. Ich versuchte mich ein bisschen zu beruhigen und schloss kurz meine Augen. „Gehen wir ins Wasser?", fragte ich Lisa dann vollkommen unerwartet. „Äh okay.", gab sie lachend von sich und stand auf. „Ich will endlich die Tränen aus meinem Gesicht haben.", lächelte ich schüchtern und wir gingen ins angenehm warme Wasser. Ich tauchte einmal komplett unter und wir schwammen dann eine Runde, bis wir die Jungs erblickten, die ebenfalls ins Wasser kamen. Ich hatte mittlerweile den Schmerz ein bisschen verdrängt und war auch nicht wirklich sauer auf Wincent, aber irgendwie war es deshalb so richtig komisch, als er auf mich zukam. Lisa sah mich einmal fragend an und ging dann nach meinem Nicken zu Paul. „Können wir reden?", fragte Wincent dann leise und stellte sich mir gegenüber. Zur Antwort nickte ich nur. „Hier oder wo anders?", fragte er weiter. „Hier sieht man meine Tränen nicht.", gab ich trocken zurück und er musste schlucken. „Isa... ich... es... Fuck, ich hätte das nicht sagen dürfen. Ich habe einfach nur Angst, dass ich irgendwie daran schuld bin, dass dein Leben nicht so läuft, wie du es dir vorstellst. Unsere Beziehung steht eh schon immer in der Kritik, weil du erst 20 bist und ich will es dir nicht verbauen. Das eben war eine Kurzschlussreaktion und absolut falsch. Ich freue mich wirklich, dass du hier bist und für mich bist du perfekt so wie du bist. Für mich bist du manchmal erwachsener, als ich selber... Du hast immer den Durchblick und vermutlich würdest du diese Prüfungen sogar mit Bravour bestehen, ohne zu lernen.", redete er ohne Punkt und Komma. Wir standen immer noch im Wasser und ich hörte ihm einfach zu. Ich merkte, dass er ziemlich fertig war und griff deshalb vorsichtig unter Wasser nach seiner Hand. „Ich habs mal wieder verkackt oder?", fragte Wincent dann leise und sah einfach nach unten. „Nein.", flüsterte ich leise und Wincent sah mich überrascht an. „Es war echt mies von dir, aber deswegen fliege ich doch jetzt nicht wieder nach Hause. Man hat auch mal verschiedene Ansichten in einer Beziehung und wir sind beide ziemlich stur.", lächelte ich und zog ihn vorsichtig ein Stück zu mir. „Lass uns jetzt die zwei Tage, die ich hier bin, genießen.", sagte ich und sah Wincent erwartungsvoll an. „Du bleibst?", sah er mich dann irritiert an. „Na klar, was dachtest du denn?", lachte ich und spritze ihm etwas Wasser ins Gesicht. „Was...wie?", stotterte Wincent vor sich hin. „Kannst du mich jetzt einfach Küssen?", fragte ich mittlerweile leicht genervt und zog ihn weiter zu mir. „Kein angepisst sein? Keine weitere Diskussion, dass ich sowas nicht hätte sagen sollen?", fragte er ungläubig. „Halt doch jetzt endlich mal die Klappe.", verdrehte ich genervt die Augen und zog ihn mit meiner freien Hand in seinem Nacken zu mir runter. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine und es dauerte nochmal einen Moment, bis er den Kuss erwiderte. „Ich liebe dich, du Trottel.", grinste ich dann und endlich konnte Wincent wieder lachen.

Langsam gingen wir wieder aus dem Wasser, wo Paul und Lisa uns grinsend beobachten. „Na, wieder alles im Lot.", rief Paul uns dann entgegen und Wincent nickte. Wir setzten uns wieder auf unsere Handtücher und ich ließ mich von der Sonne trocknen. Ab und an nickte ich immer mal wieder weg und war ziemlich froh, dass wir im Schatten lagen. Abends gingen wir dann wieder ins AirBnB und machten uns ein wenig fertig, um dann gemeinsam essen zu gehen. Wir entschieden uns für eine einfache Pizzeria, wo wir dann jeder eine Pizza aßen und ein bisschen quatschten. Danach gingen wir wieder zurück und machten uns direkt bettfertig, da ich total müde von der Reise war. Im Bett zog Wincent mich sofort in seine Arme und ich kuschelte mich an seine Brust. Allein seine Nähe zu spüren war gerade wundervoll, auch wenn mir unsere kleine Diskussion nicht aus dem Kopf ging. Ich muss die Prüfungen auf jeden Fall mit Bestnoten bestehen, um ihm zu zeigen, dass ich das alles unter einen Hut bekomme. Aber muss ich meinem Freund wirklich was beweisen? Wahrscheinlich nicht, aber die Prüfungen müssen einfach richtig gut werden.

W: „Woran denkst du?", murmelte er.

I: „An vieles."

W: „Welch konkrete Aussage."

I: „Ja sorry, meine Gedanken schwirren gerade einfach wild durch die Gegend."

W: „Alles gut. Ich freu mich einfach nur, dich hier haben zu können."

I: „Ich finde es auch schön hier zu sein."

Vorsichtig streckte ich mich zu Wincent und bekam einen liebevollen Kuss, bevor ich glücklich an seiner Brust einschlief. 

Schicksal oder Pläne //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt