Kapitel 267

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„Ich will nicht, dass ihr euch wegen mir streitet.", hörte ich Isas zarte Stimme neben mir. Leicht irritiert drehte ich mich zu Isa. Ich hatte mit meiner Mum oder Shay gerechnet, aber nicht mit ihr. „Das tun wir nicht. Ich hab nur überreagiert.", erwiderte ich ruhig und zog sie in meine Arme. „Schatz, die Situation ist für uns alle schwer und ich werde für dich da sein, okay. Ich möchte nicht, dass du dir wegen irgendwas Vorwürfe machst.", flüsterte ich in ihre Haare. „Womit habe ich dich nur verdient?", fragte Isa ziemlich leise. „Weil ich dich liebe.", erwiderte ich genau so leise. Isa sah zu mir hoch und unsere Blicke trafen sich. Ganz vorsichtig legte sie ihre Lippen auf meine, löste sich aber auch ziemlich schnell wieder. „Komm wir gehen essen.", sagte ich dann und nahm ihre Hand. Gemeinsam gingen wir wieder rein und ich setzte Isa schonmal an den Tisch. „Ich komme gleich.", sagte ich leise zu ihr. Meine Mum und Shay waren in der Küche, wo ich auch hin ging. „Shay, es tut mir leid, für mich ist das gerade auch eine schwere Situation. Ich wollte dich nicht so anmachen.", haspelte ich runter, sobald ich den Raum betrat. „Schon gut. Ich verstehe dich ja und jetzt lass uns essen.", sagte sie und nahm mich in ihre Arme.

Wir setzten uns an den Tisch und begannen zu Essen. Wie immer aß Isa nur ein paar Happen, aber solange sie überhaupt etwas isst ist es mir ziemlich egal. Meine Mum, Shay und ich führten ganz normale Gespräche, während Isa nur daneben saß. Nachdem wir fertig waren, stand Isa auf und setzte sich wieder aufs Sofa und sofort kamen die Katzen wieder. Schmunzelnd räumte ich mit meiner Mum den Tisch ab. „Ich denke, wir fahren dann gleich auch wieder nach Hause und kommen morgen nach dem Frühstück wieder.", sagte ich zu meiner Mum und sie nickte verständnisvoll. „Winc, komm mal her. Ich bin stolz auf dich. Du kümmerst dich so gut um Isa und versuchst nebenbei trotzdem noch deiner Familie gerecht zu werden. Pass aber bitte trotzdem auf, dass du dich nicht selber kaputt machst.", sagte sie und umarmte mich fest. „Danke Mum.", flüsterte ich und versuchte mir meine innere Verzweiflung nicht zu sehr anmerken zu lassen.

Nachdem ich mich auch von meiner Schwester verabschiedet hatte, fuhren wir wieder nach Hause. Dort machten wir uns nur noch bettfertig und gingen schlafen. Erstaunlicherweise war diese Nacht ruhig. Isa schlief durch und weinte nicht. Geht es wieder bergauf?

„Guten Morgen.", flüsterte ich, als Isa am nächsten Morgen in meinen Armen aufwachte. „Morgen.", kam es leise von ihr zurück. Sie griff nach ihrem Handy und hatte tatsächlich eine Nachricht von Axel. „Isa, alles ist gut. Jeremys Zustand ist stabil genug, dass sie ihn morgen aus dem Koma holen werden. Bitte bleib stark.", stand dort geschrieben. Eine Träne lief über Isas Wange, welche ich sofort mit meinem Daumen stoppte. Nachdem wir noch einen Moment gekuschelt hatten, standen wir auf. Isa wollte kurz duschen gehen, während ich in der Küche Frühstück machte.

Nach dem Frühstück fuhren wir zu meiner Mum und es war eigentlich alles, wie gestern. Ich unterschrieb Plakate, Shayenne half mir, meine Mum machte Buchhaltung und Isa saß schweigend mit den Katzen auf dem Sofa. Nachdem Shayenne und ich den Großteil fertig hatten, beschloss ich mich in der Küche mit dem Thermomix auseinander zu setzten. Mum hatte mir bereits alles hingestellt, also musste ich eigentlich nur noch den Anweisungen folgen. Als ich mir gerade einen Überblick verschaffte, kam Isa in die Küche. „Hey, alles gut?", fragte ich und war sofort alarmiert. „Ja, ich wollte mir nur die Show nicht entgehen lassen.", gab sie gewohnt leise, aber mit einem leichten Lächeln von sich. „Haha.", brummte ich, musste aber auch lächeln. „Setzt dich.", deutete ich dann auf die Arbeitsfläche und Isa kletterte hoch. Meine Güte, sie ist so schwach, dass das für sie schon die reinste Qual ist. Ich schenkte ihr ein bisschen Wasser ein und reichte ihr das Glas, was sie zumindest zur Hälfte austrank.
Isa beobachtete mich genau und schmunzelte wenigstens ab und an, auch wenn es nur über die Storys war, die ich nebenbei noch aufnahm. Als gerade alles kochte, stellte ich mich vor Isa und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Was sage ich denn jetzt? Eigentlich will ich sie nicht wieder an Jeremy erinnern. „Ich liebe dich.", holten mich Isas Worte aus meinem Gedankengang. „Ich dich auch.", erwiderte ich und sah sie unsicher an. Darf ich sie jetzt küssen? Fuck, seit wann bin ich so unsicher ihr gegenüber? Vorsichtig zog Isa sich an meinem Shirt näher zu sich und schloss ihre Augen. Ich legte meine Lippen sanft auf ihre, löste mich aber im nächsten Moment wieder, als das Wasser der Spätzle überkochte. „Mist.", murmelte ich und Isa kicherte leicht. Ich rührte um, machte alles wieder sauber und füllte dann das fertige Essen auf die Teller. „Wie viel möchtest du?", fragte ich Isa, die immer noch neben mir saß. „Stop", sagte sie leise, als ich gerade einmal ein paar Spätzle auf ihrem Teller hatten. Leicht resigniert gab ich ein paar Linsen und ein halbes Würstchen mit auf den Teller und trug dann alle Teller zum Esstisch. Isa folgte mir leise und setzte sich an ihren Platz. „Guten Appetit.", sagten wir alle durcheinander und ich musste lächeln, als ich auch Isas zarte Stimme hörte.

Nach dem Essen machten Shay und ich die letzten Plakate fertig, während meine Mum mein Chaos in der Küche beseitige und Isa auf dem Sofa saß. Zu meiner Überraschung tippte sie etwas auf ihrem Handy. Vorsichtig sah ich über ihre Schulter und stellte fest, dass sie mit Hannah schrieb. Erleichtert machte ich mich an die letzten Plakate, bevor ich mich neben Isa und meine Mum aufs Sofa fallen ließ. Shayenne wollte erst noch Duschen und dann dazu stoßen. Da wir auf jeden Fall mit dem Film noch warten sollten, unterhielten wir uns ein bisschen, bis meine Mum ein heikles Thema anschnitt.

A: „Wie geht es Jeremy denn?"

W: „Den Umständen entsprechend ist es wohl gut so, wie es gerade ist."

A: „Okay."

I: „Ich hoffe, er wird es schaffen. Er hat den Krebs besiegt, dann wird er auch mit dem Virus zurecht kommen." Ihre Stimme war nicht mehr, als ein Flüstern, aber das, was sie sagte, war so unglaublich stark.

A: „Da bin ich mir ziemlich sicher. Wenn er auch nur ein bisschen was, von seiner großen Schwester hat, dann ist er ziemlich stark."

W: „Und zäh."

Ein Lächeln zeichnete sich auf Isas Gesicht ab und ich zog sie in meine Arme. 

Schicksal oder Pläne //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt