Kapitel 350

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Sicht Isa

Nachdem Wincent und Angela weg waren, gab ich mein Bestes, um Shayenne ein wenig abzulenken. Wir quatschten über alles Mögliche, spielten mit Goldi und begannen irgendwann sogar ihm neue Tricks beizubringen. Shayenne hatte tatsächlich ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht und schien zu vergessen, warum wir hier gerade alleine waren. Irgendwann klingelte mein Handy und ich sah sofort, dass es Wincent war. Schnell ging ich auf die Terrasse und nahm den Anruf an.

I: „Alles gut bei euch?"

W: „Naja... wir sind jetzt bei dieser Melissa, die angeblich das Handy haben soll. Allerdings streitet sie alles ab und behauptet Shayenne denkt sich das alles aus. Die Eltern wissen nicht, was sie glauben sollen. Denkst du ihr könnt mit der Kiste herkommen?"

I: „Ich versuch sie zu überreden. Ich schreib dir nochmal, wenn wir unterwegs sind."

W: „Danke. Ihr wird hier niemand was tun."

I: „Bis gleich."

Ich legte auf und ging mit einem leicht unsicheren Gesichtsausdruck zu Shayenne. „Was ist los?", fragte sie sofort und hörte auf Goldi zu kraulen. „Diese Melissa streitet alles ab und es wäre ganz gut, wenn wir hinfahren und die Kiste mit den Briefen mitnehmen. Wir sind alle bei dir.", erklärte ich. Ohne ein Wort ging Shayenne nach oben und holte die Kiste. Sie zog sich ihre Schuhe und eine Jacke an und ich tat es ihr gleich. „Wenn es dir zu viel wird, dann gehen wir wieder.", sagte ich zu ihr und wir steigen ins Auto. Nach einigen Minuten Fahrt waren wir an der Adresse, die Wincent mir gegeben hatte. Shayenne folgte mir und wenig später standen wir alle im Wohnzimmer. Die Eltern hatten wohl vorher schon alles geglaubt, was Wincent und Angela gesagt hatten, aber spätestens jetzt gab es keine Ausreden mehr. Shayenne zeigte sogar ein paar der blauen Flecken an ihrem Körper und spätestens da verschlug es allen außer dieser Melissa die Sprache. Wincent war total wütend, das merkte ich, aber er beherrschte sich ziemlich gut. „Wo ist ihr Handy?", schrie jetzt der Vater das Mädchen an und stürmte dann nach oben, scheinbar in ihr Zimmer. Wincent ging hinterher, während wir unten stehen blieben und ich Shayenne in den Arm nahm. Man hörte oben immer wieder laute Diskussionen, aber irgendwann kam Wincent mit Shayennes Handy runter. Er gab es seiner kleinen Schwester, die sofort feststellte, dass alle Bilder noch da sind. Wenig später kam auch der Vater des Mädchens wieder runter und was er dabei hatte schockierte mich zutiefst. Es waren Bilder von meiner Wohnung. Von Außen, der Grundriss, wann ich da war, wann Hannah alles kontrollierte, wann sie leer stand. Mit Angst in den Augen sah ich Wincent an und er kam sofort zu Shayenne und mir. Wir haben hier echt in ein wahres Wespennest gestoßen. Die Eltern versicherten, dass es für Melissa Konsequenzen geben würde und baten nochmal von einer Anzeige abzusehen. Wir fuhren wieder zu Angela und ich merkte Wincent an, dass er verdammt wütend und innerlich aufgewühlt war. „Willst du Sport machen?", fragte ich leise. „Ich will euch nicht alleine lassen.", erwiderte er. „Quatsch. Hol dir deine Sachen aus dem Auto, nimm Goldi mit und geh laufen. Danach fahren wir nach Hause.", sagte ich und er nickte. Nur zehn Minuten später verabschiedete Wincent sich in seinen Sportklamotten und wir Mädels waren alleine. Wir sprachen eine ganze Weile über die Ereignisse und sicherten Shayenne nochmals unsere Unterstützung zu. Irgendwann schafften wir es dann aber uns von diesem Thema zu lösen und gaben uns mit ein bisschen Trash-TV zufrieden. Als Wincent wiederkam wollte er einfach nur noch nach Hause. Er verabschiedete sich von seiner Mum und seiner Schwester und wir fuhren in seine Wohnung, wo Wincent direkt unter der Dusche verschwand.

Ich räumte in der Zeit schon mal Wincents Sachen ein bisschen aus und ging dann ebenfalls ins Bad, um mich fertig zu machen. Wincent stand zwar neben mir, aber er sprach kein einziges Wort mit mir und das machte mir schon ein bisschen Sorgen, aber ich konnte gerade nichts machen. Wir legten uns ins Bett und waren beide an unseren Handys, als ich dieses Schweigen von Wincent nicht mehr aushielt. Ich legte mein Handy weg und sah ihn einfach an. Er wusste, dass ich das tat, aber er konzentrierte sich weiter auf sein Hand. „Schatz, was ist los? Ich ertrag diese Stille nicht.", flüsterte ich irgendwann. Wincent sah auf und statt der vorherigen Wut, sah ich in seinen Augen Angst und Schmerz.

Schicksal oder Pläne //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt