19

191 14 0
                                    

Er schien zu überlegen. „Riku, bitte rede doch mit mir", sagte ich. Doch er blickte nicht auf. Plötzlich fing er an zu schwanken und wurde ganz blass. Augenblicklich hatte ich Angst um ihn und ich wusste garnicht wieso. Ich ging sofort und ohne zu zögern wieder einen Schritt zu ihm und hielt ihn fest. Er sah mich nur für einen Moment an und kurz darauf beugte er sich nach vorn, um sich zu übergeben. Ich seufzte und hielt ihn fest. Er musste sich noch eine Weile übergeben, denn er hatte einiges getrunken. Das nächste mal musste ich definitiv besser auf ihn aufpassen. „Gehts wieder?", fragte ich als er sich langsam etwas beruhigte. Trotzdem war er ganz wackelig auf den Beinen und ich beschloss ihn nachhause zu bringen. „Ich bring dich nachhause Riku. Alles gut" Eigentlich musste ich es ekelhaft finden oder mich über ihn lustig machen. Und das hätte ich wahrscheinlich auch, wenn es nicht Riku gewesen wäre. Er tat mir einfach nur leid und ich wollte ihm helfen. Vorsichtig zog ich ihn fünf Meter weiter, damit er nicht andauernd den Geruch in der Nase hatte und setzte ihn dort ab. „Ich bin sofort wieder da! Warte hier", sagte ich. Wobei weit kommen würde er sowieso nicht in diesem Zustand. Ich ging schnell rein, um den anderen die Lage zu erklären und nahm Rikus und meine Sachen. „Bis dann Jungs, ich bring ihn nachhause und fahre dann selbst auch nachhause" Wir verabschiedeten uns und ich ging wieder zurück zu Riku. Als ich ihn sah, hatte er sich ganz offensichtlich nicht bewegt. Ich grinste leicht und hockte mich dann vor ihn. „Hey, sieh mich an" Riku öffnete die Augen und sah mich wirklich an. Er sah müde aus. Sehr sehr müde. Aber nicht, weil er Schlaf brauchte sondern da war noch etwas anderes. Es versetzte mir einen Stich, als ich diesen Blick sah. Ich hatte es an diesem Tag schonmal gedacht, dass er geheimnisvoll war. Und das Gefühl hatte ich bis jetzt immernoch. So wie er mich ansah, hatte mich noch keiner angesehen. Irgendwas in mir sagte mir, dass ich den puren Schmerz in seinen Augen sah. Ich schluckte und hielt ihm die Hände an. „Na komm, auf gehts nachhause" Ich rief uns ein Taxi und stützte ihn auf dem Weg zur Straße. Um diese Uhrzeit waren einige Taxen in der Innenstadt unterwegs, vor allem an einem Samstag. Durch Mikko, der Rikus Adresse im Handy hatte, wusste ich wo er wohnte und konnte es dem Taxifahrer mitteilen. Es dauerte nicht lange und Riku war an meiner Schulter eingeschlafen. Mich störte das absolut nicht, doch ich hatte das ungute Gefühl, dass ihm das morgen sehr unangenehm sein würde. Weil Riku offensichtlich in der Nähe der Innenstadt wohnte, waren wir schnell bei ihm angekommen und wir stiegen aus. Dem Taxifahrer sagte ich, dass er einen kleinen Moment warten sollte bis ich wieder da war. Dann stieg ich mit Riku aus, dieser war mittlerweile kaum noch in der Lage zu laufen. Nur schwer schafften wir es bis zur Tür, wo ich erstmal die richtige Klingel suchte. Es war zwar dunkel, doch ich konnte etwas erkennen. Der Lockenkopf wohnte in einem hohen Mietshaus, was sehr viele Wohnungen hatte. Es war eigentlich ein einfacher und langweiliger Klotz. Als ich überlegte, wie er nochmal mit Nachnamen hieß drückte Riku schließlich auf einer der ganzen Klingeln. „Rajamaa", nuschelte er. „Danke", sagte ich leise und wartete bis sich etwas tat. Eine Frauenstimme meldete sich mit einem „Wer ist da?" und es stockte mir der Atem. Ach richtig, seine Freundin. „Ich bin's Liv...", murmelte Riku wieder und sofort ertönte ein monotones Surren, sodass man die Tür aufdrücken konnte. Augenblicklich drückte ich diese auf und sah mich nach einem Aufzug um. Doch ich sah keinen. „In welchem Stock wohnst du Riku?" „Fünf..." Oh Gott. Fünf Stockwerke laufen? Ich konnte nämlich immernoch keinen Aufzug sehen. „Gibt es hier einen Aufzug?" Als Antwort schüttelte Riku nur den Kopf. Ich atmete tief durch. Also gut, los gehts. Auf dem halben Weg kam mir Rikus Freundin entgegen. „Gott Baby!", rief sie erschrocken und sprang die letzten Treppen hinunter. „Er hat etwas viel getrunken" erklärte ich ihr. Sie war sehr hübsch, kein Wunder. Seine Freundin war recht klein und quirlig mit Schulterlangen braunen Haaren. Diese hatten einpaar blonde Strähnen. Ansonsten war sie auch ziemlich schmal. Das konnte ich aber nicht genauer sehen, denn sie trug ein weites großes Tshirt an und nur Hausschlappen. Das Tshirt war bestimmt Riku. Als ich sie kurz beäugte dachte ich, dass sie gut zu Riku passt. Allein vom optischen her waren sie ein süßes Paar. Ich seufzte wieder leise. „Ja das sehe ich! Wer sind sie?", sagte sie etwas angepisst. „Eeyyy Liv entspann dich. Das ist Samu, mein Boss" Ich musste leicht grinsen. „Naja Boss ist das falsche Wort. Ich bin Samu Haber, der Frontman der Band Sunrise Avenue in der Riku jetzt als Gitarrist ist. Blöde Situation und hätte es mir schöner vorstellen können, doch schön dich kennenzulernen Liv" Ich hielt ihr eine Hand hin und sie schüttelte sie kurz. „Wirklich bisschen blöde Situation aber ich freu mich auch. Hilfst du mir noch ihn nach oben zu bringen?" „Ja klar, mach ich!" Als sie Riku ansah konnte ich ihre Sorge aber auch die Liebe sehen. Riku dagegen war mehr am schlafen, als dass er wirklich mithalf zu laufen. Mit vereinten Kräften zerrten wir ihn die Treppe hoch und in das Schlafzimmer. Viel erkennen konnte ich darin nicht. Wir legten ihn nur kurz auf das Bett. Sobald er lag, drehte ich mich um und wollte gehen. Wie sie ihm die Jeans auszog, wollte ich nicht sehen. „Danke Samu, vielleicht sieht man sich bald mal wieder", sagte Liv. Komischerweise war sie sehr freundlich zu mir und wirkte eigentlich nicht sauer. Eher überrascht, dass Riku in so einem Zustand war. Ich lächelte sie an, nickte und ging dann.

Teil 1: „Blackrose" Story🥀 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt