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Als der Krankenwagen kam mit dem Notarzt, war ich nur noch körperlich anwesend. Auch wenn meine Augen offen gewesen waren, so hatte ich kaum noch was gesehen. Starke Schmerzen breiteten sich in mir aus, die mir alle Sinne vernebelte. Ich merkte, wie Samu von meiner Seite gezogen wurde und ich Stück für Stück in ein schwarzes Loch fiel. Um mich herum hantierten die Ärzte und es schien so, als würden sie versuchen meinen Kreislauf wieder stabilsieren zu wollen, denn dieser war inzwischen ganz weit unten im Keller angelangt. Ein kleiner Stich in meine Hand weckte meine Aufmerksamkeit, diese wurde jedoch sofort wieder auf die beinahe unerträglichen Schmerzen gelenkt. Sie hatten mir einen Zugang gelegt und spritzen mir augenblicklich etwas. Am liebsten hätte ich was gesagt, doch ich war immernoch wie gelähmt. Ganz langsam entspannten sich meine Muskeln wieder und dann war alles schwarz. Ich fiel in einen tiefen Schlaf, frei von den quälenden Schmerzen. Ich bekam nichts mehr mit, ich fühlte mich dem Himmel näher als der Erde. "Riku kämpf!", sagte plötzlich eine mir so vertraute Stimme und ich hatte augenblicklich Tränen in den Augen. Ich versuchte mich zu bewegen und die Augen zu öffnen, doch noch immer umhüllte mich die Dunkelheit. "Ich hab keine Ahnung, was du getan hast aber du darfst jetzt nicht aufgeben. Riku du musst überleben. Endlich hast du dich öffnen können und eine neue Liebe gefunden. Das darfst du jetzt nicht direkt wieder beenden ohne das es überhaupt richtig angefangen konnte. Denk daran, wie du dich damals gefühlt hast. Willst du, dass es Samu auch so geht?". Nein. Das wollte ich nicht. So etwas würde ich niemals jemand anderen zu muten wollen. Es war eine Qual, die bis heute in meinem Inneren ruht. Die Sehnsucht und die Wunde riss wieder auf bei dieser wunderschönen Stimme. Aber Samu und ich hatten noch keine richtige Beziehung geführt. Wahrscheinlich liebte er mich noch garnicht richtig oder nicht so sehr, dass er nicht darüber hinweg kommen könnte. Lass mich bitte einfach hier bleiben. Langsam hellte sich diese grausame Dunkelheit wieder auf, doch noch immer konnte ich nichts sehen. "Ich wil nicht, dass du jetzt aufgibst, ich will dich leben sehen. Glücklich mit all der Liebe, die du verdienst. Also kämpf verdammt nochmal!". Selbst aufgebracht und wütend liebte ich diese Stimme. Wie sehr hatte ich es vermisst. Es klarte sich immer mehr auf und ich versuchte erneut meine Augen zu öffnen, doch noch immer versperrte mir die Dunkelheit den Weg und hielt mich davon ab. Dazu vermischte sich eine Art Nebel, der sich um mich legte. "Riku nein! Scheiße bitte kämpf! Das ist noch nicht deine Zeit. Du musst leben. Bitte Rick kämpfe. Lass dich nicht nach hier oben ziehen. Hier ist noch kein Platz für dich". Diese schreckliche Dunkelheit legte sich immer mehr und langsam ließen sich meine Augen wieder bewegen. Ich hatte zuruück zu meinem Körper gefunden, jedenfalls teilweise. Erleichtert darüber nahm ich einen tiefen Atemzug und versuchte zu blinzeln. "NEIN", brüllte die Stimme aufeinmal. "NEIN RIKU! Hör auf damit! Du darfst nicht her kommen. Nicht jetzt. Bitte nein, bitte". Sie wirkte immer verzweifelte und versuchte mich wieder wegzuschieben, zurück in die Dunkelheit. Doch ich wollte da überhaupt nicht mehr hin, da war ich so bewegungslos und allein, außerdem war es kalt. Vorsichtig blinzelte ich erneut, diesmal mit Erfolg. Ich sah ihn direkt vor mir stehen. Wir waren an dem See auf dem Steg und auch ich stand. Verwirrt blinzelte ich erneut. Hatte ich eben nicht noch gelegen? Da war ich mir sicher. "Riksa..", hauchte die Stimme. Schnell richtete ich meinen Blick nach vorne und augenblicklich schlug mein Herz wieder schneller und ich legte mir eine Hand auf die Brust. Doch dort bewegte sich nichts, ich spürte nicht den erwarteten schnellen Herzschlag. Ich konnte ihn doch aber so genau spüren, beinahe sogar hören. Wieso konnte ich ihn dann nicht unter meiner Brust spüren? Ein leichtes, verzweifeltes Lächeln legte sich auf seine Lippen und auch ich lächelte automatisch. "Pikku hiiri", flüsterte er. Ich nickte leicht und biss mir auf die Unterlippe. Da stand er vor mir, mein für immer jung gebliebener, 17- jähriger Engel. Schnell umschlang ich ihn mit meinen Armen und tatsächlich war ich ein Stück größer als er. War aber auch kein Wunder, immerhin hatte ich das Glück ein erwachsener Mann zu werden. Obwohl ich das oftmals garnicht gewollt hatte. Gerade, als sich seine Lippen sanft wieder auf meine legen wollten nach all den Jahren umgrub mich wieder die Dunkelhit. Viel schneller, als sie mich eben erst frei gegeben hatte. "So ist's gut Engel, geh zurück zu deinem Mann. Ich liebe dich Pikku hiiri". Die Stimme von ihm wurde immer leiser und er verschwand wieder vor mir, jetzt war er wieder nur die leise Stimme und schon umschloss mich wieder die Dunkelheit und auch die Stimme verschwand.

Teil 1: „Blackrose" Story🥀 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt