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Riku glitt, nach meiner Frage beziehungsweise eher Feststellung, dass es ihm nicht gut ging, ab in seine Gedanken. Er war so geheimnisvoll und das reizte mich. Wieso durfte ich das Bild nicht sehen? Wieso redete er darüber nicht? Und worüber dachte er jetzt so nach? Zu Beginn sah er unglücklich aus und am Ende hatte er ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Dennoch sah ich wie eine einzelne Träne sein Auge verließ und über die Wange kullerte. Ich sah ihn an und hatte das Bedürfnis sie wegzustreichen. Ich wollte ihn berühren und ich wollte wissen, was los ist. Doch das wäre unangebracht, alleine deswegen weil wir uns kaum einen Tag lang kannten. Plötzlich rührte sich Riku wieder und wischte sich hastig die Träne weg. Ich beobachtete ihn immernoch und folgte jeder seiner Bewegungen. „So", er stand vom Sofa auf. „Willst du noch was trinken?", fragte Riku plötzlich. Fragend sah ich erst ihn an und dann zu meinem vollen Glas Orangensaft, das auf dem Couchtisch vor mir stand. „Oh äh ja ich hol mir noch was" Und schon verschwand er in der Küche. Grübelnd sah ich ihm nach und konnte ihn durch die Glastür der Küche sehen. Er sprach mit Liv, die grade etwas zu essen schien. War war ihm bloß wiederfanden? Und hatte es etwas mit diesem Jungen auf dem Foto zutun? Ich sah mich wieder etwas um, in der Hoffnung noch ein Bild von Riku und ihm zu finden. Doch ich blieb erfolglos. Nur dieses eine Bild lag dort. Sonst keine Spur von diesem Menschen. Zumindest in diesem Raum. Während ich auf Riku wartete ging ich auf Instagram und suchte nach Rikus Profil. Ich wurde fündig unter dem Namen ‚rickriku'. Ich lächelte leicht. Rik. So hatte ihn Liv eben genannt. Ich mochte den Namen, er klang irgendwie süß. Ob ich ihn wohl auch eines Tages so nennen durfte? Während ich durch seine Bilder schrillte schweiften schließlich meine Gedanken an den letzten Abend nochmal ab. Wie Riku mir seine Meinung zu dem Sex mit der Frau sagte...noch nie hatte mir jemand sowas gesagt. Die meisten feierten es eher und meinten ich solle mir gönnen, solange ich noch jung bin. Und so sah ich das lange Zeit auch. Daher hatte ich schon einige im Bett. Egal ob Frau oder Mann. Ich hatte schon mit beiden Geschlechtern Sex. Doch als ich Rikus Meinung hörte, weckte es eine Stimme in meinem inneren, wie zuvor still gewesen war. Oder jedenfalls hatte ich sie immer verdrängt. Diese sagte mir, dass ich das lassen sollte. Ich würde dadurch auch nicht glücklicher werden. Und das stimmte. Meine letzte Beziehung ging in die Brüche, wegen meiner Arbeit. Sie wollte nicht, dass ich diesen Job machte. Ich konnte sie ja verstehen, aber es war immer mein Traum und ich konnte ihn endlich leben. Das was ich immer wollte und wo ich für gekämpft habe.  Wofür ich auch sehr viel Geld ausgegeben und Dinge geopfert habe. Doch der größte Fehler war es sie gehen zu lassen. Ich hatte sie wirklich geliebt. Und das wusste auch jeder, der uns kannte. Ich hatte sie so sehr geliebt und sie mich auch. Ich wollte mit ihr mein Leben verbringen und sie heiraten. Doch daraus wurde ja dann nichts. Die Stimme in mir war keine Stimme, sondern eigentlich mein gebrochenes Herz. Mittlerweile war das Beziehungsende schon wieder drei Jahre her und es schmerzte nicht mehr ganz so daran zu denken. Dennoch stimmte es mich traurig. Ich musste damit aufhören mit jeder oder jedem ins Bett zu steigen. Es würde sie mir auch nicht zurück bringen. Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken an sie loszuwerden. Ich hatte garnicht mitbekommen, dass Riku sich wieder zu mir gesetzt hatte und nun war er es, der mich beobachtete statt anders rum.

Teil 1: „Blackrose" Story🥀 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt